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Parkplatz-Zoff vorm Kleingarten

Eine Parkfläche am Lerchaweg in Meißen soll verschönert werden. Doch der Bau gerät viel zu groß. Plötzlich geht es um viel Geld.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Dieter Zitzer ist frustriert. Schon wieder steckt eine Mahnung in seinem Briefkasten. Der Absender ist Holger Faulhaber, der in der Kleingartensparte des Vereins „Drei Linden-Lercha“ sein Nachbar ist. Laut dem Schreiben soll der Ruheständler sofort 1 777 Euro bezahlen. Die Summe setzt sich aus den Kosten für einen versenkbaren Sperrpfahl und dem angeblichen Anteil an Arbeitskosten für den Umbau an einer Parkfläche zusammen. Es ist nicht das erste Schreiben dieser Art, das Zitzer zu schaffen macht. „Ich weiß nicht, wie ich dazu komme, für etwas zu bezahlen, das ich gar nicht gewollt habe“, sagt er.

Das Bild zeigt, wie es vor der mehr als 5000 Euro teuren Bau-Aktion aussah. Die Kosten trägt wohl der Bauherr allein.
Das Bild zeigt, wie es vor der mehr als 5000 Euro teuren Bau-Aktion aussah. Die Kosten trägt wohl der Bauherr allein. © Claudia Hübschmann

Doch worum geht es, wofür will der IT-Unternehmer Faulhaber so viel Geld von dem Rentner haben will? Die Geschichte beginnt vor circa zwei Jahren. Bis dahin hatte es an der Zufahrt zu den drei Kleingartenparzellen am Ende des Lerchawegs – kurz hinter dem Friedhof St. Nikolai – über viele Jahre eine wilde Freifläche gegeben, die nur für die Kleingärtner oder Anlieferer bestimmt war. „Doch dann haben sich die Nachbarn in den Kopf gesetzt, drei abgegrenzte Parkflächen zu errichten, außerdem Poller einzubauen, damit diese nicht von anderen befahren werden können“, erinnert sich Dieter Zitzer.

Seine Zustimmung dazu habe er jedoch nie gegeben. „Ganz im Gegenteil, ich fand die Aktion völlig verfehlt, habe nein gesagt und gedacht, dass es sich damit erledigt hätte.“ Die wilde Fläche wird durch den Gartenverein „Drei Linden“ von der Stadt Meißen gepachtet. Der Vorsitzende ist Ottmar Hertel. Er erinnert sich, dass die Kleingärtner 2016 an den Vorstand mit der Bitte herangetreten seien, die Fläche zu begradigen, Büsche und Unkraut zu entfernen. „Das war für uns auch okay. Dass Herr Faulhaber aber mit dem Bagger anrückt und Stuttgart 21 daraus macht, war nie abgesprochen“, sagt Hertel süffisant.

Als im Frühjahr 2016 der Bagger den schmalen Lerchaweg entlang donnert und die Fläche massiv abgetragen wird, traut auch Dieter Zitzer seinen Augen kaum. Mehrere Tausend Kubikmeter kommen zusammen. Später lässt Holger Faulhaber die Fläche begradigen und lässt drei Poller installieren. Dafür möchte er von beiden Nachbarn je ein Drittel der Kosten erstattet haben. Ein Nachbar stimmt zu, Dieter Zitzer aber nicht. Daraufhin folgt Mahnung auf Mahnung und die Drohung, er dürfe sein Auto nicht mehr abstellen, wenn er nicht zahlte. Aber Zitzer weiß sich im Recht, parkt sein Auto weiter wie bisher.

Laut Meißner Stadtverwaltung sei das Einsetzen der Poller nicht gestattet gewesen. Deshalb ließ die Stadt die Poller entfernen. Sie dürfen auch nicht wieder eingesetzt werden. Ansonsten sieht man im Rathaus keinen Grund für Aktionismus. Michael Eckardt aus dem Presse- und Öffentlichkeitsamt teilt mit: „Für das genannte Grundstück existiert ein Pachtvertrag zwischen der Stadt Meißen und dem Kreisverband der Gartenfreunde Meißen. Dieser Verein hat das genannte Grundstück an den Kleingartenverein Drei Linden Lercha weiterverpachtet.“

Nach erfolgter Beseitigung der Poller liege kein Verstoß gegen den Pachtvertrag mit dem Kreisverband mehr vor, da die genannte Parkfläche wieder frei zugänglich sei. „Alle weiteren Regelungen und Absprachen sind Sache der Vereine. Der jetzige Zustand der Parkfläche ist aus Sicht der Stadtverwaltung nicht zu beanstanden“, so Eckardt weiter.

Der Kleingarten am Lerchaer Weg gehört zum genannten Kreisverband der Gartenfreunde Meißen. Dessen Vorsitzender ist Günther Queißer. Er kennt den kuriosen Fall von Dieter Zitzer, verweist aber darauf, dass sich der Verband hier nicht einmische. „Das Pachtgelände gehört der Stadt, wir sind Zwischenpächter und der Kleingartenverein ist Pächter.“ Daher mussten der Verein und Holger Faulhaber zu einer Lösung kommen. Grundsätzlich habe Faulhaber gegen die Zustimmung des Kleingartenvereins gehandelt.

Insofern sei die Sache schon merkwürdig. Sollte Faulhaber Kleingärtner Zitzer aber tatsächlich anteilig die Kosten für den Bau des Parkplatzes in Rechnung stellen wollen, stehe diesem der Rechtsweg offen. „Ich bezweifle aber, das das nötig ist, weil Herr Zitzer ja nichts unterschrieben hat“, so Queißer. Gleichwohl glaubt er, gehört zu haben, dass anfangs auch Zitzer dem Parkplatz-Plan seines Kleingartennachbarn positiv gegenüberstand. Dazu erläutert Kleingartenvereinschef Hertel: „Herr Zitzer ist wahrscheinlich auch von der ursprünglichen Variante ausgegangen.

Die Kosten nach der Bagger-Aktion konnte er nicht kommen sehen.“ Auf einen Kompromissvorschlag des Vereins, wonach jeder der drei Nutzer 500 Euro zahlt und sie Sache damit geklärt sei, sei niemand eingegangen. Konfrontiert mit den Vorwürfen des Gartennachbarn verweist Holger Faulhaber auf ein laufendes Verfahren. Deshalb sei es aus seiner Sicht besser, keinerlei Kommentar abzugeben.