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Nikolai kann bald wieder sehen

Nach einem Spendenaufruf in der SZ schöpft ein fast erblindeter Ukrainer wieder Hoffnung. Und das gleich doppelt.

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Von Carina Brestrich

Königstein. Mehr als tausend Kilometer liegen zwischen der Sächsischen Schweiz und dem Westen der Ukraine. Und doch ist vielen Menschen hierzulande das Schicksal des Ukrainers Nikolai nahegegangen. Nachdem er den Krieg im Donbass überlebt hat, wohnt der 60-Jährige in einem Flüchtlingsheim im Westen des Landes. Fast erblindet durch seine Diabetes-Erkrankung und traumatisiert durch den Krieg hatte der mittellose Mann kaum noch Hoffnung. Bis jetzt. Denn nun kommt Hilfe aus Sachsen.

Kersten Tomusiak aus Königstein hat in den vergangenen Wochen Spenden gesammelt, um Nikolai eine Augenoperation zu finanzieren. Und tatsächlich: 920 Euro sind inzwischen auf dem Spendenkonto eingegangen. „Damit können wir zumindest die Operation für ein Auge bezahlen“, sagt Tomusiak. Regelmäßig reist der Königsteiner in die Ukraine. In der Stadt Khmelnitsky besucht er nicht nur seine Verwandten, sondern immer wieder auch Menschen, die Hilfe brauchen. Bei einem Besuch im Flüchtlingsheim lernte er Nikolai kennen.

Dass so viele für ihn spenden, dafür ist Nikolai sehr dankbar, erzählt Kersten Tomusiak, der mit Nikolai bereits telefoniert hat: „Er freut sich, dass es so weit weg Menschen gibt, die sich für sein Schicksal interessieren“, berichtet Kersten Tomusiak. Der Ukrainer sehe jetzt endlich wieder Perspektiven für sich, schöpfe wieder Hoffnung. Seine schlechte gesundheitliche Verfassung habe Nikolai zuletzt sehr zu schaffen gemacht. Ohnehin seien die Bedingungen für Flüchtlinge in der Ukraine schlecht, erzählt Tomusiak. Es gebe kaum eine soziale Betreuung. Und das Zimmer, das sich Nikolai wegen seiner schmalen Rente mit jemandem teilen muss, ist sanierungsbedürftig.

Aber auch das könnte sich ändern. Nach langer Suche und dank der Hilfe einer Bekannten von Kersten Tomusiak ist nämlich eine neue Bleibe für Nikolai gefunden. Nachdem ihm unter anderem ein Platz im Pflegeheim verwehrt wurde, weil die nötigen Dokumente im Krieg verloren gegangen waren, kann Nikolai nun in ein orthodoxes Kloster in der Wallfahrtsstadt Potschajiw umziehen. „Er wird aber kein Mönch, sondern wird in einem Nebengebäude untergebracht sein und von einer Pflegerin betreut“, berichtet Tomusiak.

Ende Dezember fährt der Königsteiner das nächste Mal in die Ukraine. Im Januar dann soll Nikolai am Auge operiert werden. „Ich habe mir vorgenommen, ihn in die Augenklinik nach Odessa zu begleiten“, sagt Kersten Tomusiak. Der Königsteiner hat Hoffnung, dass vielleicht schon bis dahin noch mehr Spendengelder zusammenkommen. „Möglicherweise kann dann auch gleich das zweite Auge mit operiert werden.“ Freunde und Bekannte hätten bereits signalisiert, Tomusiak bei seinem Vorhaben weiter zu unterstützen. Der Königsteiner ist begeistert über die Hilfsbereitschaft. Auf einem Überweisungsbeleg habe ein Spender etwa notiert: „Gute Aktion – und dies aus Königstein.“

Spendenkonto für Nikolai: Ostsächsische Sparkasse Dresden, Kontoinhaber: Kersten Tomusiak, IBAN: DE83 8505 0300 122 625 2628 Für Fragen gibt es eine E-Mail-Adresse: [email protected]