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Noch eine lange Leitung

Mit der Eugal geht die dritte Trasse durchs Gemeindegebiet – das sorgt nicht für Freude.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke und Jörg Richter

Klipphausen. Die neue Ferngasleitung Eugal soll die deutsche und europäische Erdgasversorgung stärken, heißt es auf der Homepage der Gascade Gastransport GmbH. Eugal wird aus zwei parallelen Leitungssträngen bestehen und auf einer Länge von rund 485 Kilometern von der Ostsee durch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis in den Süden Sachsens und von dort über die Grenze in die Tschechische Republik verlaufen. Bereits Ende 2019 soll das erste Erdgas durch den ersten Leitungsstrang der Eugal fließen, dessen Bau Mitte 2018 beginnen und bis Ende 2019 dauern soll.

Nun wird das Planfeststellungsverfahren, das die Gascade Gastransport GmbH bei der Landesdirektion Sachsen beantragt hat, eröffnet. Vom 13. Dezember bis zum 19. Januar sind die Unterlagen auf dem Bauamt der Gemeinde in der Außenstelle Röhrsdorf einzusehen. Außerdem können sich Interessierte im Internet informieren, unter iwww.lds.sachsen.de/bekanntmachungen, Rubrik Infrastruktur - Energie.

Die Eugal geht auch durch das Gemeindegebiet von Klipphausen. Der neue Strang soll im Wesentlichen parallel zur erst 2010 errichteten Opal-Leitung verlaufen. Damit werden innerhalb von acht Jahren erneut beträchtliche landwirtschaftliche Flächen in Mitleidenschaft gezogen. Denn wie sich zeigt, wächst es auf dem verdichteten Boden der Opal-Trasse schlechter als auf normalem Land. George Wüstner, Sprecher von Gascade in Kassel, erklärt: „Selbstverständlich werden die Eigentümer und Bewirtschafter für mit dem Leitungsbau verbundene Eingriffe ausgeglichen.“ So erhalte jeder Eigentümer zum Beispiel die sogenannte Dienstbarkeitsentschädigung dafür, dass im Grundbuch eine Dienstbarkeit für die Leitung eingetragen wird, auch Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen werden ausgeglichen.

Die Entschädigungssätze seien mit dem Sächsischen Landesbauernverband abgestimmt, um sicherzustellen, dass gleiche Schäden auch gleich behandelt werden. So erhalte jeder betroffene Eigentümer 1,40 Euro für jeden Quadratmeter Schutzstreifenfläche auf seinem Grundstück. Das ist ein zwölf Meter breiter Schutzstreifen, auf dem keine Bäume gepflanzt werden dürfen. Pro laufenden Meter Gastrasse sind das also 16,80 Euro. Wenn zum Beispiel die Eugal durch ein 100 Meter breites Grundstück verläuft, erhält dessen Besitzer 1 680 Euro Entschädigung.

Neben den Landwirten sind auch Firmeninhaber im Gewerbegebiet Klipphausen nicht erfreut. Geht doch die neue Trasse direkt durch die erst im Frühjahr genehmigte Erweiterung des Gewerbegebietes. „Damit werden die verwendbaren Flächen eingeschränkt“, erklärt Bürgermeister Gerold Mann (parteilos). „Seitens der Gemeinde Klipphausen wird die Trassenführung abgelehnt.“ Das hatte der Gemeinderat erst im Frühjahr einstimmig beschlossen. In diesem Sinne werde die Gemeinde auch Stellung zum Planfeststellungsverfahren nehmen. Die von Gascade vorgeschlagenen Alternativstrecken, so durch die Lommatzscher Pflege, sieht Bürgermeister Mann als „Alibi-Trassen“, die angegeben worden seien, weil dies zum Verfahren gehöre.

Die künftige Eugal-Leitung trifft im Norden an der Elbe in Gauernitz auf Klipphausener Gemeindegebiet und verlässt es an der Autobahn im Süden. Die Rohre mit einem Innendurchmesser von 1,40 Metern werden in 2,40 Meter Tiefe verlegt und mit mindestens einem Meter Boden wieder abgedeckt. Ein zwölf Meter breiter Schutzstreifen darf nicht wieder bebaut werden. Das heißt für das Gewerbegebiet, das mit der parallel verlaufenden Opal- und der Eugal-Leitung ein rund 35 Meter breiter Streifen entsteht, der nicht überbaut werden darf und damit nicht für das Gewerbegebiet nutzbar ist.