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"Unsere Kinder sind seit Januar nicht einmal pünktlich zur Schule gekommen"

Der neue Busfahrplan sorgt im Schülerverkehr für große Probleme. Seine Erfahrungen schildert hier Adrian Eckhardt, Schulelternsprecher der Oberschule Rothenburg. Er hat eine klare Forderung an den Kreis Görlitz.

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Adrian Eckhardt (li.) ist Schulelternsprecher der Oberschule Rothenburg und erlebt die Probleme im Schülerverkehr hautnah mit.
Adrian Eckhardt (li.) ist Schulelternsprecher der Oberschule Rothenburg und erlebt die Probleme im Schülerverkehr hautnah mit. © André Schulze

Seit dem Oktober 2021 beschäftigt sich Adrian Eckhardt als Schulelternsprecher der Oberschule Rothenburg mit dem Thema "Taktbus" und dem Schülerverkehr für die Oberschule und dessen Schüler. Seine Erfahrungen aus diesen 14 Monaten hat er in einem Gastbeitrag für die Sächsische Zeitung zusammengefasst:

Ursprünglich sollte der neue Busfahrplan im Kreisnorden zwischen Görlitz und Weißwasser zum 1. Januar 2022 eingeführt werden. Aufgrund der großen Probleme wurde die Einführung durch Landrat Bernd Lange kurzfristig gestoppt und auf den 1. Januar 2023 verschoben.

Alle Probleme sind seit 16 Monaten bekannt

In der Zwischenzeit gab es viele Gespräche. Auch in Rothenburg gab es im Frühjahr 2022 einen Vororttermin mit den Vertretern des Landratsamtes, der Schulleitung und dem Elternsprecher. Die Besonderheiten der Schule mit zwei Unterrichtsgebäuden und der Beeinträchtigung durch die Dauerbaustelle an der Polizeischule wurden besprochen.

Hier wurde seitens des Landratsamtes und der Planer des Busfahrplans zugesichert, dass die Schüler pünktlich zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn an der Schule sind. Hier ist zu erwähnen, dass fast 170 Schüler täglich mit dem Bus zur Schule kommen. 140 Schüler treffen dabei auf dem Markt in Rothenburg zusammen und werden in zwei Bussen zur Oberschule gebracht.

Leider musste man mit dem ersten Schultag 2023 feststellen, dass die Probleme und Vorschläge in keinster Weise berücksichtigt worden sind. Zu dem Thema Taktbus hat man mittlerweile das Gefühl, dass - egal welche Einwände, Vorschläge und Beschwerden man vorbringt - diese am Landratsamt abprallen und mit Ignoranz gestraft werden.

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Alle Probleme, die jetzt mit der Einführung auftreten, haben wir vor 16 Monaten bereits als Elterninitiative, als Elternrat der Schule und als besorgte Eltern dem Landratsamt aufgezeigt und auch Lösungen vorgeschlagen. Im Schuljargon würde man zu dieser Arbeit an dem Taktbussystem sagen: Thema verfehlt, 6 setzen!

Die Kinder sind im Jahr 2023 noch keinen Tag pünktlich in der Schule angekommen - und wir haben bereits Februar. Sind so Werte wie Pünktlichkeit überhaupt noch zu vermitteln? Mittlerweile hat das Landratsamt eine Änderung zu einer Linie angekündigt. Dies löst aber keine Probleme an den Schulen. Man verweist hier auf formelle Genehmigungsverfahren, um größere Fahrplanänderungen umzusetzen.

Dies ist aus meiner Sicht eine Hinhaltetaktik um Wogen zu glätten. Der Taktfahrplan hat den Schülerverkehr komplett außer Acht gelassen und Leidtragende sind die Kinder und Schulen. Wenn ein System nicht funktioniert muss es angepasst werden - und das so schnell wie möglich. Man kann sich nicht hinter Verwaltung und Bürokratismus verstecken.

Busfahrplan hat auf allen Seiten Stress und Frust zur Folge

In der jetzigen Form löst der Busfahrplan nur Stress und Frustration aus. Die Nerven liegen bei den Busfahrern blank, weil sie ihren Zeitplan nicht einhalten können. Die Schüler sind frustriert, weil sie niemals pünktlich in der Schule sind beziehungsweise am Nachmittag vergeblich auf den Anschlussbus warten, statt ihren Hobbys nachzugehen. Den Lehrern geht die erste Stunde verloren, weil 90 Prozent der Schüler nicht rechtzeitig da sind. Die Eltern sind in Sorge, ob ihre Kinder heute überhaupt an der Schule angekommen sind oder wie so oft bei winterlichem Matschwetter irgendwo auf einen Anschlussbus warten.

Eltern, die einen Antrag auf freigestellten Schülerverkehr gestellt haben, und deren Kinder nicht an der zugeteilten Schule unterrichtet werden, bekommen vom Landratsamt einen zweiseitigen Brief mit Paragrafen und Richtlinien aus dem sinngemäß hervorgeht, dass der Antrag abgelehnt und ein Schulwechsel empfohlen wird.

Die Ländliche Region hat mit dem neuen Bus-System nun wieder einen weiteren Nachteil. Man wird weiter nicht auf das Auto verzichten können. Damit die Kinder pünktlich in der Schule sind, entstehen derzeit wieder "Elterntaxis". Berufstätige Personen fahren mit dem Auto zum Bahnhof, damit sie den Zug erreichen, denn auf den Taktbus kann man sich derzeit nicht verlassen. Ist das der Beitrag des Landkreises zu Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein? Die Korrektur des Taktbussystems und die Schülerbeförderung muss Chefsache werden!