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Nossen will nicht auf die Bahn verzichten

Stadträte und Eisenbahn- freunde kündigen Proteste gegen die Streichung der Linie von Meißen nach Nossen an.

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Von Peter Anderson

Als „Unverschämtheit“ hat der Nossener Stadtrat Peter Wunderwald (Grüne) die Planspiele des Verkehrsverbundes Oberelbe bezeichnet, den Zugverkehr auf der Strecke von Meißen nach Nossen abzubestellen. Auslöser für die Streichpläne des VVO sind Mittelkürzungen des Landes. „Damit wird eine ganze Region vom Schienennetz abgekoppelt“, so Wunderwald gestern gegenüber der SZ.

Sollten die Pläne in die Praxis umgesetzt werden, würde erstmalig in Sachsen eine Hauptbahn stillgelegt, so Wunderwald. Er verwies darauf, dass die Strecke Meißen-Nossen Teil der Verbindung von Dresden über Coswig und Borsdorf nach Leipzig ist. Bei Problemen auf der ICE-Trasse von Dresden über Riesa nach Leipzig, hätten die Reisenden über Meißen und Nossen bislang eine Ausweichmöglichkeit gehabt. Diese Alternative würde künftig verschwinden.

Wunderwald äußerte zudem die Befürchtung, dass nach Meißen-Nossen schrittweise die nächsten Teilstücken von Nossen nach Roßwein und von Roßwein nach Döbeln dem Rotstift zum Opfer fallen könnten. „So eine Salami-Taktik ist ja nichts Neues“, sagte der Grünen-Stadtrat. Er kündigte Proteste gegen die Streichpläne an.

Bahntourismus in Gefahr

Eckart Sauter, Geschäftsführer der Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie (NRE), interpretierte das mögliche Aus für die Bahnstrecke Meißen-Nossen als Folge einer seit Jahren laufenden Kampagne gegen die Bahn. Systematisch sei der Busverkehr als Alternative zur Bahn aufgebaut worden. Als Beispiel nannte Sauter die Schnellbuslinie nach Dresden und die Ausbaupläne für den Nossener Busbahnhof.

Zum Vorhaben seines Unternehmens, Güterverkehr auf die nicht mehr befahrene Strecke von Nossen nach Riesa zu bringen, gibt es Sauter zufolge keinen neuen Stand. Die Gespräche mit der Deutschen Bahn liefen weiter. Die Bahn habe angekündigt, bis September oder spätestens Oktober über die Vergabe zu entscheiden.

Probleme für den sich in der Region entwickelnden Eisenbahn-Tourismus erwartet Andreas Rost vom Förderverein der Zellwaldbahn. Mit individuellen Sonderfahrten war es den Eisenbahn-Enthusiasten in den vergangenen Jahren gelungen, ein immer größeres Publikum anzusprechen. Sollte Meißen-Nossen auf der Strecke bleiben, könnte das auch der Zellwaldbahn erhebliche Probleme bereiten. „Es gäbe keine Fahrdienstleiter mehr. Die Stellwerke wären nicht mehr besetzt. Das müssten wir für unsere Sonderfahrten alles extra organisieren“, so Rost.

Die wichtige Verbindung über Meißen in die Landeshauptstadt könnte dann nicht mehr nutzbar sein. Für den Eisenbahntourismus wäre das ein herber Rückschlag.

Unterstützung für den Kampf um die Strecke kommt von den Bündnisgrünen. Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, forderte die Staatsregierung auf, ihre Kürzungspläne für den Nahverkehr zu stoppen.

„Da zu den Strecken erst vor kurzem Verträge geschlossen wurden, muss der VVO bei der Abbestellung von Leistungen Vertragsstrafen an die Unternehmen zahlen“, empört sich die Abgeordnete.

Jähnigen, die als Dresdner Stadträtin auch Mitglied der Verbandsversammlung des VVO ist, befürchtet, dass auch Linien abbestellt werden müssen, die gerade erst für viel Geld saniert wurden.