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Patriotische Ausländer für die AfD

Ein neuer Verein von AfD-Politikern mit ausländischen Wurzeln will zum Sammelbecken für "patriotische Deutsche mit Migrationshintergrund" werden. 

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© imago/Noah Wedel

Berlin. Im Umfeld der AfD hat sich ein Verein mit dem Namen "Neudeutsche" gegründet, der Eingebürgerten aus Zuwandererfamilien eine politische Heimat geben will. "Wir wollen natürlich die Wähler mit Migrationshintergrund für uns, für unsere Partei auch gewinnen", sagte der AfD-Bundestagsabgeordnete Anton Friesen am Montag in Berlin. Der in Kasachstan geborene Politiker ist einer der beiden Vorsitzenden des neuen Vereins, der zweite ist der Bremische Bürgerschaftsabgeordnete Alexander Tassis, ein gebürtiger Grieche.

Der momentan 20 Mitglieder zählende Verein ist eigenständig und keine Untergruppierung der AfD, wie Friesen erläuterte. Als zweites Ziel gab er aus: "Wir wollen die falsche öffentliche Wahrnehmung der AfD korrigieren" und dem "Bild der AfD als einer angeblich ausländerfeindlichen Partei" entgegenwirken. Und die Mitglieder wollten mit ihrem eigenen Migrationshintergrund in die Partei hinein wirken. Schon in den nächsten Wahlkämpfen wollten sie mitmischen.

Die AfD will attraktiv werden für Menschen mit ausländischen Wurzeln? Das scheint auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen. Der zweite Blick zeigt: Das Interesse gilt nur Gleichgesinnten, gesucht sind "patriotische Deutsche mit Migrationshintergrund", wie es die Vereinsvorsitzenden formulieren.

In einem Manifest, zu dem sich Mitglieder bei der Aufnahme bekennen müssen, verlangt der Verein unter anderem eine "Erziehung zum Patriotismus von Anfang an", eine "umfassende Deislamisierung Deutschlands" und die "Verankerung des Rechtes auf Heimat im Grundgesetz". Eine weitere Forderung: "Beendigung der illegalen Massenmigration, die gerade die Lebenschancen der sozial schlechter gestellten Deutschen unterminiert".

Das klingt nach AfD-Programmatik pur - und die AfD-Mitgliedschaft ist auch Voraussetzung für die Aufnahme in den Verein. Darauf hätten die Anwesenden bei der Gründung am Wochenende in Frankfurt am Main bestanden, sagte der Co-Vorsitzende Tassis. "Da sehen wir schon, wo die Reise hingeht. Das sind keine Weicheier in diesem künftigen Verein." Die einhellige Meinung sei gewesen, dass so viel Rückgrat schon nötig sein müsse: "Wenn schon ein Migrant sich ohnehin zu Deutschland bekennt, dann kann er auch den kleinen Schritt tun, der öffentlich auch etwas größer ist, sich dann auch zur AfD zu bekennen." Für Nicht-AfD-Mitglieder gibt es nur eine Fördermitgliedschaft.

Aber wo sollen sie herkommen, die Mitglieder der "Neudeutschen"? Tassis sieht da keine Probleme. Er weiß von einem "glühenden deutschen Patriotismus" zu berichten, den es bei Menschen aus muslimisch und südländisch geprägten Ländern gebe: "Ich glaube, dass sich die deutsche Öffentlichkeit in den nächsten Jahren noch sehr wundern wird", sagte Tassis voraus. "Das wird die Zukunft sein."

Diese Zukunft wollen die "Neudeutschen" sich und der AfD sichern. So will die rechtspopulistische Partei auch für Ex-Muslime wählbar sein. "Das ist ja ein gewaltiger Anteil, wahrscheinlich ein größerer Anteil als jene Ditib-Gläubigen. Die haben nur eben noch keine wirkliche Stimme", sagte Tassis. Und selbst Muslime, die sich nicht von ihrem Glauben losgesprochen haben, schließt der Co-Vorsitzende Friesen nicht als Zielgruppe für seinen Verein aus. "Es gibt ja auch eine kleine Minderheit von liberalen Muslimen, die, denke ich, unsere Werte teilen." (dpa)