Von Antje Steglich
Zeithain. Das Alte Lager wirft endlich Geld ab. Vor wenigen Tagen ging ein mittlerer sechsstelliger Betrag auf das Konto der Entwicklungs- und Verwertungsgesellschaft Zeithain (EVGZ) ein, sagte Geschäftsführer und Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos). Dabei handelt es sich um die 20-Jahres-Pacht des Hamburger Unternehmens Enerpec AG, das derzeit im Nordosten des Alten Lagers einen knapp zwölf Hektar großen Solarpark baut.
Auf der Fläche, die so groß wie etwa 20 Fußballfelder ist, sollen bis zu 10 Giga-Watt-Stunden pro Jahr produziert werden – diese Energie könnte einmal 3 000 Haushalte versorgen, heißt es von dem Unternehmen. Doch die Enerpec AG will inmitten der Gohrischheide noch weiter bauen.
Bereits Anfang des neuen Jahres soll ein zweiter Pachtvertrag mit einem ähnlichen Volumen geschlossen werden. „Auch der Dritte ist schon angedacht“, erklärte Ralf Hänsel. Zudem wird das Unternehmen auch jene vier Hektar pachten, die sich ebenfalls im Nordosten des Alten Lagers befinden und für die aufgrund des Baus notwendige Ausgleichspflanzungen vorgesehen sind. Allein dafür rechnet der EVGZ-Geschäftsführer mit weiteren Pachteinnahmen im mittleren fünfstelligen Bereich. „Ich bin mehr als zufrieden“, sagte Ralf Hänsel. Denn die Einnahmen hätten gleich zwei positive Effekte.
Pacht hilft beim Kredittilgen
Zum einen soll mit dem Geld der Zwei-Millionen-Kredit getilgt werden, den die Gesellschaft erst im Frühjahr aufgenommen hatte. Damit kaufte sich die Gesellschaft quasi aus den Verbindlichkeiten mit dem Freistaat heraus und kann nun selbst über die Zukunft des Alten Lagers entscheiden. Als Bürge sprang damals die Gemeinde Zeithain ein, die 94 Prozent der EVGZ-Anteile hält und die Gesellschaft in den vergangenen Jahren mit Zuschüssen am Leben hielt. – Denn die EVGZ, die mit Ralf Hänsel nur noch einen einzigen – ehrenamtlichen – Mitarbeiter hat, gilt bilanziell als überschuldet. Ein kleinerer Betrag der Pachteinnahmen vom Solarpark soll deshalb nun bei der Gesellschaft verbleiben, um mindestens zwei Jahre lang ohne Zuschüsse der Gemeinde arbeiten zu können, kündigte Ralf Hänsel an.
Hauptaufgabe der EVGZ ist es aber eigentlich, die Flächen des Alten Lagers als Zeithainer Industriepark (ZIP) zu vermarkten. Der ist mit seinen 124 Hektar noch immer die größte erschlossene Ansiedlungsfläche im Freistaat Sachsen, heißt es. Und auch wenn jetzt hier zunächst Solarzellen statt Werkshallen gebaut werden – die Gemeinde hofft laut Bürgermeister Hänsel noch immer auf Investoren. Aber auch eine Wohnbebauung schließt Ralf Hänsel nicht aus. Zumal die Solarflächen keinen gebietsprägenden Charakter haben werden, verspricht er. Weil der Solarpark sowieso im nördlichen Teil und nicht im attraktiveren Süden entsteht. Und weil der soeben erst durch den Gemeinderat geänderte Bebauungsplan vorschreibt, dass insgesamt nicht mehr als die Hälfte des Alten Lagers mit Photovoltaik bebaut werden darf. Und davon sei man derzeit noch weit entfernt.