Kleingärtner beschützen ihr Paradies

Niesky ist nicht nur eine grüne Stadt, sondern auch eine der Gärten. Die Stadt zählt zwölf Kleingärtnervereine, zwei davon im Ortsteil See. Diese zwölf Vereine verpachten 589 Parzellen. Nicht alle sind belegt, aber rechnet man das auf die Einwohnerzahl um, so hat theoretisch jeder 17. Nieskyer einen Kleingarten in der Stadt.
Nur Görlitz übertrifft im nördlichen Landkreis die Kleinstadt. Dort kommt auf jeden 13. Einwohner eine Parzelle. Kein Wunder, zählt die Neißestadt doch 70 Vereine für Kleingärtner. In der Regel sind das Familien oder Rentner-Ehepaare, die sich so ein grünes Kleinod gönnen. Wie beispielsweise Ramona und Heimbert Rütz. Sie haben seit zwölf Jahren ihren Garten in der Anlage "Süd" in Niesky. Nach "Nord" mit 115 Parzellen ist sie mit 98 Gärten die zweitgrößte in der Stadt.
Am Morgen und abends gießen
Alle Gärten lechzen jetzt nach Wasser, so wie die Felder der Landwirte oder die Wälder der Forstwirtschaft. Heimbert Rütz kommt bei dieser Trockenheit am Tag zweimal in seinen Garten, um die Pflanzen zu wässern. "Am wichtigsten sind jetzt die Tomaten und Gurken", berichtet der Nieskyer. Er gießt morgens und abends, denn in der Mittagszeit verbrennt das Gemüse in der Sonnenglut. Die Blumen sind jeden zweiten Tag dran.
- Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an sz.goerlitz@sächsische.de
Mit den Wassertonnen allein kommt er nicht hin. Sie sind schneller leer als mit Regenwasser wieder gefüllt, zumal die kleinen Dächer von Laube und Schuppen nicht viel Auffangfläche hergeben. Also bleibt nur die Wasserleitung, die in jedem Garten vorhanden ist. "Dieses Jahr werden wir mehr an Wassergeld zahlen müssen", ist sich der 65-Jährige sicher. Wie viel das sein wird, darüber führen Rützes kein Buch.
Wenig Regenwasser in der Tonne
Ein paar Gärten weiter ist Werner Böhm am Gießen seiner Hochbeete. Der Schlauch samt Brause ist an der Wasserleitung angeschlossen. 1.500 Liter Regenwasser kann er in seiner Plastiktonne speichern. Der Füllstand beträgt jetzt noch 30 Zentimeter - und kein Regen ist in Sicht. Der 84-Jährige, der zusammen mit seiner zwei Jahre jüngeren Frau den Garten bewirtschaftet, ist auf dem Laufenden, was seinen Wasserbedarf betrifft. "Im vergangenen Jahr haben wir knapp sechs Kubikmeter verbraucht. Jetzt sind es schon vier Kubikmeter - und da haben wir erst Ende Juli."
Damit nicht mehr Wasser als notwendig in die Erde fließt und versickert, haben sich Böhms für Hochbeete entschieden. In Holzkästen bauen sie ihr Gemüse an. "Zudem ist der Ertrag höher als im normalen Beet", ergänzt der Nieskyer. Er ist nicht der einzige in der Gartensparte, der diese rückenschonende Anbauform bevorzugt. Aber es gibt noch andere Ratschläge, die Früchte durch die Hitze zu bringen.
Abdecken mit weißen Tüchern
Eine Kleingärtnerin, die namenlos bleiben möchte, setzt auf weiße Tücher. Gerade bei Obststräuchern, die den ganzen Tag in der Sonne stehen, besteht schnell die Gefahr, dass nur noch Trockenobst an den Zweigen hängt. Weiße Bettlaken oder Tischdecken reflektieren das Sonnenlicht und dämpfen die Hitzeeinwirkung. Eine Methode mit Erfolg, sagt die Nieskyerin. Besonders, wenn das Thermometer 38 Grad anzeigt.
Um Wasser zu sparen, sollten die Gartenbesitzer auf Kulturen umschwenken, die nicht viel Wasser für ihr Wachstum benötigen. Die Landwirtschaft praktiziert das teilweise schon. Bei Blumen mag das möglich sein, aber wer seine Tomaten, Gurken, Erdbeeren oder Blattsalat ernten möchte, wird daran nicht viel ändern können. Dennoch hat ein Umdenken auch bei den Kleingärtnern aufgrund des Klimawandels begonnen.
Wasser für trockene Zeiten speichern
Frank Reimann ist der Vorsitzende vom Niederschlesischen Kleingartenverband mit Sitz in Görlitz. Dieser zählt 106 Mitgliedsvereine, die sich auf die Altkreise Niesky und Görlitz konzentrieren. Dass in den Vereinen irgendwo das Wasser knapp geworden ist, davon hat der Vorsitzende noch nicht gehört. Zumal die Mehrzahl der Gartenanlagen über eine zentrale Wasserversorgung per Leitung oder Brunnen verfügen. Aber der Klimawandel ist auch im Verband zu einem wichtigen Thema geworden, sagt Reimann.

Neben Ostsachsen ist besonders der Raum Leipzig von der Trockenheit betroffen, heißt es vom Landesverband Sachsen (LSK). "Das vergangene Jahr sorgte zum Glück für eine kurze Entspannung mit seinen Niederschlägen, sodass sich die Grundwasserstände etwas erholten, besonders in den Mittelgebirgen", erklärt Tommy Brumm, Präsident des LSK. Aktuell ist ein kluges Wassermanagement für die Kleingärtner wichtig, dabei sind Mischkulturen, die durch ihren natürlich dichten Wuchs den Boden vor Verdunstung schützen, von großem Vorteil. Weiterhin empfiehlt der Landesverband Mulch in verschiedenen Varianten als Verdunstungsschutz.
Aktuell wird das Sammeln von Wasser in Tonnen empfohlen. Andere Möglichkeiten befinden sich in Prüfung durch die verbandseigene Arbeitsgemeinschaft Recht. Die Überlegungen gehen dahin, in niederschlagsreichen Zeiten Wasser für trockene Zeiten zu sammeln. Zum Beispiel in Zisternen. Die Hürde ist, dass das Vergraben von Wasserbehältern baurechtlich möglich sein muss - und daran klemmt es noch.
Solarstrom statt teuren Strom
Wasserspeicher anzulegen ist das eine. Aber auch die steigenden Energiekosten beschäftigen die Kleingärtner. Das Schlagwort heißt Selbstversorgung, zum Beispiel mit Solarstrom. Das bedeutet, die Dächer der Lauben mit Solarpaneelen zu bestücken, die dem Kleingärtner den Strom für Kühlschrank, Fernseher und Pumpe im Gartenteich liefern.
So einen hat beispielsweise Ina Großmann in ihrem Garten. Dieser Tage hat sie erst den Besatz mit Steinen erneuert. "Das war erfrischend, in dem Wasser zu stehen", erzählt sie. Eine Pumpe sorgt für den Kreislauf des Wassers und dass die Fischlein Sauerstoff haben. Aber auch an dem kleinen Teich zeigt sich der Klimawandel: Das Verdunsten geht schneller vonstatten, als dass Regen den Teich wieder füllt.