Von Dieter Hanke
Nossen. In Nossen lebt es sich nicht schlecht. Verglichen mit Meißen, Döbeln, Freiberg oder anderen Orten in Sachsen sind die Mieten der Nossener Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH moderat. Die Deutsche Kreditbank AG, Filiale Dresden, hatte unlängst mal 450 000 Wohnungen im Freistaat bewertet. Nossen schnitt da bestens ab – die Muldestadt liegt mit 99 Cent pro Quadratmeter kalt unter dem Durchschnitt von Sachsen. Während dieser 4,57 Euro beträgt, sind in Nossen durchschnittlich nur 3,58 Euro pro Quadratmeter fällig. „Wir wollen den Einwohnern sozialverträgliche Mieten garantieren und damit ihnen entgegenkommen“, sagt Geschäftsführer Joachim Werner. Der Nossener Stadtrat und die Verwaltung denken ebenso. Die Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft ist eine 100-prozentige Tochter der Muldestadt.
Eine Ausnahme ist da wohl ein altes, unsaniertes Bauernhaus im Ortsteil Abend. Das Wohnen dort ist nicht das beste, es gibt noch Ofenheizung. Dafür ist die Miete mit 1,35 Euro pro Quadratmeter kalt sicher angemessen. „Das ist der niedrigste Wert bei den Wohnungen in unserem Bestand“, bemerkt der 58-Jährige. Die Mehrzahl der Wohnungsmieten läge zwischen drei und vier Euro pro Quadratmeter kalt, in den zentralen Stadthäusern seien es zwischen vier und sechs Euro.
Mehr Wohnkomfort für Nossener
Die Gesellschaft hat insgesamt 511 Wohnungen und 28 Gewerbebereiche in ihrem Bestand. Die meisten davon sind in Nossen. Mit der Gemeindefusion von Ketzerbachtal und Leuben-Schleinitz vor einiger Zeit sind noch 55 Wohnungen in den dortigen Ortsteilen dazu gekommen.
Zahlreiche Wohnungen wurden in den vergangenen Jahren teilmodernisiert. „An die 85 Prozent des Bestandes“, schätzt Joachim Werner ein. Doch er möchte hier noch mehr tun, vor allem auch die Energieeffizienz der Häuser verbessern, so Dachböden und Fassaden dämmen, auch Balkone anbauen, wo es möglich ist, oder auch Carports für Pkw anbieten. Auf der Hirschfelder Straße 3 bis 9 in Nossen wird noch in diesem Jahr der Dachboden gedämmt. Die Mieten werden dort nach der Modernisierung um etwa sieben Euro pro Wohnung angehoben – liegen dann aber immer noch unter dem sachsenweiten Durchschnitt.
Doch generell macht sich hemmend bemerkbar, dass der Gesellschaft aufgrund der niedrigen Mieten Geld für eine umfassende Modernisierung des Wohnungsbestandes fehlt. „Kredite wären zwar kein Problem, doch über das normale Maß hinaus wollen wir uns nicht verschulden“, sagt Werner, der vorher 13 Jahre in der Stadtverwaltung gearbeitet hat, hauptsächlich im Ordnungs- und Verkehrsamt.
Ein notwendiger Schritt aus Sicht des Unternehmens war deshalb in diesem Jahr, wenigstens die Mieten unter drei Euro pro Quadratmeter kalt etwas anzuheben. Das betraf 36 Wohnungen. Um etwa 20 Prozent stieg dort die Miete. Werners Ziel ist es, den Nossenern mehr Wohnkomfort zur Verfügung zu stellen. „Die Nachfrage von Bürgern dafür ist da“, sagt er. Besonders Balkone werden gewünscht. Deshalb wird zum Beispiel 2016 die Freiberger Straße 45 komplett modernisiert, u a. mit Fußbodenheizung, Balkon, Stellplatz oder Carport. Um die sechs Euro wird die Kaltmiete pro Quadratmeter liegen, wie Werner sagt.
Mehr Mietschuldner
Für sanierte Wohnungen, die im Bestand frei werden, gibt es schnell einen Nachmieter. Sogar eine Warteliste besteht. Etwa 20 Bürger suchen nach passendem Wohnraum. Die Nachfrage erstreckt sich auf Zwei-Raum-Wohnungen genauso wie auf Drei- oder Vier-Raum-Wohnungen.
Insgesamt 44 Wohnungen in der Stadt und auf den Dörfern stehen leer. Meist sind die Gebäude in einem sehr miserablen Zustand. „Sie müssten erst grundlegend saniert werden, ehe an eine Vermietung gedacht werden kann“, sagt Werner. Da müsse aber vorher genau abgewägt werden, ob sich der ganze Aufwand lohne. Deshalb sei das Unternehmen auch nicht abgeneigt, solche Objekte an private Investoren zu veräußern. Ofenheizung zum Beispiel haben noch 25 Wohnungen.
Ärgerlich für die Wohnungsverwaltung ist, dass Mietschuldner zugenommen haben. Gegenwärtig hat sie Außenstände von über 50 000 Euro, darunter ein Teil aus früheren Jahren. Die Verwaltung kam deshalb nicht umhin, seit diesem Jahr bei Neuvermietungen eine Kaution von drei Monatsmieten einzufordern. „Dadurch wollen wir dem negativen Trend entgegenwirken“, bemerkt der Geschäftsführer. Auch bei Wohnungen für Bedürftige, wo das Sozialamt aufkommt, werde so verfahren.