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Oase für Kinderlachen und Rentner-Plausch

Die Löbauer und ihre Gäste nehmen den neuen Wettiner Platz in Besitz. Und die Stadt tut einiges, das Juwel zu schützen.

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© M. van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Langsam steckt die kleine Angelina ihre Ärmchen ins Wasser und lehnt sich über die warme Granit-Brüstung des Brunnens am Wettiner Platz. Mit großen Kulleraugen und ihrem Kinderlachen schaut sie auf die Wasserfontäne. Wie sie so leise plätschert und wie die unendlich vielen Wassertropfen in der Sonne funkeln. Dann läuft sie ein paar Schritte mit ausgestreckten Armen auf ihren Vater zu: „Papa! Nass!“

Der Papa sitzt auf der Bank und genießt es, dass eine leichte Sommerbrise immer wieder ein paar kühle Tropfen von der Fontäne zu ihm herüberträgt. Ehrenfried Erbsch genießt die Atmosphäre und das Glück seiner Tochter. „Zum ersten Mal seit gut zehn Jahren bin ich wieder mal hier“, erzählt er. Schon lange wohnt der Neusalzaer tief im Westen, im Sauerland. „Das war früher alles so duster hier, so grau“, erinnert er sich, „aber jetzt ist dieser Platz hier wirklich schön geworden. Hier sitzt man gerne.“

Menschen wie Ehrenfried Erbsch und seine kleine Tochter, die zeigen: Die Löbauer und ihre Gäste haben nach langer Zeit einen der schönsten Plätze der Stadt wieder für sich zurückgewonnen. „Ich kann uns allen nur wünschen, dass unser Brunnen am Wettiner Platz zu einem Zentrum des Zusammenkommens und der Entspannung wird“, hatte Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) bei der Einweihung des Brunnens im April gesagt und: „Ich hoffe sehr, dass er nicht zum Zentrum von Trinkgelagen wird und von Schmierereien verschont bleibt.“ Die Hoffnung hat sich erfüllt. Im Mai etwa wurde der Brunnen Kulisse für die Brunnen-Serenade der Löbauer Bergmusikanten. Über 100 Löbauer besuchten das Freiluft-Spektakel.

Darüber, dass das Brunnen-Areal nicht mehr als Treffpunkt einer Trinker-Szene dient, freut sich auch der Löbauer Rentner Karl-Heinz Hellner. „Ich bin jeden Tag hier“, sagt er, „ich laufe ein bisschen durch die Stadt und mache dann hier eine kleine Pause. Dann kommt mal jemand vorbei und man plaudert ein bisschen.“ Der 74-Jährige war früher Hausmeister im Löbauer Rathaus. Da lernt man viele Menschen kennen und der Ratsch am Brunnen geht ihm nicht aus. Er lobt die aufwendige Neugestaltung des Brunnens. „Das ist ein echtes Schmuckstück geworden. Früher war hier ja immer Suffkopp-Treffen. Jetzt kann man sich wohlfühlen. Endlich herrscht hier Ruhe.“

Auch Heike Michalsky hat den Brunnen am Wettiner Platz als kleines Paradies für sich und ihre Kinder entdeckt. Beinahe täglich verbringt sie einige Zeit dort. „Für die Kinder ist es echt erholsam. Die springen gerne mit den Füßen ins Wasser. Hoffentlich bleibt’s hier auch so schön.“ In einer knallroten kurzen Hose steht ihr fünfjähriger Sohn Lucas im Brunnen und genießt die Fontänen-Dusche. „Feuerwehr“ steht groß auf der Hose. Beruflich hat Lucas aber andere Träume. „Ich will mal Polizei werden“, sagt er.

Beinahe 450 000 Euro hatte die Stadt in die Sanierung des Brunnens und die Gestaltung des Areals investiert und für den Bau rund 297 000 Euro Fördermittel erhalten. Nachdem der Brunnen dann fertiggestellt war, hat die Stadt einiges getan, um den Wert dieser Investition zu schützen und den Wettiner Platz wieder zu einem Ort mit Aufenthaltsqualität für die Bürger zu machen. Dabei setzt sie vor allem auf den Ordnungsdienst: „Die Präsenz und Hartnäckigkeit unserer Vollzugsbediensteten trägt durchaus Früchte“, teilt Pressesprecher Marcus Scholz mit. Der städtische Gemeindevollzugsdienst habe gleich in den ersten Tagen nach der Eröffnung des Brunnens Kontrollen durchgeführt. Angehörige der Trinker-Szene seien angewiesen worden, den Platz nicht zu vermüllen, ihr Leergut nicht liegenzulassen. Der Kontrolldruck wurde der Szene offenbar zu ungemütlich. „Binnen weniger Tage hatte sich die am Brunnen etablierte Szene nahezu aufgelöst“, so Scholz. Es sei nicht einmal notwendig gewesen, Platzverweise gegen Angehörige der Szene auszusprechen.

Die Trinker-Szene wurde nicht aus der Stadt vertrieben. Mittlerweile hat sich die kleine Grünanlage an der Kreuzung Poststraße/Sachsenstraße als Treffpunkt etabliert. Man könne diese sogenannten Trinker-Treffs nicht vollständig aus dem Stadtgebiet verbannen, heißt es dazu von der Stadt. Der Gemeindevollzugsdienst kontrolliere diese Szene regelmäßig. „Gegen die Verlagerung der Szene von A nach B ist es allerdings schwer, vorzugehen“, so Stadtsprecher Scholz. Am neuen Standort sei die Szene bislang unauffällig.