Merken

Noch einmal Geldregen für Blatter

Der Schweizer will noch Weihnachten als Fifa-Präsident feiern. Die besten Aussichten für seine Nachfolge hat Platini.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Florian Lütticke

So hatte sich Joseph Blatter den Beginn seiner Pressekonferenz nicht vorgestellt. Ein britischer Komiker warf Dollarscheine in Richtung des Fifa-Präsidenten. „Das ist für Nordkorea 2026“, rief Simon Brodkin. „Als Botschafter des nordkoreanischen Fußballs bin ich froh, dass ich einen Deal mit der Fifa und Nordkorea für die WM 2026 abschließen konnte.“

Doch nach der Komiker-Einlage war Blatter wieder ganz der Alte. In der Machtprobe mit dem Noch-Boss des Weltfußballverbandes Fifa haben die Widersacher aus Europa eine krachende Niederlage kassiert. Der neue Präsident soll nun erst am 26. Februar 2016 gekürt werden und damit deutlich nach dem Wunschtermin des Lagers mit DFB-Chef Wolfgang Niersbach.

„Am 26. Februar wird die Fifa einen neuen Präsidenten haben“, sagte Blatter. Danach bekräftigte der 79-Jährige nach dem jüngsten Schlingerkurs seinen Abschied. Doch vorerst bleibt der in Europa ungeliebte Blatter noch mehr als sieben Monate im Amt. Der Schweizer hatte im Juni zwar seinen Rückzug angekündigt, wollte aber selbst noch den Reformprozess in der skandalumwitterten Fifa anführen.

Für die Wahl des neuen mächtigsten Manns im Fußball festigte der aktuelle Präsident der Europäischen Fußball-Union Uefa seine Stellung als Top-Kandidat. Michel Platini hat angeblich eine große Unterstützung sicher. Platini soll von zahlreichen Nationen um eine Kandidatur gebeten worden sein. Demnach soll er die Zusagen der Konföderationen aus Europa, Asien, Südamerika sowie Nord- und Zentralamerika haben.

„Stand heute sind die Aussichten gut, dass man Mehrheiten bekommt, die letztendlich auch ausschlaggebend sind für die Wahl eines Kandidaten“, sagte Niersbach. „Das ist der größte Unterschied der letzten Wochen im Vergleich zum Kongress Ende Mai.“ Es wird erwartet, dass Platini in den kommenden Wochen seine Entscheidung bekannt gibt. Für den Fall eines positiven Entschlusses des Franzosen wird Niersbach als möglicher neuer Uefa-Präsident gehandelt. „Es ehrt einen schon, wenn in dem Zusammenhang überhaupt der eigene Name fällt“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes. „Aber ich bin Stand heute kein Kandidat.“

Bei der Reform soll Blatter laut Niersbach keine offizielle Position mehr haben. Eine Kommission mit einer unabhängigen Persönlichkeit an der Spitze soll die Wandlung beim korruptionsgeschädigten Weltverband überwachen und leiten. Dafür werde die Task Force „Reformen“ mit jeweils zwei Vertretern der Verbände aus Asien, Afrika, Europa und Nord- und Mittelamerika sowie je einem Repräsentanten aus Südamerika und Ozeanien gegründet.

Vor allem die Gegner im Exekutivkomitee aus Europa um Platini und Niersbach hatten auf eine Neu-Wahl vor Weihnachten gepocht. Darauf konnte sich das Exko jedoch nicht einigen, weil sich Asien gegen einen Dezember-Termin direkt nach der Klub-WM in Japan aussprach und Afrika gegen den Januar wegen eines gleichzeitigen Kontinental-Turniers opponierte. „Das ist ein Beweis, dass man bei der Fifa Mehrheiten braucht“, sagte Niersbach.

Das Szenario der Uefa stößt allerdings auf Kritik – vor allem, weil Platini durch Vorwürfe der Vetternwirtschaft schwer belastet ist. Niersbach sieht das anders: „Michel Platini ist natürlich ein geeigneter Kandidat“, sagte der DFB-Chef. (dpa)