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Waldbad-Sauna sucht neuen Betreiber

Corona hat das Geschäft der Vorgängerin kaputt gemacht. Sie ist nicht die Erste, die das Handtuch wirft. Die SZ blickt zurück.

Von Steffen Gerhardt
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Vor fünf Jahren war die Sauna-Welt für Katrin Natusch (links) und Yvonne Klar noch in Ordnung. Zum 1. September 2016 haben sie die Sauna am Waldbad übernommen.:
Vor fünf Jahren war die Sauna-Welt für Katrin Natusch (links) und Yvonne Klar noch in Ordnung. Zum 1. September 2016 haben sie die Sauna am Waldbad übernommen.: © SZ-Archiv/Jens Trenkler

Die Stadt Niesky sucht einen neuen Betreiber für die Sauna am Waldbad. "Mal wieder", sagt sich der langjährige Sauna-Besucher. Denn die gut ausgestattete Sauna steht zwar am markanten Nieskyer Wasserturm, aber unter keinem guten Stern, wie ein Rückblick der SZ zeigt.

In diesem Jahr konnte die Sauna an der Plittstraße noch keinen Besucher begrüßen. Sie ist seit Jahresbeginn geschlossen. Betreiberin Katrin Natusch hatte immer noch gehofft, dass es wieder aufwärts geht und sich eine Karenzzeit bis Ende März gesetzt, aber die Saunabesucher fehlten ihr dazu. Da blieb ihr nur, das Saunahandtuch zu werfen und den Mietvertrag zu beenden.

Der Sauna fehlen die Besucher

Der Sauna am Waldbad fehlen die Besucher, um sie wirtschaftlich zu betreiben. Das war nicht nur zu Katrin Natuschs Zeiten so, sondern auch bei ihren Vorgängerinnen. Bei Frau Natusch kam noch die Corona-Pandemie dazu, die das Dilemma für sie verschärfte. Bereits im Jahr 2008, als die Stadtwerke Niesky die Sauna aus ihren in private Hände geben wollten, wurde das ein steiniger Weg. Die bisherige Angestellte Ramona Halke lehnte eine selbstständige Weiterführung ab.

Schon damals stand ein jährliches Defizit von 50.000 Euro zu Buche. Um bei null anzukommen, müssten die zu dieser Zeit rund 150 Saunagänger mehr als 300 Euro im Jahr für ihr heißes Vergnügen bezahlen, rechnete der damalige Bürgermeister Wolfgang Rückert vor. Das wollte und konnte die Stadt keinem zumuten.

Vom Waggonbau zum Wasserturm

Was sich seitdem kontinuierlich durch die Folgejahre zieht, ist, dass diese Sauna zwar ein treues Stammpublikum - vorwiegend von Nieskyer Senioren - hat, aber ihre Anzahl reicht nicht aus, um die Einrichtung kostendeckend zu betreiben. "Was mir fehlt, sind die Jüngeren", sagte Ramona Halke bereits vor 13 Jahren. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ihr Versuch, junge Muttis mit ihren Kindern für einen Saunabesuch zu begeistern, scheiterte am Desinteresse.

Zwar gelang es der Stadt, eine neue Betreiberin zu finden, aber das Urproblem konnte auch sie nicht lösen. Anke Poprawa übernahm zum 1. Januar 2009 die Waldbad-Sauna. Zuvor führte sie fünfeinhalb Jahre die Waggonbau-Sauna und gab sie mit dem Wechsel auf. Sie setzte gleichfalls auf ein jüngeres und familiäreres Publikum, bot den Saunagang auch den Nieskyer Kitas an. Anke Poprawa arbeitete von Anfang an allein in der Sauna, eine Angestellte konnte sie sich wirtschaftlich nicht leisten. Sie wollte so über die Runden kommen.

Nach gut sechs Jahren war auch für Anke Poprawa, inzwischen verheiratete Hänsel, Schluss. Am 31. März 2015 schloss sie für immer die Saunatür hinter sich zu, um sich mehr um ihre Familie zu kümmern und sich beruflich zu verändern. Ein weiterer Grund sind für sie die höheren Kosten gewesen. Saunabetreiber mussten an Mehrwertsteuer fortan nicht mehr nur sieben, sondern 19 Prozent an den Staat abführen. Die Sauna galt nicht mehr als Ort der Gesundheitsvorsorge, sondern als Wellnessbereich. Diese Erhöhung wollte Anke Hänsel nicht an ihre Kunden weitergeben. Denn die gestiegenen Strompreise führten schon zu höheren Eintrittspreisen. Kostete die Zehnerkarte 2009 noch 75 Euro, waren es fünf Jahre später 90 Euro. Die Fünferkarte stieg von 39 auf 50 Euro.

