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Nitratwerte bilden Spitzen

Die EU verklagt Deutschland wegen des belasteten Grundwassers. Auch in Diehsa, Zimpel und Zodel ist es kritisch.

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© dpa

Von Sabine Ohlenbusch

Die gute Nachricht zuerst: An den allermeisten Stellen in der Lausitz müssen sich die Einwohner keine Sorgen wegen Nitraten im Grundwasser machen. „Kein Grundwassergebiet im Landkreis Görlitz ist in einem schlechten Zustand hinsichtlich der Nitratgehalte“, teilt Kreissprecherin Marina Michel aus dem Umweltamt mit. Allerdings trifft das nicht auf alle Messpunkte zu. An einigen zeigt sich eben doch eine mittlere und selten auch hohe Belastung im Boden. Wo das ist und woher das kommt, ist im Folgenden zu lesen.

Was ist Nitrat und wann ist es schädlich für Mensch und Umwelt?

Nitrate bestehen aus Stickstoff und Sauerstoff. Pflanzen brauchen Stickstoff zum Wachsen. Deshalb finden Nitrate häufig als Dünger Einsatz auf den Feldern. Dung und Gülle von Tieren eignen sich dafür, aber auch Mineraldünger bringen Landwirte aus. In Deutschland und Österreich dürfen höchstens 50 Milligramm Nitrate pro Liter Grundwasser zu finden sein. In der Schweiz liegt die Grenze sogar bei 25 Milligramm pro Liter. Bei diesen Grenzwerten sind die Stoffe ungefährlich für den Menschen, aber in höherer Konzentration wirken sie krebserregend. Einige Gemüse wie Rucola haben von Natur aus einen hohen Nitratgehalt. Erwachsene können täglich ein Vielfaches des Grenzwertes verkraften. Aber bei Säuglingen unter drei Monaten ist streng darauf zu achten, dass sie möglichst keine Nitrate über die Nahrung zu sich nehmen. Auch in Seen und Flüssen wird zu viel Nitrat zum Problem. Hier schränkt es die Artenvielfalt stark ein.

Wo im Landkreis Görlitz

gibt es ein Zuviel an Nitraten?

An einzelnen Messstellen, besonders in Diehsa (Waldhufen), Zimpel (Boxberg) und Zodel (Neißeaue) überschreiten die Nitratwerte die Schwelle von 50 Milligramm pro Liter Grundwasser. Seit Jahren überwacht das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie diese Werte. Und stellt, wie gesagt, an den meisten Stellen keine Erhöhung fest.

In der jüngsten Zeit bessert sich dies zum Beispiel zwischen Zodel und Groß Krauscha nur langsam. Im JahrMärz 2009 ist 190 Milligramm pro Liter gemessen worden. Bis Oktober des vergangenen Jahres ist dieser Wert auf 120 Milligramm pro Liter gesunken. In Diehsa finden sich an der Erdoberfläche erhöhte Erte, die aber wenig auf das Grundwasser wirken. Da alle diese Ausreißer der erhöhten Werte lokal begrenzt bleiben, führen sie laut Marina Michel nicht zu einer gesamten schlechten Bewertung des Grundwassergebiets.

Kommen die Überschreitungen aus der Landwirtschaft?

Da Nitrate in großen Mengen als Dünger in die Erde kommen, liegt dieser Verdacht nahe. Reinhard Keller, Vorsitzender der Agrargenossenschaft See, betont aber, dass in Ostdeutschland die Nitratwerte weit unter vielen in Westdeutschland liegen. „Es kommt nicht immer alles aus der Landwirtschaft“, sagt er. Auch Abwässer der privaten Haushalte enthielten Nitrate und könnten Auswirkungen auf das Grundwasser haben.

Gerade zu den andauernd hohen Messwerten in Diehsa gibt es aber mittlerweile mehrere Studien. Sie zeigen, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen die Nitrate ins Grundwasser bringen. Die neueste Studie von 2015 fordert deshalb, dass weniger Nitrate so in den Boden wandern. Die Landwirtschaft ist aber nur ein möglicher Verursacher unter vielen. Für jeden Ort mit erhöhten Werten sind die Gründe einzeln zu bestimmen.

Wie geht es weiter – in der

Lausitz und in Deutschland?

Weil Grundwasser nur sehr stark verzögert die Veränderungen von der Oberfläche aufnimmt, müssen weiterhin vor allem Proben genommen und verglichen werden. In ganz Deutschland haben zwischen 2008 und 2010 immerhin rund 40 Prozent der Werte mehr Nitrate aufgewiesen als 2004 bis 2006. Aber bei fast 50 Prozent der Messstellen haben sie sich verbessert. Diese leicht positive Bilanz lässt sich auch für Sachsen feststellen. Seit rund zehn Jahren sind die Werte im Freistaat dabei, sich stetig zu verbessern. Über dem Grenzwert liegen 2015 15,4 Prozent der Messstellen. Im Jahr 2005 waren es fünf Prozent mehr .

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