Von Udo Lemke
Klipphausen. Hermann Schmick überlegt nicht lange und antwortet: „Ich halte das für eine gute Sache.“ Die Frage lautete, was er von dem Flurneuordnungsverfahren in Sora halte. Dabei geht es darum, in den Klipphausener Ortsteilen Lampersdorf, Lotzen und eben Sora eine Fläche von 843 Hektar, in die sich 235 Eigentümer teilen, neu zu ordnen – so wie es der Name des Verfahrens bezeichnet. Neu ordnen heißt, „dass Flurstücke, Straßen und Wege neu vermessen werden“, so Hermann Schmick. Lege man das alte Kataster vom Ende des 19. Jahrhunderts zugrunde, so würden die damals gültigen Grundstücksgrenzen heute im Extremfall mitten durch Gebäude gehen, die irgendwann dahin gebaut worden sind.
Im Zuge des Flurneuordnungsverfahrens sollen alle Flurstücke neu vermessen werden, was die Eigentümer nichts kostet – bezahlt wird dies vom Freistaat. Es sollen Flächen, die verstreut sind, zusammen gelegt werden, indem sie mit denen von anderen Eigentümern getauscht werden. Wege und Grünstreifen sollen neu angelegt werden, Regenrückhaltebecken und und vieles mehr. Das alles wird zu 90 Prozent vom Freistaat bezahlt. Hermann Schmick arbeitet im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft mit, die sich zu diesem Zweck gegründet hat.
Während das Flurneuordnungsverfahren Sora schon richtig in Schwung gekommen ist, muss es in Röhrsdorf noch weiter angeschoben werden. Einen ersten Anlauf dazu hatte es schon Mitte der 1990er Jahre gegeben. Doch weil Landeigentümer fälschlicherweise befürchteten, ihr eben erst aus den DDR-Produktionsgenossenschaften zurückerhaltenes Land wieder abgeben zu müssen, scheiterte das Ganze. Im März dann gab es im Gasthof „Deutsches Haus“ in Röhrsdorf eine Jagdpächterversammlung, auf der Ingeborg Pohler, die Leiterin der Oberen Flurbereinigungsbehörde beim Landkreis, den Anwesenden vorstellte, welche Vorteile ein Flurneuordnungsverfahren hat, etwa dass dadurch staatliche Mittel für Schutzmaßnahmen gegen Starkregen erhalten werden können.
Am 27. September fand in der Kirche Röhrsdorf eine zweite Informationsveranstaltung statt. Bei einem möglichen Flurneuordnungsverfahren in Röhrsdorf geht es um 715 Hektar Land, das 334 Eigentümern gehört. War bei der ersten Zusammenkunft das „Deutsche Haus“ bis auf den letzten Platz gefüllt, so verloren sich in der Kirche nur etwa 15 Interessenten. Pfarrer Christoph Rechenberg, der im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft Sora mitarbeitet, äußerte sich denn auch enttäuscht: „In Röhrsdorf läuft es noch nicht so positiv wie in Sora.“
Einen möglichen Grund für die Zurückhaltung sieht Landwirt Andreas Partzsch darin, dass vor allem diejenigen in die Kirche gekommen seien, die dem geplanten Flurneuordnungsverfahren skeptisch gegenüber stehen, während das Gros zu Hause geblieben sei und sich darauf verlassen habe, dass die anwesenden Gemeindevertreter schon das Nötige in die Wege leiten würden, um das Verfahren in Gang zu setzen. Auch hätten viele Eigentümer gedacht, dass die dringenden Hochwasserschutzmaßnahmen schnell, innerhalb von fünf Jahren in einem verkürzten Verfahren umgesetzt werden könnten. Nun solle das volle Verfahren kommen, was etwa 20 Jahre dauern würde.
Allerdings ist sich Andreas Partzsch sicher, dass der Hochwasserschutz schnell angepackt werden könne, ohne dass darauf gewartet werden müsse, bis das letzte Grundstück vermessen sei: „Das wird vorwärtsgehen.“ Ingeborg Pohler und ihre Kollegen wollen nun mit den skeptischen Landeigentümern sprechen, um Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Gelingt dies, wird die Teilnehmergemeinschaft gegründet – so wie in Sora.