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Nordlicht Drews auf Heimatbesuch

Als Profi-Trainer kehrt Hannes Drews erstmals in seine Heimat zurück. Bei Holstein Kiel wurde er zum Fußballlehrer. Mit Aue braucht er jetzt einen Sieg gegen die „Störche“. Dringend.

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© Daniel Karmann/dpa

Von Fabian Held

Aue. Das Erzgebirge findet Hannes Drews landschaftlich sensationell. Der Trainer des Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge Aue vermisst aber das Meer. „Ich bin zum Studium nicht groß weg gekommen, habe 98 Prozent meines Lebens dort verbracht und bin gerne Norddeutscher“, sagte Drews, geboren in Neumünster in Schleswig-Holstein, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Am Samstag verschlägt es Drews mit seiner Mannschaft in die alte Heimat. Das Spiel beim Überraschungsdritten Holstein Kiel (13:00 Uhr/Sky) steht an. „Es werden sicherlich einige Freunde und Verwandte da sein. An dem Spieltag sind sie dann natürlich Aue-Fans“, sagt der Coach mit dem für ihn so typischen breiten Grinsen, das ihn noch ein wenig jünger wirken lässt, als er ist: 35 Jahre.

Sehr beliebt ist der Trainer bei den Fans, freundlich ist er. Im spanischen Trainingslager begrüßte er morgens alle mitgereisten Anhänger per Handschlag. Das kommt gut an im Erzgebirge, wo Volksnähe ebenso wichtig ist, wie das Vermitteln von taktischen Finessen.

Drews hat sich das Leben in Aue zuletzt aber auch selbst schwer gemacht. Mit einigen unbedachten Äußerungen hatte er zunächst seinen Rücktritt beim aktuellen Tabellen-15. angedeutet. „Ich muss in meine Aufgabe hineinwachsen“, räumt Drews ein. Die volle Rückendeckung genießt er vom Verein und dessen Präsidenten Helge Leonhardt. Der glaubt, dass Drews „ein großer Trainer“ werden kann, wenn er die schwierige Situation mit Aue meistert.

Seit fünf Spielen warten die Auer einen Sieg, erst einen Punkt holten sie 2018. Nur dank der guten Hinrunde steht Aue noch nicht auf einem Abstiegsrang. „Der mentale Druck ist nicht wegzureden. Er wird auch immer größer, je weniger die Spiele werden“, betont Drews.

Inhaltlich ist der Coach über jeden Zweifel erhaben, das betonen auch seine Spieler immer wieder. Gelegentlich wirkt er aber zu lieb für das ergebnisorientierte Profi-Geschäft. Der Übergang vom Jugend- zum Profi-Coach scheint noch nicht vollständig abgeschlossen. Sechs Jahre arbeitete Drews bei Holstein Kiel im Nachwuchsbereich. Zunächst jobbte er nebenher bei einer Versicherung, später wurde er Vollzeitkraft für die U19. Aue ist seine erste Profi-Station.

„Das war eine Riesenchance für mich, mein Hobby zum Beruf zu machen“, erinnert sich Drews an die Zeit in Kiel zurück. „Gerade, weil ich nie professionell Fußball gespielt habe. Aber die Freundschaft ist während des Spiels passé. Davor und danach können die guten Beziehungen gepflegt werden“.

Zumal seine Aufgabe mit Aue fordernd genug ist: Zuletzt hatte die Mannschaft Balance und Stabilität verloren. In den ersten drei Spielen im neuen Jahr kassierten die Sachsen zehn Gegentore. Erst gegen Ingolstadt wurde, wenn auch etwas glücklich, wieder die Null gehalten.

Mit dem Fokus auf die Defensive fahren die „Veilchen“ nun an die Küste. „Ich bin vom Klassenerhalt überzeugt, wenn wir es schaffen, unsere Einstellung aus dem Ingolstadt-Spiel immer für 90 Minuten auf den Platz zu bringen“, betonte Drews. Über Leidenschaft und Einsatz sollen die spielerischen Elemente kommen. Dass seine Mannschaft Fußball spielen kann, hat sie durchaus bewiesen. Doch was zählt sind am Ende die Punkte in der Tabelle. Das wird auch wird auch die weitere Zukunft von Drews bestimmen. (dpa)