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Nudossi kommt hinter Glas

Einen Teil der Haselnusscreme gibt es künftig nicht mehr aus dem Plastikbecher. Der Gläser-Lieferant kommt aus Freital.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Radebeul/Freital. Das, was da vom Band läuft, ist zunächst ein kleiner Schritt für Thomas Hartmann. Es soll aber schon bald zu einem großen Schritt für sein Unternehmen, der Sächsischen und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH, werden. In der Freitaler Glashütte lässt der Nudossi-Hersteller aus Radebeul seit dieser Woche rund 200 000 Gläser produzieren. Denn ein Teil der Haselnusscreme soll künftig nicht mehr im gewohnten Plastikbecher im Supermarktregal stehen, sondern wie beim Konkurrenten Nutella im Glas. „Das ist absolut Neuland für uns“, sagt Hartmann. Rund 250 000 Euro hat der Unternehmer schon in das Projekt investiert – und er hat einen Plan, wie sich diese Ausgabe bald rentieren soll.

Wie fast jedes Unternehmen will auch die Sächsische und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH wachsen. „In den neuen Bundesländern können wir aber nicht mehr viel tun.“ Potenzial sieht der gebürtige Freitaler in den alten Bundesländern und in Europa. Das Problem ist, dass dort viele Kunden Nudossi nicht kennen und den Plastikbecher, weil sie die Verpackung eben nicht gewohnt sind, als minderwertig empfinden. Das jedenfalls hat Hartmann beobachtet. Der Plastikbecher passe deswegen nicht zum Inhalt. Der Firmenchef rühmt sein Produkt wegen seines relativ hohen Haselnussgehalts. „Wir haben uns deswegen Ende 2015 entschieden, ein Glas für Nudossi zu entwickeln.“

Und so kam die Glashütte Freital mit Sitz an der Dresdner Straße ins Spiel. Mit einer Produktion von 78 Millionen Gläsern pro Jahr ist es die kleinste Glashütte Deutschlands und hat sich auf kleine und mittelgroße Serien spezialisiert – also auf solche Kunden wie Hartmann. Dass der Auftrag nach Freital ging, hat aber wohl auch etwas mit Lokalpatriotismus zu tun. „Wir stammen aus Freital“, sagt Hartmann. Vater Karl-Heinz führte früher das Café Hartmann – dort, wo heute der Busbahnhof Deuben steht. Es sei ihm wichtig, so der Sohn, auf Unternehmen aus der Region zu setzen. Bei der Entwicklung des neuen Nudossi-Glases sei das auch gar nicht anders möglich gewesen. „Da waren so viele Absprachen nötig.“ Ein Jahr dauerte die Suche nach dem perfekten Glas.

Denn im Supermarkt-Regal soll es auffallen. Die Seiten sind schräg und verjüngen sich nach unten. Damit soll es besser in der Hand der Käufer liegen. Wichtig ist auch die relativ große Öffnung, damit das Glas möglichst restlos geleert werden kann. Die Marke „GHF“ auf dem Boden verrät die Herkunft aus der Glashütte Freital. Hartmann rechnet damit, dass in etwa sechs bis acht Wochen die ersten Nudossi-Gläser im Regal stehen. „Wir wollen das Oster-Geschäft mitnehmen“, so Hartmann.

Er betont aber, dass das 300-Gramm-Glas nicht den 200-Gramm-Becher ablösen werde. Vielmehr sollen die Gläser mit einer Art Edel-Nudossi gefüllt werden. Es gehe darum, eine neue Zielgruppe zu erreichen. Hartmann spricht von nachhaltigen Rohstoffen und meint vor allem, dass das Palmöl, dass wegen Regenwald-Rodungen für die riesigen Ölpalmen-Plantagen weltweit in der Kritik steht, ersetzt werden soll. Deswegen werde das Edel-Nudossi auch teurer sein als das klassische. Details wollte er noch nicht verraten. „Ich hoffe, dass der Verbraucher, der nach mehr Nachhaltigkeit schreit, auch bereit ist, dafür zu zahlen“, so Hartmann.

Die erste Gläser-Charge von 200 000 Stück ist zunächst ein zaghafter Anfang. Im Vergleich: So viele Plastikbecher verlassen derzeit pro Woche das Radebeuler Werk. „Aber wir hoffen natürlich, dass das noch mehr wird“, so Hartmann. „Sonst würden wir das Ganze nicht machen.“ Damit die Marke Nudossi auch im Ausland bekannter wird, tragen seit dieser Saison auch schon einige österreichische Wintersportler den Namen als Sponsor spazieren – ähnlich wie zum Beispiel beim deutschen Skispringer Richard Freitag. Das habe sich sofort bei den Klickzahlen auf der Nudossi-Internetseite bemerkbar gemacht, so Hartmann.

In der Freitaler Glashütte freut man sich über diese ehrgeizigen Pläne. Denn auch für das Unternehmen mit derzeit 86 Mitarbeitern ist der Auftrag aus Radebeul zunächst einmal ein kleiner. Die 200 000 Stück seien in gerade einmal zwei Tagen produziert, sagt Geschäftsführer Hans-Bernhard Führ. „Aber wir freuen uns über den Auftrag. Wir wollen mit der Marke Nudossi wachsen.“