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Opfer des Gelben Elends bekommen größere Gedenkstätte

Das Bautzen-Komitee will die Anlage am Karnickelberg erweitern. Jetzt hilft eine Spende über eine Viertelmillion Euro.

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Von Christoph Scharf

Ein Großspender ermöglicht ein Projekt, das schon seit Jahren geplant ist: Die vollständige Erschließung des Gräberfelds am Karnickelberg. Dort, oberhalb der heutigen JVA, ruhen mehr als 3 000 politische Häftlinge des Gelben Elends. Das Bautzen-Komitee als Vertretung ehemaliger Häftlinge bemühte sich bisher vergeblich darum. „Die Erweiterung scheiterte stets an den enorm hohen Kosten, die trotz vieler Einzelspenden nicht aufgebracht werden konnten“, sagt Alexander Latotzky, stellvertretender Vorsitzender des Komitees.

Nun übernimmt ein einzelner Spender die gesamten Baukosten von einer Viertelmillion Euro: Professor Reinfried Pohl, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Vermögensberatung AG. Der Marburger gehört laut Forbes-Liste zu den reichsten Unternehmern in Deutschland. Mit Bautzen verbindet den gebürtigen Sudetendeutschen ein besonderes Familienschicksal. Sein Vater kam 1946 im Sowjetischen Speziallager um.

Mit der Spende des Marburger Ehrenbürgers soll das bisherige Gräberfeld am Karnickelberg bis zum Herbst auf mehr als die doppelte Größe anwachsen. Auf dem Gelände hinter dem Hochkreuz entsteht ein Rundweg mit Hinweistafeln, an dessen Scheitelpunkt sich eine gelbe Klinkerwand mit Sitzmöglichkeiten befinden wird. Eine Skulptur soll dort an die vielen Toten erinnern, die dieser Ort gefordert hat. Außerdem wird das Gelände vollständig neu bepflanzt. „Weiterhin ist ein Sichtgraben geplant, der zeigt, wie würde- und namenlos die Verstorbenen damals nackt unter Schutt und Müll verscharrt wurden“, sagt Alexander Latotzky, der gleich nebenan im Sowjetischen Speziallager Bautzen geboren wurde. Dort war seine Mutter wegen angeblicher Spionage inhaftiert.

Die ersten Bauarbeiten sollen im Juli beginnen. Sie ziehen sich wohl bis Oktober hin, sodass die Anlage zum Volkstrauertag im November eingeweiht werden kann.