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Ohne dieses Auto fährt Bautzen besser

Oberbürgermeister Ahrens verzichtet auf seinen Dienstwagen und wird künftig mit seinem Privatauto auch dienstlich unterwegs sein. Wie halten es andere Rathaus-Chefs damit?

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© Robert Michalk

Von Jana Ulbrich und Jens Fritzsche

Umgerechnet 62 Cent für jeden gefahrenen Kilometer? Das ist eindeutig zu viel! Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (parteilos) hat gar nicht erst lange gefackelt. Er braucht keinen persönlichen Dienstwagen, sagt er und will das teure Fahrzeug abschaffen. Die Gelegenheit dazu ist günstig: Ende Juni läuft der Leasingvertrag für den lackschwarzen Audi A4 aus, den Ahrens von seinem Amtsvorgänger übernommen hat. Der Bautzener OB wird künftig mit seinem Privatauto auch dienstlich unterwegs sein.

Diese Dienstwagen rollen durch den Landkreis

Das Auto des Landrats   Typ   BMW 530ex-drive Kilometer/Jahr   50 000 Kosten/Jahr 11 000 Euro Landrat Michael Harig ist im Durchschnitt rund vier Stunden täglich unterwegs. Er hat einen Fahrer und nutzt die Zeit im Auto zur Arbeit.
Das Auto des Landrats Typ BMW 530ex-drive Kilometer/Jahr 50 000 Kosten/Jahr 11 000 Euro Landrat Michael Harig ist im Durchschnitt rund vier Stunden täglich unterwegs. Er hat einen Fahrer und nutzt die Zeit im Auto zur Arbeit.
Das Auto des Radeberger Oberbürgermeisters    Typ   Ford Kuga Diesel Kilometer/Jahr   13 000 Kosten nicht angegeben OB Gerhard Lemm fährt seinen Dienstwagen selbst. Er kann ihn auch privat nutzen. Aber auch andere Mitarbeiter können damit fahren.
Das Auto des Radeberger Oberbürgermeisters Typ Ford Kuga Diesel Kilometer/Jahr 13 000 Kosten nicht angegeben OB Gerhard Lemm fährt seinen Dienstwagen selbst. Er kann ihn auch privat nutzen. Aber auch andere Mitarbeiter können damit fahren.
Das Auto des Bischofswerdaer Oberbürgermeisters   Typ   Opel Astra 1.4 Kilometer/Jahr   10 000 Kosten 210 Euro/mtl. Rate OB Holm Große hat das Auto mit Amtsantritt übernommen. Er fährt selbst. Der Opel ist aber auch für andere Mitarbeiter verfügbar.
Das Auto des Bischofswerdaer Oberbürgermeisters Typ Opel Astra 1.4 Kilometer/Jahr 10 000 Kosten 210 Euro/mtl. Rate OB Holm Große hat das Auto mit Amtsantritt übernommen. Er fährt selbst. Der Opel ist aber auch für andere Mitarbeiter verfügbar.
Das Auto des Kamenzer Oberbürgermeisters   Typ   Elektro-Smart Kilometer/Jahr   5 000 Kosten 333 Euro/mtl. Rate OB Roland Dantz hat kein eigenes Dienstauto. Er fährt privat, kürzere Wege aber auch gern mit dem Elektro-Smart der Stadtverwaltung.
Das Auto des Kamenzer Oberbürgermeisters Typ Elektro-Smart Kilometer/Jahr 5 000 Kosten 333 Euro/mtl. Rate OB Roland Dantz hat kein eigenes Dienstauto. Er fährt privat, kürzere Wege aber auch gern mit dem Elektro-Smart der Stadtverwaltung.

