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Noch mehr Legionellen

Neben Sörnewitz wurde auch im Coswiger Neubaugebiet Dresdner Straße Bakterienbefall festgestellt. Geduscht werden darf trotzdem.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Da sind wir also nicht die Einzigen, denkt eine Coswigerin beim Lesen des SZ-Beitrags über den Legionellenbefall in der Gartensiedlung im Ortsteil Sörnewitz.

Um möglichen Problemen vorzubeugen, rät der Vermieter unter anderem, Duschköpfe zu reinigen oder zu wechseln.
Um möglichen Problemen vorzubeugen, rät der Vermieter unter anderem, Duschköpfe zu reinigen oder zu wechseln. © dpa

Denn auch in ihrem Haus Breite Straße 8-10, Neubaugebiet Dresdner Straße, sind die unerwünschten Stäbchenbakterien ein Thema. Bei einer Probe im März und der Nachuntersuchung der Trinkwasserleitungen im Juli werden sie entdeckt. In zu hoher Konzentration. Werte bis zu 100 KBE (kolonienbildende Einheiten) je 100 Milliliter Wasser werden laut Trinkwasserverordnung als technisch nicht vermeidbar und gesundheitlich unbedenklich eingestuft, heißt es in einer Hausmitteilung des Vermieters, der WBV GmbH Coswig. Doch im Gebäude Breite Straße 8-10 sind 1 000 KBE/100 ml der maximal gemessene Wert, teilt die WBV mit. Und dass der Befall zwei Wohneinheiten betrifft.

Die WBV hat Mieter und Gesundheitsamt informiert, sagt Geschäftsführerin Pia Engel. Zwar wird von einer akuten Gesundheitsgefahr erst bei einer deutlichen Überschreitung ab 10 000 KBE/100 ml ausgegangen. Wobei ein Erkrankungsrisiko vor allem besteht, wenn sehr hoch konzentrierte Bakterien über Wassernebel beispielsweise beim Duschen eingeatmet werden. Auch das besagt der Aushang der WBV.

So hat sie im Legionellenfall in der Sörnewitzer Gartensiedlung ein Duschverbot ausgesprochen, bei immerhin 20 000 KBE/100 ml. Ganz so weit geht es beim Haus Breite Straße mit 1 000 KBE/100 ml nicht. Aber auch der Wert ist nicht zu unterschätzen, wie sich der Mitteilung der WBV entnehmen lässt.

Rät sie doch trotzdem, bestimmte Regeln einzuhalten. Ganz besonders Menschen mit Immunschwäche. Unter anderem alles vermeiden, wo Warmwasser fein zerstäubt wird und sich Aerosole, Dampf oder Nebel, bilden. Vor dem Duschen im Duschschlauch stehendes Wasser aerosolfrei ablaufen lassen. Nur abgepacktes Wasser verwenden zur Reinigung medizinisch-technischer Geräte. Duschköpfe und Perlatoren reinigen oder austauschen. Bei Immunschwäche oder Lungenvorerkrankungen den behandelnden Arzt informieren.

Das verunsichert ältere Bewohner, die sowieso schon Probleme mit ihrer Gesundheit haben, heißt es aus dem Haus. Dabei sollen die Verhaltensregeln möglichen Problemen vorbeugen. WBV-Geschäftsführerin Engel verweist darauf, dass nur in zwei Wohnungen, bei sechs Eingängen mit je zwölf Wohnungen, Legionellen gefunden wurden. Hausstation und Heizungsanlage sind nicht betroffen. Befall gibt es in einer Leerstandswohnung – hier trat der höhere Wert auf – und in der Wohnung einer Mieterin mit 200 KBE/100 ml. Nicht gesundheitsgefährdend, sagt Pia Engel. In der leeren Wohnung wird die Mischbatterie überprüft, ebenso die gesamte Trinkwasseranlage. Die Leitungen werden gespült, kurzeitig fließt wärmeres Wasser.

Weshalb das nicht immer heißer sein kann, fragt eine Mieterin. Sie müsse es lange laufen lassen, wenn auch tageszeitlich unterschiedlich, bevor es richtig warm wird. Und hat in einer Wohnung in der Nähe – bei einem anderen großen Coswiger Vermieter – festgestellt, dass da viel eher heißeres Wasser kam.

Ständig wärmeres Wasser führt zu Schäden an den Leitungen, sagt Pia Engel. 60 Grad Vorlauftemperatur seien festgeschrieben, das werde gehalten. 63,64 Grad sind es beim Legionellenbekämpfen. Doch eben nur kurz. Sonst bestünde nicht zuletzt die Gefahr, dass sich jemand verbrüht.

Bleibt die Frage, ob leer stehende Wohnungen die Legionellenbildung begünstigen, weil das Wasser nicht abfließt. WBV-Mitarbeiter sehen dort regelmäßig nach dem Rechten, spülen auch. Schon damit es nicht riecht, sagt die WBV-Geschäftsführerin. Mit den Legionellen werde man es immer wieder zu tun haben, das sei kein Problem der Coswiger WBV. Wo sie auftreten, kommt die sonst aller drei Jahre angeordnete Kontrolle eher. Als Nachkontrolle schon nach einem Jahr. Sollte sich herausstellen, dass es sich ständig um dieselben Wohnungen handelt, werde man das mit den Mietern klären.

Ob noch mehr Häuser betroffen sind, wollte Pia Engel nicht sagen.