Seit diesem Jahr steht die Sauna am Waldbad leer. Die Stadt Niesky sucht wieder einen neuen Betreiber für das Objekt am Wasserturm.
Seit diesem Jahr steht die Sauna am Waldbad leer. Die Stadt Niesky sucht wieder einen neuen Betreiber für das Objekt am Wasserturm. © André Schulze

Die Idee mit einem Verein

Die Suche nach einem neuen Betreiber ging 2015 wieder los. Zwischendurch wurde die Idee geboren, einen Sauna-Verein zu gründen, der eigenständig das Objekt führt. Aber das blieb beim Wunschdenken, weil keiner das finanzielle Risiko auf sich nehmen wollte. Mit Nick Conrad kam doch noch ein Lichtstreif über Niesky. Der Görlitzer Fahrschullehrer, der auch in Niesky vertreten war, wollte sich vom Saunagänger zum Saunabetreiber verändern. Dank seines Engagements konnte eine Schließung erneut abgewendet werden.

Conrad investierte kräftig in die Sauna, ersetzte das sterile Weiß im Inneren mit warmen Farben, bevorzugte Holz statt Keramikfliesen und sorgte mit Fototapeten für ein exotisches Flair in Niesky. Sein Intermezzo war aber nicht von Dauer. Nur ein Jahr später zog sich der Fahrschullehrer aus dem Saunageschäft zurück - und die Suche nach einem neuen Betreiber ging wieder los.

Einen Nebenjob gesucht

Zwei Frauen trauten sich zu, die Waldbad-Sauna zu übernehmen: Katrin Natusch und Yvonne Klar öffneten die Wohlfühloase zum 1. September 2016. Wieder fiel den langjährigen Saunagängern ein Stein vom Herzen, als sie hörten, dass die Sauna für sie heiß bleibt. Viel Herzblut legten beide Frauen in ihre neue Aufgabe. Doch die Schere zwischen Betriebskosten und Besucherzahl konnten auch sie nicht verringern. Im Gegenteil: Im Sommer 2019 war die Sauna nur noch an zwei Tagen in der Woche offen und Katrin Natusch musste sich einen Nebenjob suchen, um finanziell über die Monate zu kommen.

Bereits zwei Jahre zuvor kämpften die Frauen um ihre Sauna. Die Stadtverwaltung hatte ein Parkverbot für Kraftfahrzeuge zwischen Plittstraße und Waldbad verfügt, weil diese Fläche zum Trinkwasserschutzgebiet der Stadt zählt. Erst mit einem sickerfesten Untergrund sollten die Stellplätze wieder nutzbar werden. Das Verbot brachte einen Abbruch vor allem an älteren Saunabesucher, weil sie vor der Sauna nicht mehr parken durften. Natusch und Klar sprachen bei der Oberbürgermeisterin vor, aber sie konnte auch kein Geld für neue Parkplätze aus dem Ärmel schütteln. Erst mit dem Ausbau der Plittstraße kamen 2019/20 neue Parkmöglichkeiten dazu.

Zwar hatten die Saunagänger wieder einen kurzen Weg, aber der Lockdown in der Corona-Pandemie sorgte für eine Schließung der Sauna. Nun ging für die beiden Frauen überhaupt nichts mehr. Der Einschnitt ist zu tief, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Im Frühjahr verabschiedeten auch sie sich aus der komfortabel eingerichteten Sauna am Waldbad.

Eine Alternative bleibt für Niesky

Nun fragen sich vor allem die Anhänger der Nieskyer Waldbad-Sauna: Wird es einen neuen Betreiber geben und wenn ja, ab wann? Aus dem Rathaus heißt es dazu, dass bis jetzt nur eine Interessenbekundung vorliegt. Auf den Saunagang in Niesky muss aber nicht verzichtet werden. Der Fitnessclub in der Fichtestraße verfügt ebenfalls über eine Sauna: bestehend aus Trocken- und Infrarotsauna. Für Abkühlung sorgt die angrenzende Kiesgrube. Zum 1. September kann die Sauna wieder öffentlich genutzt werden, zuvor ist noch eine Havarie zu beseitigen, sagt Fitnessclub-Chef Andreas Wende. Für ihn ist die Waldbad-Sauna kein Thema. Bereits 2008 sagte er zur SZ: "Für einen Privaten ist es fast unmöglich, diese Sauna kostendeckend zu betreiben."