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Ohne Schuhe keine Schule

Im Küsterhaus Mochau können die Besucher in uralten Klassenbüchern stöbern. Die Entschuldigungen sind kurios.

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© André Braun

Von Helene Krause

Mochau. Historischen Fotos, Schulbücher, landwirtschaftliche Gegenstände und weitere Dinge aus vergangenen Zeiten gibt es, im Küsterhaus in Mochau zu sehen. Zur Saisoneröffnung am Ostersonntag stehen die Räume des Hauses den Besuchern zum ersten Mal in diesem Jahr offen.

Gunter Banowski aus Döbeln war vor Jahren schon einmal in der Ausstellung. Zur diesjährigen Saisoneröffnung kam er wieder. Mitgebracht hat er seine Frau Sibylle, seine Eltern Manfred und Maria Banowski sowie seine Schwiegermutter Rosemarie Schnell. Alle wohnen in Döbeln. „Wir haben bis 1973 in Mochau gewohnt“, sagt Gunter Banowski. „Ich bin hier von 1966 bis 1973 zur Schule gegangen.“ Deshalb interessiert ihn besonders der Bereich, der die Mochauer Schule zum Thema hat. Auch Dorothea Klöden aus Döbeln interessiert sich für den Schulbereich. „Ich bin hier eingeschult worden“, sagt sie. „Ich habe in Mochau eine schöne Kindheit gehabt.“

Fast 200 Jahre alte Klassenbücher

Im Bereich, der die Mochauer Schulde dokumentiert, liegen Klassenbücher aus. Das Älteste ist von 1825. Es gibt Lehrpläne und Zensurentabellen, alte Schulbücher, Fotos, Medaillen, eine Schiefertafel und andere Dinge. In einer Mappe sind Entschuldigungsbriefe der Eltern an Lehrer und Schulleiter gesammelt. Recht Kurioses ist, darin zu lesen. So schickte einer Mutter ihre beiden Mädchen nicht zur Schule, weil schlechtes Wetter war und die Kinder keine Schuhe hatten. Auch ein anstehender Umzug nach Zschaitz oder ein nach einem Schlachtfest verdorbener Magen waren genauso Entschuldigungsgründe wie Grippe, Fieber und andere Krankheiten.

Papierstreifen mit grüner Schrift zeigen, dass es in Notzeiten kein Papier gab und die Schüler ihre Hausaufgaben auf Zeitungsränder schrieben.

Doch nicht nur Schulisches kann im Küsterhaus besichtigt werden. Es gibt auch andere Erinnerungstücke. So zeigt ein Modell den Mochauer Bahnhof. Ein Foto dokumentiert die erste und ein weiteres die letzte Fahrt der Kleinbahn. Aus der ehemaligen Post sind Postkarten und ein Geldsack ausgestellt. Bilder und Gegenstände der früheren Gutshöfe, des Vorwerks oder der örtlichen Gewerke zeigen das Leben in früheren Zeiten. In einem Raum sind Dinge aus der Mochauer Kirche zu sehen. Und sogar eine Wohnung im Stil der alten Zeit, mit Wohn- und Schlafzimmer und der Küche, kann angeschaut werden. „Es war eine Vikarwohnung“, sagt Regina Bonk, die sich um das Küsterhaus und die Ausstellung ehrenamtlich kümmert. „Wer genau hier gewohnt hat, kann heute keiner mehr sagen. Darüber steht nichts in alten Unterlagen oder Büchern.“ Regina Bonk ist die Organisatorin der Ausstellung. Akribisch hat sie all die Gegenstände, die im Küsterhaus gezeigt werden, zusammengetragen. „Einige Dinge haben mir auch die Leute gebracht“, sagt sie. „Manche Gegenstände sind Leihgaben. Alles habe ich sorgfältig dokumentiert.“

Karin Trompelt aus Choren bringt zur Saisoneröffnung Bücher und Geschirr ins Museum. „Ich habe heute mit Frau Bonk telefoniert“, sagt sie. „Sie sagte, dass ich herkommen soll.“ Karin Trompelt nutzt ihre Fahrt nach Mochau gleich als Osterausflug. „Man weiß ja sonst nicht, was man bei dem kalten Wetter machen soll“, meint sie. „Es ist schön, dass die historischen Dinge erhalten werden und dass sich jemand darum kümmert. Zum Wegwerfen sind sie zu schade.“