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Ohne Umsteigen ins tschechische Mallorca

Noch bis Ende August verbindet an den Wochenenden ein Zug die Oberlausitz mit Doksy, wo die Gäste einiges erwarten dürfen – und anderes eher nicht.

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© Steffen Neumann

Von Tilo Berger

Region. Zeitiges Aufstehen ist Pflicht. Aber es lohnt sich. Seit Anfang Juli und noch bis zum 27. August fährt jeden Sonnabend und Sonntag ein Zug, den es sonst nicht gibt. Möglich macht das die Länderbahn, deren Trilex-Triebwagen auf drei Strecken in der Oberlausitz unterwegs sind – darunter Dresden–Zittau. Fünfmal am Tag enden oder beginnen diese Züge nicht in Zittau, sondern in Liberec. Und am Wochenende fährt der Morgenzug aus Dresden jetzt noch weiter bis Doksy und kommt als Abendzug zurück. Zwischen Bischofswerda und Doksy gilt das preisgünstige Euro-Neisse-Ticket des Verkehrsverbundes Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon).

Die Kleinstadt Doksy (Hirschberg am See) liegt im Süden des tschechischen Landkreises Èeská Lípa (Böhmisch Leipa), etwa 50 Kilometer Luftlinie von Deutschland entfernt. Der knapp 300 Hektar große Machasee am Stadtrand macht Doksy zum beliebtesten Naherholungsgebiet in ganz Nordböhmen.

Der Zug startet 7.08 Uhr auf dem Dresdener Hauptbahnhof und hält in der Oberlausitz in Bischofswerda (7.44), Neukirch-Ost (7.54), Wilthen (8.00), Ebersbach (8.15), Neugersdorf (8.19), Oberoderwitz (8.28) und Zittau (8.39 Uhr). Um 9.15 Uhr erreicht der Zug den Bahnhof Liberec und hat dort 29 Minuten Aufenthalt. Zeit, die genutzt werden kann, um sich am Geldautomaten in der Bahnhofshalle mit Kronen einzudecken und vielleicht noch ein zweites Frühstück ein- oder mitzunehmen. Kronen sollten auf jeden Fall in der Geldbörse sein, denn die Gastronomen am Máchasee nehmen Euro nur in seltenen Ausnahmefällen.

Bei der Fahrt zwischen Liberec und Doksy kommen Liebhaber romantischer Bahnstrecken auf ihre Kosten. Der Zug nimmt einen Halbkreis um den Jeschken und bietet dabei herrliche Aussichten auf den Liberecer Hausberg. Während der eineineinhalb Stunden bis Doksy ragen immer wieder steile Kegelberge aus der hügeligen Landschaft auf und lassen erahnen, dass hier vor Millionen von Jahren mal Vulkane ihre Lava ausspuckten. Die Fahrt geht durch Tunnel, über Viadukte und durch kleine Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Aber wie winzig die tschechischen Bahnstationen unterwegs auch sein mögen – sie sind alle mit Personal besetzt.

Und der kleine Bahnhof von Doksy hat sogar eine Gaststätte. Die aber ist wohl für die wenigsten Reisenden das Ziel, wenn sie 11.11 Uhr den Zug aus Dresden und der Oberlausitz verlassen. Zum See geht es über eine Fußgängerbrücke, dann links. Nach etwa 300 Metern ist der Besucher im tschechischen Mallorca, wie der Strand des Machasees auch gern genannt wird. Eine Strandbar reiht sich an die andere. Wer hier Party machen, die neuesten Discohits hören, Beachvolleyball spielen, Cocktails schlürfen sowie Burger und Pizza in allen Varianten essen will, ist genau richtig. Natürlich gibt es tschechisches Bier, den halben Liter zwischen 30 und 40 Kronen (1,15 bis 1,53 Euro). Wer hier aber böhmische Blasmusik, Gemütlichkeit und Knödel sucht, wird enttäuscht. Zwischendurch etwas Abstand zum Strandtrubel bietet eine etwa einstündige Schifffahrt zum Preis von 95 Kronen pro Person (etwa 3,65 Euro).

Halb fünf rollt der Trilex vom Abstellgleis zum Bahnsteig 1, wo er 16.46 Uhr startet und 19.12 Uhr Zittau erreicht, 20.49 Uhr dann den Dresdener Hauptbahnhof.