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Weihnachtsbaum oder Halleluja-Staude?

Die Wahl des richtigen Baums kann entscheidend sein. Und langsam wird die Zeit knapp, findet SZ-Redakteur Christoph Springer.

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Eine Nordmanntanne empfiehlt der Verkäufer für die kleine Wohnung.
Eine Nordmanntanne empfiehlt der Verkäufer für die kleine Wohnung. © Christian Juppe

Jetzt bloß nicht mehr lange warten. In vier Tagen ist Weihnachten, und nichts stört den Festtagsfrieden mehr als ein Weihnachtsbaum, der die Ansprüche der Familie nicht erfüllt. Zu groß, zu klein, zu breit, zu schmal, im schlimmsten Fall sogar schief: Die Gefahr ist groß, kurz vor dem Fest nur noch eine Halleluja-Staude zu bekommen.

Das ist eine echte Herausforderung fürs Familienoberhaupt. Früher hat mein Vater das erledigt. Der Baum kam aus dem eigenen Garten, oft war es die Spitze einer gewaltigen Blaufichte, die uns den Gefallen getan hatte, nach dem ersten Kappen zwei neue Spitzen auszutreiben. Mit viel handwerklichem Geschick hat er den Baum stets in die dafür bestimmte Ecke im Wohnzimmer eingepasst. Da musste schon mal Strick her, wenn der Stamm im Weihnachtsbaumständer nicht richtig eingespannt werden konnte. 

Der Strick kam auf halber Höhe um den Stamm und wurde dann an einem Schrank oder einer Klinke festgebunden. So konnte man den Baum ausrichten, und er stand zugleich sicher. War die Spitze nicht passend gewachsen, rückte ihr der Vater mit Bohrmaschine und Säge zu Leibe. Dann wurden Äste abgesägt, Löcher in den Stamm gebohrt und die Äste dort eingesetzt, wo sie gewünscht waren.

Wer rechtzeitig gekauft hat, sollte jetzt schon einen verpackten Weihnachtsbaum auf dem Balkon, der Terrasse oder im Keller stehen haben, meint Sven Hellmich. Dann sei genügend Zeit, ihn langsam an die Zimmertemperatur zu gewöhnen und ihn dabei aus einem Eimer noch etwas Wasser „kuddeln“ zu lassen.

Der 45-Jährige hat in diesem Jahr in Dänemark rund 1 600 Bäume geordert und verkauft sie in seinem Trödelhof neben dem Alten Heizhaus an der Stetzscher Straße. „Es sind noch etwa 200 da“, sagt Hellmich und deutet auf zwei Vier-Meter-Bäume, eine Menge mittelhoher Tannen und ein paar Miniweihnachtsbäume. Dazu gehört auch einer samt Wurzeln, der in einem großen Blumentopf steht. Den hätte ich gern, doch der Fachmann rät ab. „Die werden beim Ernten auch abgehackt“, erklärt er, ergänzt, dass der Wurzelballen zu klein ist. Er lässt dabei die Hand wie ein Beil durch die Luft sausen. 

„Wenn er wieder anwachsen soll, brauchst du einen Weihnachtsbaum mit einem richtig großen Ballen, den kann man dann aber nur mit dem Bagger transportieren.“ Hellmich rät mir zu einer mittelhohen Abies nordmanniana, einer Nordmanntanne. 17 Euro pro Meter Weihnachtsbaum will er dafür haben, „damit sind wir die Günstigsten in ganz Dresden“, rührt der Geschäftsmann aus der Neustadt die Werbetrommel.

Weihnachtsbäume gibt es zurzeit in Baumärkten, auf vielen Freiflächen der Stadt und vor Einkaufszentren. Hellmich hat aber ein Angebot, mit dem er die meisten anderen Verkaufsstellen aus dem Rennen wirft. In seiner Trödelhalle findet sich auch gebrauchter Baumschmuck. Ein ganzer Tisch voll Weihnachtskugeln ist dort aufgebaut. Rot ist die häufigste Farbe, die Kugeln müssten mal abgewischt werden, denn sie sind mächtig staubig. Auch gebrauchte elektrische Baumbeleuchtungen sind bei Sven Hellmich zu haben. Man muss nur in einer großen Pappkiste wühlen, in der jede Menge davon liegen.

Ich habe mich schließlich gegen die Nordmanntanne entschieden und begnüge mich lieber mit den Tannenzweigen, die schon in der Wohnung stehen. Mehr Platz ist sowieso nicht. So gibts ganz sicher auch keinen Streit um den Baum.

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