Sein Kamenzer Amtskollege hält das schon seit Jahren so. „Für mich ist das auch ein ganz bewusstes Zeichen nach außen“, sagt Roland Dantz. „In Zeiten knapper Kassen muss ich mir überlegen, ob ich mir einen eigenen Dienstwagen mit Fahrer leisten will“. Roland Dantz (parteilos) fährt deshalb auch zu dienstlichen Terminen größtenteils mit seinem Privatauto. Für kürzere Strecken greift der Kamenzer Oberbürgermeister aber doch ganz gerne auf den kleinen Fuhrpark der Stadtverwaltung zurück. Zu dem gehört nämlich auch ein Elektrofahrzeug. Mit dem spritzigen umweltfreundlichen Smart, der allen Mitarbeitern für Dienstfahrten zur Verfügung steht, will Kamenz ebenfalls ein bewusstes Zeichen setzen: „Das ist unser Bekenntnis zur Elektromobilität“, sagt Dantz. Schließlich schafft die Branche mit dem Batterienhersteller Deutsche Accumotiv auch viele Arbeitsplätze in der Stadt.

Vom Vorgänger übernommen

Für Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD) ist das Dienstfahrzeug seit jeher weniger Prestigeobjekt, als möglichst preiswertes Fortbewegungsmittel. Bis vor ein paar Jahren zum Beispiel fuhr er einen gebrauchten und in die Jahre gekommenen Mercedes – auf einen Neuwagen hatte er zugunsten der Finanzierung eines neuen Feuerwehrfahrzeugs verzichtet. Sicher wäre Lemm auch noch länger mit dem Mercedes unterwegs gewesen, wäre ihm nicht auf einer Dienstfahrt nach Hannover der Motor explodiert. Nach 170 000 Kilometern …

Bischofswerdas OB Holm Große (parteilos) hat den Dienstwagen wie sein Bautzener Kollege ebenfalls vom Amtsvorgänger übernommen, wie er auf dem Hof stand. Wenn er den Opel Astra nicht gerade selbst benötigt, können ihn auch andere Mitarbeiter nutzen. Auf seiner Prioritätenliste stehen aber erst einmal wichtigere Aufgaben, sagt der Oberbürgermeister. Nach Ende der Leasingzeit soll es aber wieder ein neues Dienstfahrzeug geben. „Es sollte eine lokale Wertschöpfung durch einheimische Händler ermöglichen, den finanziellen Rahmenbedingungen der Stadt angepasst und natürlich so umweltfreundlich wie möglich sein“, sagt Große.

Landrat Michael Harig (CDU) hat beim Dienstwagen weniger eigenen Entscheidungsspielraum. Fast täglich ist er zu Terminen unterwegs – zwischen 50 000 und 60 000 Kilometern im Jahr. Das macht im Durchschnitt vier Stunden reine Fahrzeit pro Arbeitstag, hat sein Büro ausgerechnet. Diese ganze Zeit hinter dem Steuer zu verbringen, kann Harig sich bei seinen umfangreichen Arbeitsaufgaben nicht leisten. „Das Auto ist für mich ein fahrender Büroarbeitsplatz“, sagt er. Auf der Rückbank bereitet er sich auf die anstehenden Termine oder auf seine nächste Rede vor, sieht Unterlagen durch, führt Telefonate. „Anders würde ich mein Arbeitspensum gar nicht schaffen“, erklärt der Landrat. An den Wochenenden oder zu Abendterminen fährt er aber nach Möglichkeit selbst, sagt er.

Sonderkonditionen der Hersteller

Von großem Vorteil für die Landkreiskasse ist es, dass sich die deutschen Autohersteller um hochrangige Personen des öffentlichen Lebens reißen. Für sie hat es einen hohen Werbewert, wenn beispielsweise ein Landrat oder Hochschulrektor die entsprechende Marke fährt. Dafür bieten die Hersteller unschlagbare Sonderkonditionen, über deren Höhe öffentlich Stillschweigen herrscht. „Für den Landkreis ist der Dienstwagen wirtschaftlicher als eine eventuelle Erstattung der Kilometerpauschale“, sagt Harigs Büroleiterin.

In Bautzen wird es künftig ohne Dienstwagen wirtschaftlicher. „Statt der bisher 62 Cent werden die Dienstfahrten von Alexander Ahrens im eigenen Auto nur noch 17 Cent pro Kilometer kosten. „Das ist doch sehr sinnvoll“, sagt der OB.