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Panda im Kinderzimmer

Ein Königshainer erfindet im Schöpstal virtuelle Spielewelten und will damit von Sachsen aus weltweit den Markt erobern.

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© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanss

Schöpstal. Was Matthias Knappe erfunden hat, fanden Koreaner ebenso spannend, wie Araber oder Russen. Bei der weltweit größten Spielwarenmesse in Nürnberg 2018 stellte der 49-Jährige sein Produkt vor. Das stieß bei den Vertretern verschiedener Länder auf reges Interesse, wie er sagt. Vorgestellt hat der Erfinder auf der Messe – an der sich 2 902 Unternehmen aus 68 Ländern beteiligten – eine weiche Spielmatte als Riesenpuzzle. Die kommt aus dem Schöpstal, genauer gesagt aus der Erfinderstube von Knappe und ist mit einem Pandabären namens Bino versehen.

Das Verrückte dabei: Der schwarz-weiße Geselle mit den Riesenkulleraugen kann zum Leben erwachen. Eine zugehörige App macht das möglich. Dreidimensional schaut der Panda dann sozusagen vom Handy-Display heraus ins Kinderzimmer und übt mit dem Nachwuchs die Uhrzeit, das Alphabet oder mit den Jüngsten den Gang aufs Töpfchen und bei Bedarf das Zähneputzen. Schlafen und schnarchen kann Bino auch. Und noch viel mehr. Je nachdem, an welche Stelle der Puzzlematte das Handy gehalten oder der schwarz-weiße Geselle auf dem Display berührt wird. Die virtuelle Welt macht es möglich. Und eben die Kreativität und das Erfindertum von Matthias Knappe. Doch was hat sich der zweifache Familienvater da nun genau ausgedacht und anschließend sogar europaweit patentieren lassen?

Von Girbigsdorf in die Welt

Das Ganze nennt sich „Augmented Reality“ – abgekürzt „AR“ wie im Schöpstaler Firmennamen. Ins Deutsche übersetzt heißt das „erweiterte Realität“. Es gebe bisher nur wenige Hersteller für solche Erlebnissoftware, erklärt der Gründer von „Mabino AR“. Spiele dieser Art seien bisher nur wenige auf dem weltweiten Markt zu finden.

Knappe sitzt in seinem Büro in Girbigsdorf vor einem riesigen Computerbildschirm. Hier hat er sich eingemietet und seit dem Herbst vergangenen Jahres seinen Firmensitz im Gewerbestandort. Eben mit dem Ziel, sich künftig der Entwicklung neuer virtueller Spielwelten zu widmen. Zuvor arbeitete der Freiberufler in der Animationsbranche für Trickfilme und Computerspiele. Die Bewegung vom Kleinen Bären in Janoschs Geschichte „Kommt wir finden einen Schatz“ stammen zum Beispiel von ihm. Ebenso bewegte Figuren für einen Trailer des Computerspiels „Goodgame Empire“. Oder auch animierte Gestalten in Trailern des Fernsehsenders N-TV und die Mitarbeit bei den Filmvorbereitungen von „Der kleine Medicus“.

Der Erfinder hat aufgehört zu zählen, bei welchen Projekten er überall mit Hand anlegte. Aufträge dieser Art hat er nun allerdings an den Nagel gehängt. „Weil ich nicht nur vorgegebene Figuren animieren, sondern selbst erstellen wollte“, sagt der Newcomer. Ebenso und vor allem aber deshalb, um sich seinem Panda-Projekt ganz widmen zu können. Denn die Tüftelei, bis Leben in das Knuddeltier einzieht, dauert seine Zeit und erfordert eine hohe Konzentration.

Unterstützung erhoffte sich Matthias Knappe von der Wirtschaftsförderung Görlitz. Die habe allerdings nicht helfen können und an die Sächsische Aufbaubank verwiesen. „Dort schickte ich ein Bewerbungsvideo hin“, erzählt der Erfinder. Vielleicht war das zu gut gemacht? Jedenfalls habe es eine Absage gegeben, da Matthias Knappe sein Projekt bereits fertiggestellt habe. Dem ist allerdings nicht so. Die App ist noch in Arbeit. In etwa zwei bis drei Monaten startet der Verkauf. In Berlin gebe es Förderungen für solche Pilotprojekte. Die Region aber extra deshalb zu verlassen, kam für ihn nicht infrage.

Auf Fördermittel muss der Tüftler also verzichten, bekam jedoch Unterstützung für die Messepräsentation in Nürnberg. Nun wird versucht, über ein Crowdfunding – also Schwarmfinanzierung über das Internet – Geld zu sammeln. 13 000 Euro werden benötigt. Der Aufruf dazu ist jetzt gestartet. Aktuell geht es noch um eine kleine Auflage von 200 Panda-Spielmatten.

Die werden übrigens nicht in der Bundesrepublik, sondern in Taiwan aus dem gleichen Materialgrundstoff wie PE-Getränkeflaschen hergestellt. Der Grund: „Es gab in Deutschland niemanden, der das macht“, sagt der Unternehmer, der noch auf der Suche nach regionalen Marketingexperten und Gründernetzwerken ist.

Internet und Crowdfunding: www.indiegogo.com/projects/mabino-panda-play-mat-with-augmented-reality-app-apps-family#/