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Oelsnitz hat ein neues Wahrzeichen

Am Freitag war ein historischer Tag: das erneuerte Taubenhaus wurde wieder aufgestellt. Es ist ein Symbol für Lampertswalde.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Oelsnitz. Seit sieben Uhr sind die Männer an diesem Freitag, dem 13. Oktober 2017 auf den Beinen. Sie haben das nach alten Vorlagen neu aufgebaute historische Taubenhaus aus einer privaten Halle von Joachim Rothe geholt. Dort stand das 650 Kilo schwere Häuschen seit dem Tag der Sachsen 2014.

Der Taubenhaus-Aufbau in Bildern

Noch steht das hölzerne und mit Schiefern gedeckte neue Taubenhaus auf dem Hänger vor dem Oelsnitzer Herrenhaus.
Noch steht das hölzerne und mit Schiefern gedeckte neue Taubenhaus auf dem Hänger vor dem Oelsnitzer Herrenhaus.
Zimmermann Danilo Jaeschke (re.) und Dachdecker Mario Gutte bereiten den Unterbau für das Taubenhaus vor.
Zimmermann Danilo Jaeschke (re.) und Dachdecker Mario Gutte bereiten den Unterbau für das Taubenhaus vor.
Zimmermann Danilo Jaeschke (li.) und Dachdecker Mario Gutte bereiten den Unterbau für das Taubenhaus vor. Dabei muss alles millimetergenau stimmen, der genaue Sitz der Stützbalken wird hier kontrolliert.
Zimmermann Danilo Jaeschke (li.) und Dachdecker Mario Gutte bereiten den Unterbau für das Taubenhaus vor. Dabei muss alles millimetergenau stimmen, der genaue Sitz der Stützbalken wird hier kontrolliert.
Das Haus wird vom Kran angehoben und schwebt hier vor dem Oelsnitzer Herrenhaus in Richtung Unterbau.
Das Haus wird vom Kran angehoben und schwebt hier vor dem Oelsnitzer Herrenhaus in Richtung Unterbau.
Der ehemalige hölzerne Ständer ist nun durch eine Stahlkonstruktion ersetzt worden, nur die Kopfbänder und Riegel sind nach wie vor aus Holz.
Der ehemalige hölzerne Ständer ist nun durch eine Stahlkonstruktion ersetzt worden, nur die Kopfbänder und Riegel sind nach wie vor aus Holz.
Joachim Rothe (re.) vom Heimatverein oelsnitz freut sich, dass das Taubenhaus nach jahrelangem Ringen nun wieder vor dem Herrenhaus steht, wenn auch nicht an exakt demselben Platz.
Joachim Rothe (re.) vom Heimatverein oelsnitz freut sich, dass das Taubenhaus nach jahrelangem Ringen nun wieder vor dem Herrenhaus steht, wenn auch nicht an exakt demselben Platz.
Zimmerer-Meister Andreas Heinke aus Weißig a.R. hat den Neubau des Taubenhauses größtenteils finanziert und geleitet.
Zimmerer-Meister Andreas Heinke aus Weißig a.R. hat den Neubau des Taubenhauses größtenteils finanziert und geleitet.
Das schon seit Langem fertiggestellte hölzerne Taubenhaus ist aufgebaut und steht nun neben dem Oelsnitzer Herrenhaus. v.l. Dachdecker Mario Gutte (Dachdecker Lampertswalde), Zimmermann Danilo Jaeschke (Zimmerei Heinke Weißig a.R.) und Joachim Rothe vom Oelsnitzer Heimatverein.
Das schon seit Langem fertiggestellte hölzerne Taubenhaus ist aufgebaut und steht nun neben dem Oelsnitzer Herrenhaus. v.l. Dachdecker Mario Gutte (Dachdecker Lampertswalde), Zimmermann Danilo Jaeschke (Zimmerei Heinke Weißig a.R.) und Joachim Rothe vom Oelsnitzer Heimatverein.

