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Noch ein Schaf in Moritzburg gestorben

Die vier restlichen Tiere wurden beschlagnahmt. Der Verdacht gegen die Halterin bestätigt sich offenbar.

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Von Sven Görner

Gestern Nachmittag in Moritzburg: An der Koppel, wo eine Spaziergängerin am Dienstag neun tote Schafe gefunden hatte (die SZ berichtete) treffen sich Mitarbeiter des Moritzburger Ordnungsamtes, das Veterinäramtes des Landkreises und Mario Assmann, der Leiter des Tierschutzcentrums Meißen. Sie wollen die noch lebenden fünf Schafe beschlagnahmen und nach Meißen in sichere Obhut der Tierschützer bringen.

Für eines der Tiere kommt die Rettung allerdings zu spät. Als die Helfer die Koppel betreten, fällt es einfach um. Es sieht völlig abgemagert aus und ihm fehlen Fellfetzen. Alle Versuche, das Schaf wiederzubeleben, bleiben erfolglos. So können nur noch die vier anderen Tiere verladen werden. Im Tierschutzcentrum Meißen, wo eine kleine Herde von einem ausgebildeten Tierpfleger und Schäfer betreut wird, wartet auf sie schon frisches Raufutter. Hochwertiges Heu stellt im Winter eigentlich die Hauptnahrung für diese Wiederkäuer dar. Auf der Koppel in Moritzburg war dagegen kein einziger Halm zu sehen. Weder am Dienstag noch gestern. Dabei hatte der Amtstierarzt die Schafhalterin, ein Frau aus Moritzburg, nach dem Fund der toten Tiere am Dienstag aufgefordert, für ausreichend und artgerechtes Futter und Wasser zu sorgen, sagt Kerstin Thöns, die Sprecherin des Landratsamtes.

Gegen die Tierhalterin sprechen offenbar auch die Ergebnisse der behördlich angeordneten Untersuchung von drei der am Dienstag gefundenen Schafskadaver. „Wir haben zwar noch kein schriftliches Gutachten, aber laut der mündlichen Information der Landesuntersuchungsanstalt waren alle drei Tiere in einem sehr schlechten Allgemeinzustand“, ergänzt Kerstin Thöns. Daher sei auch entschieden worden, die restlichen Tiere zu beschlagnahmen und in sicher Obhut zu bringen. Der von den Tierschützern des Vereins Aktion Tier gegen die Schafhalterin geäußerte Verdacht scheint sich damit zu bestätigen. Vereinsfrau und Diplom-Biologin Ursula Bauer hatte am Dienstag nach einem Besuch auf der Koppel gesagt: „Nach der hier vorgefundenen Situation ist davon auszugehen, dass die Tierhalterin ihren Schafen durch grobe Vernachlässigung über einen längeren Zeitraum hinweg Schmerzen und Leiden zugefügt hat, was bereits bei neun Tieren zum Tode geführt hat.“

Aufgrund der Schwere der Verstöße habe Aktion Tier Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft erstattet und das Veterinäramt aufgefordert, die verbliebenen fünf Schafe behördlich zu beschlagnahmen und ein dauerhaftes Tierhalte- sowie Tierbetreuungsverbot zu verhängen.

Mario Assmann hat gestern zudem noch bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises vorgesprochen. „Da die Frau auch streng geschützte Vögel hält, sollte durch eine Kontrolle sichergestellt werden, dass es dort nicht ähnliche Probleme gibt wie bei den Schafen.“