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Pappe trifft auf Boliden

Bei der Oldtimerrallye sind Fahrzeuge aller Klassen willkommen. Um Schnelligkeit geht es nicht.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Eine Oldtimerrallye ist eine sehr demokratische Veranstaltung. Da steht ein quietschentengelber Trabant 600 mit 23 PS und zwei Zylindern, Kunststoffkarosse, neben einer kraftstrotzenden Corvette, Baujahr 1970, mit acht Zylindern und 300 Pferden unter der Haube, wie ihr Besitzer Frank Hessel erzählt. „Ich bin Fan von solchen Autos. Irgendein Laster muss man ja haben“, erzählt er, bevor er bei der Oldtimerrallye der Leisniger Lions zu einer Tour durch die Region startet.

Das älteste Fahrzeug, das bei der Rallye an den Start geht, ist die Harley Davidson von Horst Leinweber.
Das älteste Fahrzeug, das bei der Rallye an den Start geht, ist die Harley Davidson von Horst Leinweber. © Dietmar Thomas

Mit Oldtimerfans ins Gespräch zu kommen, ist einfach. Sie erzählen gern von ihren Schätzchen. Auch Peter Faust aus Hartha, dem der gelbe Trabi gehört. Das ist ein richtiger Scheunenfund, erzählt er. Vor fünf Jahren hat er ihn aus Crimmitschau in einem schlechten Zustand geholt und wieder aufgebaut. „Das ist aber noch der alte DDR-Lack“, sagt er. 75 Stundenkilometer, mehr mutet er dem seltenen Stück nicht zu. „Bei weiteren Anfahrten kommt er auf den Anhänger“, so der Oldtimerfan.

Das älteste Fahrzeug dieser Rallye hat vor über 90 Jahren das Werk verlassen. Und zwar nicht irgendwo, sondern in den USA. Horst Leinweber rollt aus Freiberg mit einer Harley Davidson an, Baujahr 1926. Die Lebensäußerungen des Zweizylinders sind nicht zu überhören. Im Beiwagen sitzt sein Enkel Hannes Götze, mit 16 Jahren auch schon von Oldtimern begeistert. Mit dem Motorrad hatte sich Leinweber vor 48 Jahren einen Traum erfüllt. „Ich habe sie von einem alten Mann in Dresden gekauft. 750 Mark habe ich dafür hingelegt.“ Die Harley erfordert liebevolle Zuwendung und tut manchmal Dinge, die sie nicht soll. Zum Beispiel nicht anspringen, erzählt ihr Besitzer, der mit 77 Jahren deutlich jünger ist als sein Motorrad. Früher war ein Motor mit 1000 Kubik verbaut. Als der Zicken machte, bekam die Harley einen mit 1200 Kubik verpasst. Wie viel PS? Schulterzucken beim Besitzer. „Vielleicht 24.“

Die Zahl der Fahrzeuge aus dem Osten überwiegt. Da gehen Trabanten in verschiedenen Ausführungen an den Start und Wartburgs unterschiedlicher Typen. MZ aus Zschopau sind in mehreren Versionen vertreten, auch eine Simson S 50 und die legendäre Schwalbe aus Suhl. Dazu Skoda aus dem benachbarten ehemals sozialistischen Ausland und ein IFA F9, der nach dem Krieg in Zwickau gebaut wurde. Zu den Exoten gehört ein englisches Riley Cabrio, das Friedheim Berger aus Frauendorf steuert. „Voriges Jahr waren wir zum ersten Mal dabei“, erzählt er. „Das Auto gehört meiner Frau. Ich darf es fahren.“ Das 1950 gebaute Stück hat 100 PS unter der antiken Motorhaube und gehörte zur gehobenen Mittelklasse. „Der soll 150 Stundenkilometer schnell rennen. Aber ich kann das nicht fahren, da bekomme ich Angst.“

Bei der Oldtimerrallye treten etwa 30   Teilnehmer eine 75 Kilometer lange Tour durch die Region an. Dabei geht es nicht um Schnelligkeit, sondern um Können, wie Ronald Thieme, Chef des Fördervereins des Leisniger Lions Clubs erklärt. Erst einmal müssen die Fahrer laut Bordbuch die richtige Route finden. Unterwegs gibt es noch drei Wertungen, bei denen die Teilnehmer Gefühl für die richtige Geschwindigkeit und Kentnisse der Ersten Hilfe beweisen müssen. Zudem ist die eigene Fahrzeugbreite richtig einzuschätzen. Jeder Teilnehmer zahlt 15 Euro Startgebühr, Beifahrer zehn. Was von dem Geld übrig bleibt, wird einem gemeinnützigen Zweck zugeführt, sagte Thieme.