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Mitglied der Oldschool Society packt aus

Die rechte Terrorgruppe "Oldschool Society" hat sich schnell radikalisiert. Der Prozess gegen ein Gründungsmitglied in Dresden hat die Strukturen erhellt.

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Der 39-Jährige Marcel L. ist Mitbegründer der rechten Terrorgruppe "Oldschool Society"
Der 39-Jährige Marcel L. ist Mitbegründer der rechten Terrorgruppe "Oldschool Society" © Sebastian Kahnert/ZB/dpa

Dresden. Organisiert, rechtsradikal, entschlossen: Ein Mitbegründer der rechten Terrorgruppe "Oldschool Society" (OSS) hat im Prozess am Oberlandesgericht Dresden über Strukturen, Ziele und Personen ausgepackt. Der 39-Jährige Marcel L. gestand seine Beteiligung ein, wie Tobias Uhlemann als Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft in seinem Schlussvortrag am Freitag sagte. Wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung forderte er eine Freiheitsstrafe von anderthalb Jahren, die zur Bewährung für die Dauer von drei Jahren ausgesetzt werden soll.

Der Angeklagte habe die OSS im August 2014 mitgegründet, ihr bis zur Auflösung im Mai 2015 angehört und sie aktiv unterstützt, sei aber letztlich nur ein Akteur der dritten Reihe gewesen. "Seine Schuld ist im Vergleich zu den Anderen gering." Die Verteidigung forderte eine einjährige Bewährungsstrafe unter Verweis auf ein seitdem solides Leben. Das Urteil soll am 11. Juli verkündet werden.

Das Geständnis von Marco K. wertete die Generalstaatsanwaltschaft ebenso strafmildernd wie seine geringen Tatbeiträge. Seine Zugehörigkeit zur OSS sei stark durch persönlichen Kontakt zu den Anderen schon vor der Gründung geprägt gewesen. "Sie waren seine Ersatzfamilie", sagte Uhlemann. K., teils im Heim aufgewachsen, war unzuverlässig, ein Ja-Sager und Mitläufer, aber er habe eindeutig rechtsextreme Posts im Chat hinterlassen.

Anschläge sollten Angst verbreiten

Laut Uhlemann hat der Angeklagte Strukturen und Ziele des OSS offengelegt, dass die Gruppe mit Anschlägen auf Asylbewerberheime und Andersdenkende ein Klima der Angst erzeugen und Ausländer aus Deutschland vertreiben wollte. "Das Töten war sicher nicht Hauptziel, aber wurde billigend in Kauf genommen." Konkrete Tatpläne habe es aber noch nicht gegeben.

K. hat keinen Kontakt mehr zu den OSS-Akteuren, eine neue Familie, Aussicht auf einen festen Job in Braunschweig und sein Drogen- und Alkoholproblem überwunden, wie Verteidiger Andreas Gumprich sagte. Sein Mandant, der auch schon im Gefängnis war, unterstrich seine Abkehr vom Rechtsextremismus: "Mit dem Kapitel bin ich durch, ich will über solche Sachen gar nichts mehr hören." (dpa)