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Orgel bekommt neue Pfeifen

Das Instrument soll wieder so klingen wie vor 170 Jahren. Dafür müssen einzelne Teile neu hergestellt werden.

Von Cathrin Reichelt
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Waldheims Kantor René Michael Röder zeigt eine von mehr als 400 Pfeifen der historischen Kreutzbach-Orgel in der St. Nicolai-Kirche, die saniert werden sollen. Damit wird das Instrument in den Zustand seiner Bauzeit, Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverse
Waldheims Kantor René Michael Röder zeigt eine von mehr als 400 Pfeifen der historischen Kreutzbach-Orgel in der St. Nicolai-Kirche, die saniert werden sollen. Damit wird das Instrument in den Zustand seiner Bauzeit, Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverse © Dietmar Thomas

Waldheim. Ein Jahr lang werden die Gläubigen in den Gottesdiensten der Waldheimer St.-Nikolai-Kirche nicht von Orgelmusik begleitet. Kantor René Michael Röder setzt sich stattdessen ans Klavier. „Es sei denn, die Orgelbaufirma kann ein Ersatzinstrument zur Verfügung stellen“, schränkt Röder ein.

Denn im kommenden Jahr soll die Sanierung der Kirchenorgel beginnen, die 1843 von Urban Kreutzbach gebaut wurde. Möglich macht das insgesamt 255.000 Euro teure Vorhaben Fördergeld aus dem Denkmalschutzsonderprogramm 2018. Bund und Land beteiligen sich mit jeweils 72.500 Euro an dem Projekt, für das sich die CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann eingesetzt hatte. Dazu kommen ein Eigenanteil der Kirchgemeinde und ein Betrag von der Landeskirche. Nach Informationen der Abgeordneten habe die Orgelkommission der evangelischen Landeskirche das Vorhaben als Priorität Eins ganz oben auf die Liste gesetzt. Kantor Röder bestätigt das.

Insgesamt sollen mehr als 400 Pfeifen der Orgel restauriert oder neu gebaut werden. Dabei müssen die Orgelbauer auf einige Besonderheiten achten. Denn das Instrument wurde 48 Jahre nach seiner Errichtung von Kreuzbachs Sohn Richard umgebaut. Er hat die mechanische Schleifladenorgel mit einer pneumatischen Spieltraktur versehen. Außerdem hat Richard Kreutzbach zwei zusätzliche Register eingebaut, durch die die Orgel einen Ton tiefer gespielt wird und den einzigen innenliegenden Spielschrank konstruiert. „Diese technischen Feinheiten bleiben erhalten. Insgesamt soll aber der klangliche Zustand aus dem Jahr 1843 wiederhergestellt werden“, sagt Röder. „Dafür kommt jede Pfeife wieder an ihren ursprünglichen Platz.“

Damit werde ein Umbau aus dem Jahr 1950 rückgängig gemacht. Der damalige Kantor Martin Römer habe das Instrument im Sinne des Neobarock verändert. Röder drückt es drastischer aus: „Dem Geschmack von damals haben wir es zu verdanken, dass die Orgel klanglich versaut wurde.“ 40 Jahre nach dieser „Überformung“ sei die Orgel gereinigt worden, weitere 30 Jahre später sei nun eine generelle Sanierung nötig. „Wir haben die einmalige Chance, das Instrument wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen“, sagt der Kantor und weist darauf hin, dass die Waldheimer die einzige erhaltene große Orgel von Urban Kreutzbach ist.

Die Prospektpfeifen müssen komplett neu angefertigt werden. Die Originale wurden im Ersten Weltkrieg herausgenommen, für die Waffenherstellung eingeschmolzen und später durch minderwertigere Zinkpfeifen ersetzt. Im Zuge der Sanierung sollen im Prospekt wieder Zinnpfeifen ihren Platz finden.

Wann die Sanierung der Orgel im kommenden Jahr konkret beginnt, ist noch nicht klar. „Das hängt davon ab, wann die komplette Finanzierung steht“, so Röder. Trotzdem würden bereits Angebote von Orgelbaufirmen eingeholt.

Während der Zeit der Sanierung ist die Kirche überwiegend weiter nutzbar. Nur in den letzten drei bis vier Wochen, wenn die Orgelpfeifen eingebaut und das Instrument gestimmt werden, könne es Einschränkungen geben. „Dann hat die Orgel oberste Priorität“, so Kantor Röder.