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Nieskyer Tankstelle hat neuen Pächter

Bernd Hildebrandt führt die Geschäfte von Andreas Göppert fort. Ganz aufhören will der Nieskyer aber noch nicht.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Niesky. Es ist ein gewohntes Bild: Andreas Göppert steht hinter der Kasse und nimmt die Zahlungen der Kunden entgegen. Mit einer Einschränkung: „Das Sagen hat jetzt ein anderer“, bemerkt er schmunzelnd und schaut dabei Bernd Hildebrandt an. Er ist seit 1. Februar der neue Pächter der Total-Tankstelle in Niesky. Andreas Göppert ist seit diesem Tag offiziell Rentner, aber ganz kann er seinen Beruf noch nicht an den Nagel hängen. „Für ein paar Stunden am Tag bin ich hier im Dienst“, sagt er. Auch zur Unterstützung von Herrn Hildebrandt, der sich bei der Nieskyer Tanke erst noch einarbeiten muss.

Völliges Neuland betritt Bernd Hildebrandt nicht. Er führt im Cottbuser Ortsteil Ströbitz eine Tankstelle vom gleichen Mineralölkonzern wie hier in Niesky. „Die betrieblichen Abläufe gleichen sich in beiden Tankstellen, da brauche ich mich nicht groß umzustellen“, berichtet der 61-Jährige. Wie sein Nieskyer Kollege ist der Gablenzer schon seit DDR-Zeiten im Tankstellen-Geschäft. Nach seiner Laufbahn als Berufssoldat wechselte er 1988 in die Wirtschaft, arbeitete als Tankwart und führte schließlich zwei Minol-Tankstellen in Weißwasser. Eine in Richtung Boxberg und die andere im Neubaugebiet Weißwasser Süd. Sie ist aber inzwischen, wie viele der Neubauten, abgerissen. „So wurde ich vom Angestellten zum Pächter“, sagt er. Niesky sei für ihn ein Glücksgriff. Denn er war auf der Suche nach einer zweiten Tankstelle, und die fand er an der Görlitzer Straße.

Andreas Göppert ergänzt, dass der Wechsel lange vorbereitet war. Die Mineralölgesellschaft hat er schon vor einem Jahr informiert, dass er ab 1. Februar 2018 in Pension geht. Also blieb ausreichend Zeit, einen Nachfolger zu finden. Dieser hat nun die Nieskyer Tankstelle übernommen und sieht hier seinen Arbeitsschwerpunkt. „In Niesky bin ich von Gablenz aus in einer halben Stunde, bis Cottbus fahre ich eine Stunde“, rechnet Bernd Hildebrandt vor. Somit will er sein Objekt in Cottbus an einen anderen Pächter geben und sich auf Niesky konzentrieren.

Andreas Göppert war die Tankstelleninstitution für Niesky in Person gewesen. Viele seiner Kunden bedauern daher, dass sich das bekannte und freundliche Gesicht aus der Tankstelle verabschiedet. „Hinter mir liegen 47 Arbeitsjahre, davon 43 an der Nieskyer Tankstelle“, erzählt ihr Ex-Chef. Nachdem der französische Elf-Konzern den Minol-Betrieb der DDR übernommen hatte, begann auch für Andreas Göppert eine neue Zeit – als Pächter und Händler. Denn fortan verkaufte er nicht mehr nur Kraft- und Schmierstoffe, sondern auch Bockwurst, Bier, Haushaltswaren, Autozubehör und Dutzende Zeitschriften. Inzwischen macht der Shopverkauf rund die Hälfte seines Umsatzes aus. Dazu wurde die Tankstelle erweitert. Ein großzügiger Shop kam dazu, ebenso Waschplätze und eine Waschanlage für die Fahrzeuge. Sogar über eine eigene, rund 60 Quadratmeter große Autowerkstatt verfügte die Tankstelle. Sie steht aber seit Jahren leer und wartet auf einen Mieter. „Interessenten, die eine eigene Werkstatt aufmachen möchten oder Lagerkapazitäten suchen, können sich bei uns gern melden“, sagt Bernd Hildebrandt.

Was den Umsatz betrifft, dieser ist auf einem guten und stabilen Niveau, all die Jahre hinweg, bestätigt Göppert. Dazu trägt auch die gute Lage der Tankstelle in der Stadt Niesky bei. Zwar sei über die Jahre mit den Einkaufsmärkten nebenan und der in den 1990er Jahren gebauten Aral-Tankstelle an der Jänkendorfer Kreuzung Konkurrenz dazugekommen, aber bedrohlich für die Existenz wurde beides für die Tankstelle nicht. Auch, weil die Nieskyer ihrer Tanke die Treue halten, so Göppert.

In Cottbus ist die Konkurrenz der Tankstellen größer, sagt Bernd Hildebrandt. Da teilen sich mehrere Marken den Markt und die Kunden. Wie der bisherige setzt auch der neue Pächter auf den Verkauf der gebräuchlichen Kraftstoffe. Erdgas werde man nicht anbieten, zumal ein paar Hundert Meter weiter am Autohaus Henke eine entsprechende Betankung möglich ist. Und der Trend zur Elektromobilität? Den sehen beide Herren eher skeptisch: die Autos zu teuer, ihre Reichweite zu kurz und die Ladezeiten oft zu lang. Von Massentauglichkeit kann noch nicht die Rede sein. „Wir noch keine Nachfragen von Kraftfahrernnach Lademöglichkeiten“, ergänzt Andreas Göppert.