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Ohne Oma Ruth geht’s nicht gut

Der vierjährige Jojo verbringt viel Zeit mit Ruth Peter. Sie ist seine Familienpatin – und das nicht nur auf dem Papier.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Liebevoll kuschelt sich Jojo an seine Oma Ruth. Sie streicht ihm zärtlich über die Haare. Die beiden wirken sehr vertraut. Doch Ruth Peter ist nicht die „richtige“ Oma von Jojo. Sie ist seine Patin. Die Döbelnerin ist eine von insgesamt 20 Familienpaten im Altkreis. Koordiniert werden sie über die Awo Familienzentrum gGmbH. Mandy Gausche ist die Ansprechpartnerin.

Für Kinder da sein, ihnen Zeit und Freude schenken sowie damit Unterstützung und Entlastung für Eltern anbieten, gehört zu den schönen Aufgaben der Familienpaten im Landkreis Mittelsachsen. Aufgrund der großen Nachfrage von Familien, diese Form der modernen Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen zu wollen, startet das Landratsamt erneut einen Aufruf zum freiwilligem Engagement für Familien.

„Wir freuen uns über Menschen mit Lebenserfahrungen und Engagement, die selbst Freude im Umgang mit anderen Menschen finden und ihre wertvolle Zeit Familien mit Kindern schenken möchten“, so die zuständige Projektkoordinatorin Peggy Schroeder vom Landratsamt Mittelsachsen. „Wir haben sehr viele Anfragen von Familien, die aufgrund der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur begrenzte Zeit für die Freizeitgestaltung mit den Kindern haben, Eltern mit Zwillingen oder mehreren Kindern und alleinerziehenden Elternteilen. Oft wohnen die Großeltern der Kinder sehr weit entfernt, sodass diese wenig Zeit mit den Enkelkindern verbringen können“, ergänzt sie.

Bei Ruth Peter ist es genauer andersherum. Für sie ist Jojo ein Enkel-Ersatz, denn ihre eigenen leben nicht in der Nähe. „Es ist schön, ihn aufwachsen zu sehen und seine Persönlichkeitsentwicklung mitzuerleben“, sagt sie. Jojo sei in ihrer Familie voll integriert. Der Vierjährige lässt seine Lieblingsspielsachen bei Familie Peter – ein großer Vertrauensbeweis eines kleinen Jungen. „Ich habe gestern mit Opa draußen Fußball gespielt“, sagt Jojo. Er ist ein sehr lebhaftes Kind, braucht Bewegung, Beschäftigung und Aufmerksamkeit. „Alleine würde ich das nicht schaffen“, gibt seine Mutter Ines zu. Die Alleinerziehende ergänzt: „Wenn wir Oma Ruth nicht hätten, würde es uns wahrscheinlich nicht so gut gehen.“

Der 34-Jährigen ist es wichtig, dass ihr Sohn Familienleben und klare Regeln kennenlernt. „Ich möchte kein verzogenes Einzelkind. Und ohne ein soziales Netzwerk ist man aufgeschmissen“, sagt sie. Bei Familie Peter bekommt Jojo, genau wie bei seiner Mama, Liebe und Geborgenheit. Er ist gern mit ihnen zusammen, sagt er.

Seit 2013 läuft das Patenschaftsprojekt in Mittelsachsen. Ruth Peter ist eine der ersten Patinnen. „Es gibt regelmäßige Treffen und Schulungen der Paten. Das finde ich wichtig“, sagt die Döbelnerin.

Wer Pate werden möchte oder einen Familienpaten sucht, meldet sich am besten bei Mandy Gausche. Sie führt separate Kennenlerngespräche mit Pate und Familie. „So bekomme ich einen ersten Eindruck und merke, zwischen wem es harmonieren könnte. Beim ersten Zusammentreffen bin ich auch noch dabei“, sagt sie. Die Erfolgsquote liegt bei 100 Prozent. „Die, die zusammengekommen sind, sind beieinander geblieben“, sagt Mandy Gausche. Das durchschnittliche Alter der Paten liege bei 40 bis 50 Jahren. Von Beginn an sei auch ein männlicher Pate dabei.

„Es ist wirklich unkompliziert gewesen, einen Familienpaten zu bekommen“, erinnert sich Jojos Mutter Ines. Der Pate schließt mit der Awo eine Ehrenamtsvereinbarung ab. „Somit ist die Versicherung geklärt“, sagt die Koordinatorin. Vertraglich festgesetzt sind maximal sechs Stunden Betreuungszeit pro Woche. „Damit wollen wir verhindern, dass die Paten ausgenutzt werden. Wer mehr Zeit mit der Familie verbringen möchte, kann das natürlich gern tun“, sagt Mandy Gausche.

Im Altkreis gibt es etwa 20 Paten und aktuell acht Patenschaften. „Bis zum vierten Lebensjahr werden die Patenschaften gefördert“, erklärt sie. Für die Zeit danach existieren keine Förderprogramme.

Sowohl Mutter Ines als auch Ruth Peter sind sich einig: Dass sie über das Familienpatenprojekt zusammengefunden haben, sei ein großes Glück. „Schicksal. Besser hätten Jojo und ich es nicht treffen können“, meint Ines. Ruth Peter wird weiterhin für die Familie da sein, sagt sie. Denn Jojo sei ihr wirklich ans Herz gewachsen.

Ansprechpartner vor Ort: Mandy Gausche von der Awo Familienzentrum gGmbh, Nordstraße 2, Döbeln. Tel. 03431 601817, E-Mail [email protected]