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"Sie diskreditieren die Freiwilligen Wehren"

Zittau will sparen, auch bei der Feuerwehr. Dagegen protestierte ein Eckartsberger. Seine Wortwahl gefiel dem Mittelherwigsdorfer Feuerwehrchef nicht. 

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Symbolfoto ©  dpa

Gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Stadt Zittau, die möglicherweise auch die hauptamtliche Feuerwehr betreffen könnten, hatte Ende Juni Thomas Walde aus Eckartsberg zu einer Kundgebung aufgerufen. Für die Kundgebung hatte er mit seiner Frau eigens ein Flugblatt kreiert. "Hände weg von der Zittauer Feuerwehr! Brandschutz rettet Leben!", stand darauf. Auch Eckartsberg profitiere von der Zittauer Feuerwehr, begründete Walde das Engagement für die Löschtruppe aus der Nachbarstadt.  "Wenn bei Bränden in der Umgebung Leben in Gefahr sind, rücken auch immer gleich die hauptamtlichen Kräfte aus Zittau mit aus", so Thomas Walde.

Zur Ansprache von Thomas Walde bei der Kundgebung äußert sich der Gemeindewehrleiter von Mittelherwigsdorf, Jörg Neumann, in einem offenen Brief, den er Thomas Walde auch übergeben hat: 

Sehr geehrter Herr Walde,

ich möchte und muss zu Ihrer Rede vom 27. Juni vor dem Rathaus Zittau einige Richtigstellungen vornehmen. Ihre Ortsfeuerwehr Eckartsberg/Ragdendorf ist im Verbund mit den anderen Ortsfeuerwehren der Gemeinde Mittelherwigsdorf zu jeder Zeit allein in der Lage, fristgemäß und mit den vorgeschriebenen Mannstärken und Atemschutzträgern den abwehrenden Brandschutz im Gemeindegebiet sicherzustellen. Die hauptamtlichen Kräfte aus Zittau werden nur in seltenen Ausnahmefällen, in denen Spezialtechnik notwendig ist, angefordert.

Ich gebe einmal im Jahr den Gemeinderäten der Gemeinde Mittelherwigsdorf einen Zustandsbericht über ihre freiwillige Feuerwehr. Dieser Termin ist öffentlich und wird im Amtsblatt bekannt gegeben.

Sie sprachen davon, dass für freiwillige Kameraden der Feuerwehr zur Fahrt in das Gerätehaus die Vorgaben der STVO bindend sind. Das ist falsch. Mit der Alarmierung beginnt der Einsatz, entsprechend gilt der § 35 Abs .1 STVO, nachdem Feuerwehren vor der Verordnung befreit sind.

Dass im Winter mit schwierigen Verhältnissen gerechnet werden muss, weiß jeder Feuerwehrkamerad und bereitet sich entsprechend vor.

Des Weiteren sprachen Sie davon, dass in einem Altenheim in der Nacht nur eine Schwester verfügbar ist, wenn es zu einen Brandereignis kommt. Dass in Pflegeheimen nachts nur mit Minimal-Besetzung gearbeitet wird, müssen Sie den Betreibern der Heime in das Stammbuch schreiben. Pflegeheime haben jedoch sehr strenge Auflagen an den vorbeugenden Brandschutz, wie Brandmeldeanlagen, Rettungswege und Brandverhütungsschauen. All diese Maßnahmen dienen der Verhütung von Bränden und werden, wenn es doch zum Brand kommt, eine schnelle und zielgerichtete Alarmierung der Rettungskräfte ermöglichen.

In den umliegenden Gemeinden gibt es zahlreiche Alten- und Pflegeheime, die sich auf den Brandschutz ihrer örtlichen Freiwilligen Feuerwehr verlassen können und dies auch tun.

Ebenfalls ist richtig, dass es in Zittau viele Betriebe mit einer erhöhten Brandlast gibt. Auch dafür trifft der Gesetzgeber Vorsorge. Im Brandschutzgesetz des Landes Sachsen ist im § 55 festgelegt, welche Auflagen für solche Betriebe gelten. Ich bin mir sicher, dass diese Auflagen durch die zuständigen Behörden der Stadt Zittau überprüft und durchgesetzt werden.

Sehr geehrter Herr Walde, Ihr Einsatz für die Feuerwehr Zittau ehrt Sie, allerdings diskreditieren Sie mit Ihren Ausführungen alle Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren in ihrer täglichen Arbeit, indem Sie unterstellen, dass sie zu spät kommen und ohne hauptamtliche Kräfte keine Brandbekämpfung durchführen können. Dass dem nicht so ist, beweisen schon die Einsatzstatistiken der zurückliegenden Jahre, die jederzeit öffentlich eingesehen werden können.

Ihre Ausführungen sind in meinem Verständnis nur eine grundlose Panikmache und dem Zweck einer zukunftsorientierten Organisation des abwehrenden Brandschutzes in Zittau nicht dienlich.

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Thomas Walde bei der Kundgebung vor dem Zittauer Rathaus. Der Eckartsberger setzte sich gegen geplante Sparmaßnahmen ein, die auch die Stadtfeuerwehr betreffen könnten. 
Thomas Walde bei der Kundgebung vor dem Zittauer Rathaus. Der Eckartsberger setzte sich gegen geplante Sparmaßnahmen ein, die auch die Stadtfeuerwehr betreffen könnten.  ©  Rafael Sampedro
Jörg Neumann, Gemeindewehrleiter in Mittelherwigsdorf, sieht den Ruf der Freiwilligen Feuerwehren in ein schlechtes Licht gerückt. 
Jörg Neumann, Gemeindewehrleiter in Mittelherwigsdorf, sieht den Ruf der Freiwilligen Feuerwehren in ein schlechtes Licht gerückt.  © Matthias Weber