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NPD verhöhnt Kleingarten-Chef

Der Landesvorsitzende der Partei stellt Steffen Pätzig als Lügner dar. Dieser ist entsetzt und kontert.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Steffen Pätzig hat mit seinem Einsatz gegen Rechtsextreme für mächtig Wirbel in der Politik gesorgt. Der Vorsitzende der Sparte „Gartenfreunde Sommerland“ in Strehlen wurde drangsaliert und tätlich angegriffen, nachdem er rechte Feiern im Vereinslokal unterbunden hat. Dafür erhielt er Zuspruch von Politikern, der Landtagsabgeordnete Valentin Lippmann (Grüne) hat eine Kleine Anfrage an die Staatsregierung zu dem Fall gestellt. Nun fällt die NPD aber über Pätzig her.

Der Landesvorsitzende und Stadtrat der rechtsextremen Partei, Jens Baur, spricht von „vermeintlichen Angriffen“. „Es gibt dafür keinerlei Beweise“, so Baur. Er nennt es eine „Posse“. Er empfinde es als schwerwiegend, wenn die Vorwürfe erfunden seien, „um sich einen persönlichen Vorteil damit verschaffen zu wollen“. Dann bringt er den hanebüchenen Vergleich mit dem Fall Sebnitz. Dort ertrank 1997 ein sechsjähriger Junge im Freibad. Die Mutter äußerte den Verdacht, Rechtsradikale hätten ihren Sohn ertränkt. Am Ende konnte das nicht bewiesen werden.

„Vermeintliche Übergriffe von Rechten haben sich oft als unwahr erwiesen“ so Baur mit Verweis auf Sebnitz. „Ich fordere Herrn Pätzig auf, Beweise vorzulegen, oder sich für seine falschen Vorwürfe zu entschuldigen.“ Baur stellt die Frage, ob der Vereinschef ein Lügner ist und unterstellt ihm damit genau das. Ob die Attacken gegen Pätzig aus der Neonazi-Ecke stammen, wird noch geprüft. „Das werden die Ermittlungen zeigen und die sind nicht abgeschlossen“, so Polizeisprecher Thomas Geithner. Immerhin ist der Staatsschutz involviert, der genau deshalb ermittelt.

Pätzigs Reaktion auf die NPD-Attacke: „Das ist doch der Gipfel.“ Selbstverständlich könne er nicht beweisen, dass er von Rechtsextremen zusammengeschlagen wurde, und auch diffamierende Fotomontagen mit der Aufschrift „Wir müssen draußen bleiben“ belegen zwar noch keinen rechten Zusammenhang. „Dass derartige Zettel aus dieser Szene kommen, wissen jedoch alle“, so Pätzig. „Ich habe nur festgestellt, dass nachdem die Rechten auf mein Betreiben aus dem Vereinsheim weg sind, der Terror gegen mich losgegangen ist.“ Das sei schon ein merkwürdiger Zufall.

Auch könne er nicht nachvollziehen, weshalb sich nun die NPD einmischt. Denn in der Vereinskneipe haben Feiern von Rechtsextremisten stattgefunden, unter anderem vom damaligen NPD-Funktionär René Despang. Allerdings keine reinen NPD-Feiern. „Betroffene Hunde bellen“, so Pätzig zum Angriff der NPD auf ihn.

Unterdessen hat der ehemalige Vorsitzende des Vereins, Hans-Jürgen Faulstich, klargestellt, er sei nicht wegen der rechten Feiern zurückgetreten. „Davon habe ich erst danach erfahren. Sonst hätte ich diese selbstverständlich auch untersagt.“