Notbetreuung so normal wie möglich

Von Dagmar Doms-Berger
Döbeln. Händewaschen ist wichtiger denn je. Von wegen mal schnell abspritzen. In Corona-Zeiten müsse man eine halbe Minute schäumen und schrubben. Das wissen Neele, Pia und Emil genau. Schließlich machen sie dies mehrmals am Tag.
Die Kleinen sind drei von acht Kindern, die in der Kindertagesstätte „Zwergenland“ die Notbetreuung nutzen dürfen. Die Kitas in Sachsen bleiben noch geschlossen, vorerst bis 3. Mai. „Die Zahl der zu betreuenden Kinder ändert sich täglich, abhängig vom jeweiligen Dienstplan der Eltern“, sagt Bärbel Kujus, Leiterin der Kita.
Wer sein Kind notbetreuen lassen darf, hat das sächsische Sozialministerium genau definiert. Ein Anspruch darauf besteht auch, wenn nur ein Elternteil in Berufen der sogenannten „kritischen Infrastruktur“ tätig ist und der Partner das Kind nicht betreuen kann.
So gehören die Berufe in der Gesundheitsversorgung- und Pflege, im Rettungsdienst (einschließlich Berufsfeuerwehr), im öffentlichen Personennahverkehr, bei der Polizei und im Justizvollzugsdienst, Schuldienst und Kindertagesbetreuung (einschließlich Schüler in Abschlussklassen mit betreuungspflichtigen eigenen Kindern), betriebsnotwendiges Personal der Bundesagentur für Arbeit und in der Kommunal- oder Staatsverwaltung, sofern ein Personensorgeberechtigter mit Aufgaben der Bekämpfung der Corona-Pandemie betraut ist, dazu.
Seit dem 20. April gehören auch Handwerker, Tierpfleger und Verkaufspersonal im Einzelhandel zu den ausgewählten Berufsgruppen. Die Eltern müssen in einem Formblatt ihre Tätigkeit gegenüber der Leitung der Betreuungseinrichtung schriftlich nachweisen. Der Nachweis bedarf der schriftlichen Bestätigung durch den jeweiligen Arbeitgeber. Die Kita-Betreuungskosten sind für den Monat April ausgesetzt. Die Notbetreuung muss ebenfalls nicht bezahlt werden.
Waren mit Beginn der Corona-Einschränkungen nur drei Kinder in der Notbetreuung der Kita Zwergenland, hat sich die Zahl der Kinder inzwischen verdreifacht. Sachsen hatte seit 20. April die ersten Corona-Lockerungen eingeführt und auch den Kreis der Eltern, die einen Anspruch auf eine Notbetreuung haben, erweitert. Einen Anspruch hätten bei uns noch sehr viel mehr, so Kujus. Etwa 20 Kinder. Viele Eltern aber wollen Kontakte vermeiden und suchen nach Möglichkeiten, ihre Kinder innerhalb der Familie zu betreuen.
Strikter Hygieneplan
Für den Aufenthalt in der Kindereinrichtung gibt es klare Regeln. Die Kita wird von der Stadt Döbeln und dem Landkreis Mittelsachsen mit Informationen und Handlungsanweisungen versorgt. Täglich kämen neue Fakten hinzu, erklärt die Leiterin und greift nach einem Aktenordner. „Unser Corona-Ordner.“ Darin werde alles festgehalten, was wichtig ist zum Thema. Zum Beispiel der Corona-Hygieneplan. Das Händewaschen ist die einfachste Möglichkeit, sich gegen die Virusinfektion zu schützen.
So müssen die Kinder bereits beim Betreten der Einrichtung ihre Hände reinigen, nach jedem Spielen und vor dem Essen. Und zwar gründlich, nicht mal schnell unter fließendem Wasser, sondern 30 Sekunden lang mit Seife. Eltern müssen ihre Hände sogardesinfizieren. Die Betreuungsräume sind mehrmals am Tag für zehn Minuten zu lüften. Außerdem werden Sitzplätze, Tische und Türklinken täglich mit Reinigungs- und Desinfektionsmittel abgewischt.
Die Anzahl der Kinder in den Gruppen ist auf sieben Mädchen und Jungen begrenzt. Dies sei bei insgesamt acht Kindern noch gut machbar, da die Krippenkinder ohnehin in einer anderen Gruppe betreut werden als die Kindergartenkinder, so Kujus. Sollte die Kinderanzahl steigen, müsse neu geplant werden.
Anders läuft es auch an den Garderoben ab. Dort dürfen sich nur maximal zwei Kinder mit ihren Eltern aufhalten. „Die anderen Eltern bitten wir, an der Summertür zu warten und auf den Mindestabstand zu achten“, so Kujus. Schutzmasken müssen die Erzieher nicht tragen. „Ich werde es meinen Mitarbeitern aber nicht verbieten, wenn sie eine tragen wollen, so Kujus.
Für kleine Kinder und vor allem Babys werde dies aber schwierig. Sie bräuchten den direkten Kontakt und die Mimik. Eine Maske könne außerdem Angst auslösen.
Hoffen auf Normalität
Darüber hinaus versuchen die Erzieher, den Alltag der Kinder so normal wie möglich zu gestalten. Sie spielen drinnen und draußen, können herumtollen, rutschen und klettern. Sie basteln, Erzieher lesen Geschichten vor. „Spielen ist Lernen“, dieser Satz gilt auch in Corona-Zeiten.
Bei allen Schutzmaßnahmen lässt sich aber nicht vermeiden, dass sich die Kinder umarmen und an die Hände fassen wollen. „Das gehört zu ihrem normalen Alltag. Es sind Kinder.“ Schön sei, dass sie gegenseitig auf sich aufpassen, sich beim Waschen korrigieren und hier und da auf den geforderten Abstand bestehen.
Für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen müssen, sei der Alltag oftmals nicht einfach und führe zu Stress, so die Leiterin. Speziell kleinere Kinder bedürfen noch viel Anleitung und Zuwendung. Die Situation könne daher manche an ihre Grenzen führen. „Wir hoffen daher, dass wir wieder schnell zur normalen Lage zurückkehren können. Auch die Kinder in Notbetreuung freuen sich, wenn sie wieder alle Freunde um sich haben.“
Wann und wie Kindergärten öffnen könnten, soll wahrscheinlich während der nächsten Besprechung zwischen den Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin am 30. April entschieden werden.
In der Kita Zwergenland sind im Normalbetrieb 64 Kinder angemeldet, 13 in der Kinderkrippe, 31 im Kindergarten und 20 im Hort. Elf Kinder gehen ab September in die Schule. Mit Beginn des neuen Schuljahres rücken genügend Kinder nach. „Die Anmeldeliste ist voll“, so Kujus. Die Einrichtung ist damit auch weiterhin ausgelastet. Die Kita ist in freier Trägerschaft eines Elternvereins.
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