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Oberlausitz-Klinik sichert Arztpraxis

Eine junge Gynäkologin steigt in Großröhrsdorf ein. Sie soll die Nachfolge von Dr. Domke antreten, der bald in den Ruhestand geht.

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Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Ab Montag wird ein neues Gesicht in der Praxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe von Dr. Norbert Domke in Großröhrsdorf zu sehen sein.

Der Facharzt praktiziert ab der kommenden Woche gemeinsam mit seiner Fachkollegin Dr. Anja Lange unter einem Dach. Das ist nicht die einzige Veränderung. Zugleich übernimmt eine gemeinnützige Gesellschaft die Praxis und sichert damit die Zukunft. Es ist die „Medizinische Versorgungszentren der Oberlausitz gGmbH“ – eine Tochtergesellschaft der Oberlausitz-Kliniken in Bautzen. Der Name ist ein bisschen sperrig. Wichtig ist aber letztlich der Name des Arztes vor Ort, dass es dort überhaupt noch einen gibt. Unter dem Dach der Gesellschaft sind bereits 13 Praxen in der Region Bautzen, Kamenz, Bischofswerda und Löbau vereint. Nun kommt die Großröhrsdorfer Facharztpraxis noch hinzu.

Seit 2006 sind die Medizinischen Versorgungszentren Oberlausitz stetig gewachsen: „Wir sind schon erfolgreich, aber wir können auch nicht alle Anfragen bedienen, Praxen zu übernehmen“, sagt Reiner E. Rogowski, Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken und der Tochtergesellschaft. Es gibt einfach nicht genug Ärzte abseits der Großstädte. Daran sei auch die Übernahme einer Allgemeinarztpraxis in Kamenz gescheitert.

Ein rotes Tuch

Rogowski greift das Thema vom ländlichen Raum als Problemregion auf. Für den Klinikchef sei das schon ein rotes Tuch: „Was ist denn ländlicher Raum?“, fragt er provokativ. Denn in der Region Pulsnitz- und Rödertal, also im Dresdner Speckgürtel, gebe es genauso Probleme, Arztpraxen neu zu besetzen. Die Praxis von Dr. Domke sei ein Beispiel, der Arzt quasi auf der Zielgeraden in den Ruhestand. Die Nachfolgefrage war ungeklärt. Die Medizinischen Versorgungszentren seien deshalb angefragt worden, ob es unter ihrem Dach eine Lösung geben könnte, die Praxis für die Zukunft zu sichern.

Mit der Gynäkologin Dr. Anja Lange ist das gelungen. Damit sei ein fließender Übergang in der Praxis für die Patientinnen und das Personal gesichert. Ab der kommenden Woche wird die Ärztin mit in der Praxis arbeiten, für zwei bis drei Jahre parallel mit Dr. Norbert Domke. So könne sie sich gut einarbeiten, schätzt Reiner E. Rogowski ein. Er sei sehr froh, eine junge Ärztin gefunden zu haben, die auch noch aus der Region komme. Er habe mit der Ärztin gesprochen und sie habe zu seiner Freude positiv reagiert, sie könne sich gut vorstellen in einer Praxis zu arbeiten.

Glücksfall und gemischte Gefühle

Reiner E. Rogowski sei zudem froh, dass Dr. Domke den Weg mitgehe. Der Geschäftsführer nennt es einen Glücksfall und schaut mit etwas gemischten Gefühlen in die Zukunft. Es gebe in der Region zwischen Pulsnitz und Bischofswerda einige Ärzte, die nicht mehr ganz jung sind: „Es wird sich die Frage stellen, wie können wir den Übergang absichern. Wir brauchen Ärzte in der Fläche. Es können ja nicht alle Patienten zu den Krankenhäusern fahren.“

Außerdem werde die Bevölkerung immer älter. Um so dringender würden niedergelassene Ärzte vor Ort gebraucht. Die „Medizinischen Versorgungszentren“ können ein wichtiger Teil der Lösung sein, um gerade jungen Ärzten den Einstieg in eine Praxis auf dem Lande zu erleichtern. Das Angestelltenverhältnis nimmt ihnen das finanzielle Risiko.

Sie können an der Seite gestandener Ärzte Erfahrungen sammeln. Auch die Medizintechnik ist ein Thema. So kündigt Geschäftsführer Reiner E. Rogowski bereits an, dass es Investitionen geben werde. Er spricht zugleich die Bürokratie im Gesundheitswesen an und den Papierkram. Auch davon werden die Praxen teilweise entlastet, künftig auch die Großröhrsdorfer Facharztpraxis. Dennoch, so der Klinikchef, blieben der Dokumentationswahn und die Zulassungsbürokratie mit die größten Hindernisse bei der Praxisnachfolge.