Von Sebastian Kositz
Bautzen. In der Debatte um die Vorfälle um einen jungen Libyer und das Handeln des Beigeordneten Udo Witschas hat Bautzens Landrat Michael Harig (beide CDU) jetzt ein Machtwort gesprochen. Die gegen seinen Stellvertreter erhobenen Rücktrittsforderungen weist der Politiker zurück. Er verteidigt dessen Handeln und auch das Gespräch mit Marco Wruck – bis dahin Chef des NPD-Kreisverbandes. Dieses Amt hat er inzwischen aber verloren. Denn wegen finanzieller Streitigkeiten haben die Rechtsextremen nach Informationen der Sächsischen Zeitung Marco Wruck vor wenigen Tagen aus der Partei geschmissen.
In Reaktion auf das Gespräch zwischen Udo Witschas und Marco Wruck hatte der Chef des Kreisverbandes der Grünen, Jens Bitzka, vor wenigen Tagen den Rücktritt des Vize-Landrats gefordert. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Caren Lay äußerte ebenso ihr Unverständnis und erklärte, Udo Witschas sei nicht mehr tragbar.
Dem hält Michael Harig, der sich angesichts der vielen Medienberichte deshalb aus seinem Urlaub zu Wort meldet, entgegen: „Rücktrittsforderungen, wie sie auch unter dem Blickpunkt des Bundestagswahlkampfes in den vergangenen Tagen artikuliert wurden, sind völlig absurd.“ Ziel des Gesprächs seien nicht Verhandlungen mit der NPD, sondern eine Deeskalation der Lage gewesen, so der Landrat.
Falsche Schuldzuweisungen beklagt
„Das Gespräch war aus diesem Grund nicht falsch, seine Länge vielleicht nicht richtig“, so Michael Harig, der darauf verweist, dass Marco Wruck „Gespräche mit wenig Inhalt gern staatsmännisch als Verhandlungen auslegt und damit einer Bedeutung zuführt, die mit der Realität nichts gemein hat“. Zugleich lobt der Landrat die Arbeit von Udo Witschas. Dass der Landkreis in Sachsen ganz vorn stehe, sei auch ein Verdienst des ersten Beigeordneten.
In seiner Mitteilung appelliert Michael Harig, sich nach der jüngsten Auseinandersetzung auf dem Kornmarkt mit den Verursachern zu beschäftigen. Dort seien junge Deutsche und junge Asylbewerber aneinandergeraten, Alkohol habe wieder eine ungute Rolle gespielt. Die Eskalation habe dann über die sozialen Netzwerke „rechte Problembürger auf den Plan“ gerufen. Doch stattdessen „sucht man die Schuld bei der Polizei, dem Landkreis, der Stadt – ja, dem gesamten öffentlichen Leben in Bautzen.“ Das verärgere ihn, sagt Landrat Michael Harig.