Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Oelsnitz. Seit sieben Uhr sind die Männer an diesem Freitag, dem 13. Oktober 2017 auf den Beinen. Sie haben das nach alten Vorlagen neu aufgebaute historische Taubenhaus aus einer privaten Halle von Joachim Rothe geholt. Dort stand das 650 Kilo schwere Häuschen seit dem Tag der Sachsen 2014.
Der Taubenhaus-Aufbau in Bildern
Fertig ist es schon seitdem. Doch das Hickhack um die Aufstellung dauerte noch einmal fast drei Jahre. Fördermittel aus der ländlichen Entwicklung beim Dresdner Heidebogen wurden vom Landratsamt lange nicht freigegeben, weil noch Unterlagen nachgereicht werden mussten. Die Gemeinde Lampertswalde musste überzeugt werden, die Gesamtmaßnahme vorzufinanzieren. Der Denkmalschutz war zu überzeugen, dass das Taubenhaus auf einen neuen Platz nahe am Herrenhaus aufgestellt wird. Da wo die Leute vom Heimatverein mit tatkräftiger Unterstützung von Vereinsfreund Georg Schulze mit seinem Bagger gerade erst alte Schuppen weggerissen haben. „Unbezahlbar“, sagt Vereinsvorstand Rothe. Doch nun ist der Zeitpunkt gekommen. Seit drei Wochen steht die Stahlsäule, die das Häuschen tragen wird. Sie wurde von der Firma Elmbau Lampertswalde einbetoniert. Nun montieren Danilo Jaeschke von der Zimmerei Heinke und Mario Gutte von den Lampertswalder Dachdeckern zuerst den hölzernen Unterbau. Während die beiden die Kopfbänder und den Kreuzriegel mit Metalldübeln befestigen, zeigt Rothe eine kleine Treppe zum Park, die die Heimatfreunde beim Schuppenabriss freilegten. „Hier werden wir den Platz begrünen und Sitzbänke aufstellen“, sagt der Oelsnitzer. Der Ort soll ein Treffpunkt werden fürs Dorf. Einen Unterstand unter dem Taubenhaus genehmigte der Denkmalschutz nicht. Die vier Meter hohe Stahlsäule wird aber mit Holz verkleidet.
7500 Euro inclusive 70 Prozent Fördermittel bekam der Heimatverein von der Gemeinde genehmigt. Einige Einwohner kommen deshalb gucken, was daraus geworden ist. „Ich hab schon beim Wegreißen der Schuppen zugeschaut, jetzt interessiert mich auch der Aufbau“, sagt der 78-jährige Christoph Schäfer. Die Ämter haben es seiner Meinung nach dem Verein sehr schwer gemacht. „Das hätte schon vor zehn Jahren fertig sein können“, so der Oelsnitzer. Aber was lange währt, wird gut.
So kraftraubend war der Wiederaufbau
Elektriker Joachim Rothe vom Vereinsvorstand ist extra mit 63 Jahren in Rente gegangen, um Zeit für „sein“ Projekt zu haben. Er hat den Neuaufbau 2009 mit angeregt. Ohne seine Unermüdlichkeit, die vielen Behördengänge, die „1000 gefahrenen Kilometer“ wäre der Tag nun nicht gekommen. Doch 11 Uhr ist es so weit. Das über zwei Meter hohe Holzhäuschen schwebt am Kran vom Tieflader auf seinen Platz. Mittlerweile ist Zimmerermeister Andreas Heinke eingetroffen, hat sich extra nochmal zünftig angezogen. Er hat den Neubau weitgehend finanziert und in seiner Firma erledigt. „Das war Aufwand wie für ein ganzes Haus“, schmunzelt er nun rückblickend. „Die Genehmigungen, der Stress für die Fördermittel ...“.
Doch nun packt er mit an, verschraubt das Haus auf dessen Unterbau, damit es sturmsicher bleibt. Das ganze Bauwerk ist fast sieben Meter hoch. Der „Eingang“ zum Häuschen ist wunschgemäß auf der Parkseite. Und das Grün des Häuschens wetteifert mit dem Grün der Bäume um die warmen Herbstsonnenstrahlen.
Bis Jahresende werden sich nun noch die restlichen Arbeiten hinziehen. „Das Taubenhaus soll nach historischem Vorbild auch noch eine Spitze, eine welsche Haube bekommen“, erklärt Joachim Rothe. Das wird vermutlich eine etwa 50 Zentimeter hohe Zinksäule mit Spitzen. Ein Metallbastler könnte sich dieser Feinarbeit annehmen. Was sich Joachim Rothe aber noch mehr wünscht, ist die Aufmerksamkeit aller Menschen in der Gemeinde. „So etwas historisch Einmaliges gibt es in der ganzen Gemeinde Lampertswalde nicht“, sagt der Oelsnitzer. Außer den Kirchen vielleicht. Joachim Rothe würde sich freuen, wenn das traditionsreiche Taubenhaus zum Wahrzeichen der Gemeinde Lampertswalde wird. Seiner Meinung nach hat das viel mit Lebensqualität für die Einwohner zu tun. Das Herrenhaus kann sich zwar nicht mit Schloss Schönfeld oder Schloss Lauterbach vergleichen. Aber das Taubenhaus erinnert daran, dass es gut ist, Geld für Kultur auszugeben.