Fertig ist es schon seitdem. Doch das Hickhack um die Aufstellung dauerte noch einmal fast drei Jahre. Fördermittel aus der ländlichen Entwicklung beim Dresdner Heidebogen wurden vom Landratsamt lange nicht freigegeben, weil noch Unterlagen nachgereicht werden mussten. Die Gemeinde Lampertswalde musste überzeugt werden, die Gesamtmaßnahme vorzufinanzieren. Der Denkmalschutz war zu überzeugen, dass das Taubenhaus auf einen neuen Platz nahe am Herrenhaus aufgestellt wird. Da wo die Leute vom Heimatverein mit tatkräftiger Unterstützung von Vereinsfreund Georg Schulze mit seinem Bagger gerade erst alte Schuppen weggerissen haben. „Unbezahlbar“, sagt Vereinsvorstand Rothe. Doch nun ist der Zeitpunkt gekommen. Seit drei Wochen steht die Stahlsäule, die das Häuschen tragen wird. Sie wurde von der Firma Elmbau Lampertswalde einbetoniert. Nun montieren Danilo Jaeschke von der Zimmerei Heinke und Mario Gutte von den Lampertswalder Dachdeckern zuerst den hölzernen Unterbau. Während die beiden die Kopfbänder und den Kreuzriegel mit Metalldübeln befestigen, zeigt Rothe eine kleine Treppe zum Park, die die Heimatfreunde beim Schuppenabriss freilegten. „Hier werden wir den Platz begrünen und Sitzbänke aufstellen“, sagt der Oelsnitzer. Der Ort soll ein Treffpunkt werden fürs Dorf. Einen Unterstand unter dem Taubenhaus genehmigte der Denkmalschutz nicht. Die vier Meter hohe Stahlsäule wird aber mit Holz verkleidet.

7500 Euro inclusive 70 Prozent Fördermittel bekam der Heimatverein von der Gemeinde genehmigt. Einige Einwohner kommen deshalb gucken, was daraus geworden ist. „Ich hab schon beim Wegreißen der Schuppen zugeschaut, jetzt interessiert mich auch der Aufbau“, sagt der 78-jährige Christoph Schäfer. Die Ämter haben es seiner Meinung nach dem Verein sehr schwer gemacht. „Das hätte schon vor zehn Jahren fertig sein können“, so der Oelsnitzer. Aber was lange währt, wird gut.

So kraftraubend war der Wiederaufbau

März 2009: Zimmerer Heinke baut das marode Holzhäuschen auf Anregung des Heimatvereins vom Altstandort ab.

November 2009: Beim Auseinanderbauen merkt man, dass die 260 Jahre alte Substanz nicht mehr zu verwenden ist. Alle Teile müssen neu gefertigt werden.

Juni 2013: Das Taubenhaus wird computergestützt in der Zimmerei Heinke in Weißig neu aufgebaut.

September 2014: Das fertige Objekt wird im Umzug zum Tag der Sachsen gezeigt.

März 2016: Der Denkmalschutz erlaubt das Aufstellen gleich neben dem Gutshaus.

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Elektriker Joachim Rothe vom Vereinsvorstand ist extra mit 63 Jahren in Rente gegangen, um Zeit für „sein“ Projekt zu haben. Er hat den Neuaufbau 2009 mit angeregt. Ohne seine Unermüdlichkeit, die vielen Behördengänge, die „1000 gefahrenen Kilometer“ wäre der Tag nun nicht gekommen. Doch 11 Uhr ist es so weit. Das über zwei Meter hohe Holzhäuschen schwebt am Kran vom Tieflader auf seinen Platz. Mittlerweile ist Zimmerermeister Andreas Heinke eingetroffen, hat sich extra nochmal zünftig angezogen. Er hat den Neubau weitgehend finanziert und in seiner Firma erledigt. „Das war Aufwand wie für ein ganzes Haus“, schmunzelt er nun rückblickend. „Die Genehmigungen, der Stress für die Fördermittel ...“.

Doch nun packt er mit an, verschraubt das Haus auf dessen Unterbau, damit es sturmsicher bleibt. Das ganze Bauwerk ist fast sieben Meter hoch. Der „Eingang“ zum Häuschen ist wunschgemäß auf der Parkseite. Und das Grün des Häuschens wetteifert mit dem Grün der Bäume um die warmen Herbstsonnenstrahlen.

Bis Jahresende werden sich nun noch die restlichen Arbeiten hinziehen. „Das Taubenhaus soll nach historischem Vorbild auch noch eine Spitze, eine welsche Haube bekommen“, erklärt Joachim Rothe. Das wird vermutlich eine etwa 50 Zentimeter hohe Zinksäule mit Spitzen. Ein Metallbastler könnte sich dieser Feinarbeit annehmen. Was sich Joachim Rothe aber noch mehr wünscht, ist die Aufmerksamkeit aller Menschen in der Gemeinde. „So etwas historisch Einmaliges gibt es in der ganzen Gemeinde Lampertswalde nicht“, sagt der Oelsnitzer. Außer den Kirchen vielleicht. Joachim Rothe würde sich freuen, wenn das traditionsreiche Taubenhaus zum Wahrzeichen der Gemeinde Lampertswalde wird. Seiner Meinung nach hat das viel mit Lebensqualität für die Einwohner zu tun. Das Herrenhaus kann sich zwar nicht mit Schloss Schönfeld oder Schloss Lauterbach vergleichen. Aber das Taubenhaus erinnert daran, dass es gut ist, Geld für Kultur auszugeben.