Merken

Odeg steckt 1,5 Millionen Euro in ihre Züge

Die modernisierten Triebwagen bieten Reisenden, die zwischen Cottbus, Görlitz und Zittau pendeln, mehr Komfort. Den soll es aber bald auch auf anderen Strecken geben.

Teilen
Folgen
© nikolaischmidt.de

Von Tilo Berger

Wenn Fahrgäste in einen Triebwagen des Typs Desiro der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (Odeg) einsteigen oder ihn verlassen möchten, müssen sie künftig sechs Sekunden warten. In dieser Zeit fährt unter dem Triebwagen ein sogenannter Schiebetritt aus und überbrückt den Abstand zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante. Vorausgesetzt, diese hat die richtige Höhe. In Görlitz, Zittau, Bautzen und einigen anderen Bahnhöfen ist das der Fall, in Bischofswerda beispielsweise noch nicht.

Odeg-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann erklärte die Neuerungen.
Odeg-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann erklärte die Neuerungen. © nikolaischmidt.de

Das ist der neue Desiro Classics

Für einen leichten und sicheren Ein- und Ausstieg haben die Fahrzeuge Schiebetritte erhalten.
Für einen leichten und sicheren Ein- und Ausstieg haben die Fahrzeuge Schiebetritte erhalten.
Zu den Neuerungen zählt die Ausrüstung der WC-Kabinen mit SOS-Schaltern und Wickeltischen.
Zu den Neuerungen zählt die Ausrüstung der WC-Kabinen mit SOS-Schaltern und Wickeltischen.
Genauso finden sich im Zug nun TFT-Monitore.
Genauso finden sich im Zug nun TFT-Monitore.
An den Sitzplätzen sind Tischer vorhanden.
An den Sitzplätzen sind Tischer vorhanden.
Dazwischen gibt's Haltewunschtasten.
Dazwischen gibt's Haltewunschtasten.

Monitore zeigen nächste Anschlüsse

Mehr als 500 Desiro-Triebwagen sind deutschlandweit unterwegs. In der hiesigen Region fahren sie unter anderem zwischen Dresden und Görlitz, Dresden und Zittau sowie zwischen Zittau und Cottbus. Der Siemens-Konzern baute diese Fahrzeugreihe zwischen 1998 und 2008 in seinem Werk in Krefeld-Uerdingen. Der Name Desiro leitet sich ab vom englischen to desire – was so viel heißt wie wünschen.

Die Odeg nimmt das wörtlich und erfüllte mit dem Umbau in Delitzsch einige Wünsche der Fahrgäste. Zum Beispiel den nach den Schiebetritten an allen Türen sowie nach größeren Tischen in allen Sitzgruppen. Außerdem bieten die sechs modernisierten Triebwagen kostenloses, mobiles Internet – sofern ein Signal anliegt. Wer an einer kleineren Station aussteigen und dies per Haltewunschtaste kundtun will, muss sich künftig nicht mehr bis zur Gepäckablage verrenken. Diese Tasten gibt es jetzt auch in Sitzplatzhöhe. Die WC-Kabine verfügt jetzt über einen aufklappbaren Wickeltisch, einen Rauchmelder und eine Notfall-Taste. Und an vier Stellen im Fahrzeug hängen nun Monitore und verkünden die nächsten Haltestellen und die dortigen Anschlüsse zu Bussen oder anderen Zügen. Dazu gibt es in den modernisierten Triebwagen noch ein paar Annehmlichkeiten – eine Steckdose hier, Kleiderhaken dort. Odeg-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann zeigte eines der umgebauten Fahrzeuge gestern stolz der Presse: „Die Arbeiten haben sich gelohnt. Unsere Fahrgäste sind nun perfekt im Zug durch die kundenfreundlichen Fahrgastinformationen über ihre Verbindungen informiert und können größeren Komfort genießen.“

Die sechs aufgehübschten Fahrzeuge sollen bis 2030 vorwiegend zwischen Cottbus und Zittau pendeln. Zwischen Görlitz und Bischofswerda sowie ab Dezember 2018 auch wieder zwischen Görlitz und Hoyerswerda will die Odeg wie bisher vor allem die kleineren Triebwagen vom Typ Regio-Shuttle einsetzen. „Es kann aber auch sein, dass wir mal mit einem Desiro nach Bischofswerda oder Hoyerswerda fahren“, erklärte Schuchmann. Die Strecke zwischen Görlitz und Hoyerswerda geht nach mehrjährigen Bauarbeiten im Dezember dieses Jahres wieder in Betrieb. Nach Bischofswerda fährt die Odeg noch bis Dezember 2019, dann endet der gegenwärtig gültige Vertrag mit dem Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon). Nach dem Willen des Zvon sollen die Züge der bisherigen Verbindung Görlitz–Bischofswerda ab Dezember 2019 von und nach Dresden fahren.

Welches Verkehrsunternehmen dann zwischen Dresden und Görlitz sowie Zittau unterwegs ist, steht noch nicht fest. Der Zvon und der benachbarte Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) wollen kommende Woche in nichtöffentlichen Sitzungen ihre Favoriten benennen.

Wer fährt ab 2019 nach Dresden?

Dem Vernehmen nach haben zwei Unternehmen ihre Hüte in den Ring geworfen. Als wahrscheinlich gilt, dass die Länderbahn auch weiter ihre Desiros zwischen Dresden und der Oberlausitz pendeln lassen will. Beim zweiten Bewerber könnte es sich um die Deutschen Bahn AG handeln, die schon vor einiger Zeit angekündigt hatte, die beiden Strecken wieder bedienen zu wollen.

Wer gewinnt, wird ab Dezember 2019 weitgehend den gleichen Service bieten müssen wie ab sofort die Odeg. Denn das machen die Verkehrsverbünde zur Bedingung. Die Odeg-Chefs können auch sagen, was so eine Modernisierung kostet: In den bereits erfolgten Umbau der sechs Desiros und von zwei Regio-Shuttles im kommenden Jahr wird die Odeg unterm Strich rund 1,5 Millionen Euro gesteckt haben.