Von Heike Heisig
Leisnig. Alle Jahre wieder am 20. Juli erregt eine kleine Gruppe Männer und Frauen die Aufmerksamkeit der Kraftfahrer, die auf der Friedrich-Naumann-Straße unterwegs sind. Fußgänger sind dort selten geworden, vielleicht recken die Autofahrer gerade deshalb die Hälse, wenn sie die Leute vorm Haus Nummer 18 stehen sehen. Dort wurde Friedrich Olbricht 1888 geboren, fünf Jahre lebte er in Leisnig. Seit Jahren erinnert eine Tafel daran – und, dass Olbricht als General 1944 am Versuch beteiligt war, das Hitlerregime zu stürzen.
Am Tag des Scheiterns des sogenannten Walküre-Planes bringen Vertreter der Parteien und von Vereinen stets Blumen zum Geburtshaus Olbrichts. Das haben sie auch am Mittwoch getan. Später fuhr eine achtköpfige Delegation aus Leisnig nach Leipzig in die Friedrich-Olbricht-Kaserne. Dort wurde ebenfalls des Namensgebers der Kaserne und aller Widerständler im Zweiten Weltkrieg gedacht.
Über den Widerstand zu damaliger Zeit haben Heimatfreunde und Schüler der Peter-Apian-Oberschule aus Leisnig in einem Projekt eine Wanderausstellung gestaltet. Nachdem diese in den vergangenen Wochen im Rathaus zu sehen gewesen ist, kann sie seit Mittwoch in der Olbrichtkaserne angeschaut werden. „Damit wandert die Wanderausstellung nun wirklich“, sagte Bürgermeister Tobias Goth (CDU).
Nach Leipzig geht es nach Dresden an die Offiziersschule und danach nach Delitzsch, wo Unteroffiziere ausgebildet werden. Nächstes Jahr wird die Ausstellung zurück in Leisnig sein. Weitere Einsatzorte stehen noch nicht fest, Anfragen nimmt der Heimatverein entgegen. Vor der Ausstellungseröffnung in Leipzig gab es einige Ausführungen zu Olbricht und die Widerstandsbewegung seiner Zeit von Siegfried Bretsch, dem Vorsitzenden des Leisniger Heimatvereins.
Am Geburtshaus des Generals, in Leisnig oft als Olbrichthaus bezeichnet, hat sich in letzter Zeit augenscheinlich nichts getan. Es war jahrelang Sorgenkind, weil sich der Eigentümer, der nach Wissensstand der Kommune in den Emiraten lebt, nicht um seine Immobilie in Leisnig gekümmert hat. Daher ließ das Bauordnungsamt des Landkreises das Dach sichern und ausbessern, sodass keine Nässe mehr in das Gebäude eindringen und Schäden anrichten konnte. Die waren schon im Nachbarhaus aufgetreten, das im Moment aber auch nicht bewohnt wird.
Die damalige Notsicherung ist noch intakt. Davon überzeugte sich der Bürgermeister am Mittwoch selbst. Kontakt zum Eigentümer habe die Kommune in letzter Zeit nicht gehabt. Aber, so räumte der Rathauschef ein, die Verwaltung habe den Kontakt auch nicht gesucht, weil aktuell kein Handlungsbedarf besteht.