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Pechsteins Freund kandidiert

Matthias Große bewirbt sich als Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft. Dadurch drohen neue Probleme mit dem alten Sportdirektor.

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Matthias Große ist der Lebensgefährte von Claudia Pechstein und will Chef der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft werden.
Matthias Große ist der Lebensgefährte von Claudia Pechstein und will Chef der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft werden. © dpa/Jörg Carstensen

Er macht Ernst. Matthias Große hat am Mittwoch seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten bei der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) eingereicht. „Ich will das Schiff in ruhigeres Fahrwasser bringen. Dafür stehe ich zur Verfügung“, betonte er. Sein Bewerbungsschreiben gehe den verbliebenen Präsidiumsmitgliedern Uwe Rietzke und Dieter Wallisch noch in dieser Woche zu. Es beinhalte ein erstes Konzept. Beide müssen sich jetzt damit auseinandersetzen, ob der Lebensgefährte von Claudia Pechstein für den Posten infrage kommt.

„Mein Team für den Fall einer Präsidentschaft steht. Es gibt Leute, die bereit sind, ab sofort vieles im Verband zu verändern: als erfahrener Sportdirektor, als Verbandsarzt oder auch Sponsoren, die dem Verband helfen könnten“, erklärte er zwei Tage vor Beginn der Europameisterschaft im niederländischen Heerenveen zu seinem Schattenkabinett. Bereits im November hatte Pechstein ihren Partner, den sie gern als „meinen Bodyguard“ bezeichnet, als DESG-Boss ins Gespräch gebracht.

Der Berliner Immobilien-Unternehmer meinte, aufgrund der dramatischen finanziellen Lage des Verbandes unter bestimmten Umständen auch mit dem von ihm hart kritisierten Matthias Kulik weiterzuarbeiten. „Wenn der Sportdirektor bereit ist, seine Fehler einzusehen, und meine Linie konsequent mitträgt, können wir bis zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung zusammenarbeiten“, sagte Große. Vor Beginn der Weltcupsaison war er wegen seiner angeblich „verbandsschädigenden Aussagen“ aus dem DESG-Betreuerstab gestrichen worden.

Auch der Vize bekundet Interesse am Chefposten

Kulik habe viele Fehler gemacht, und „seine Art, mit den Menschen umzugehen, ist unfassbar“, betonte Große. Er spielte damit auch auf die Rolle des Sportchefs im Streit von Pechstein mit Bundestrainer Erik Bouwman an. Der Niederländer hatte im Sommer erklärt, dass er „keinen Bock“ habe, sie in seine Gruppe aufzunehmen. Bouwman entschuldigte sich angeblich für seine Wortwahl. Pechstein bestreitet das.

Kulik hält eine weitere Konfrontation für überflüssig. „Er kritisiert mich von seinem Standpunkt aus, ohne in bestimmte Prozesse involviert zu sein. Solange die Debatte sachlich bleibt und er nicht persönlich wird, kann er mich angreifen“, meinte Kulik. Er räumte ein, sich Gedanken gemacht zu haben, ob er im Fall von Großes Wahl weiterarbeiten könne. Die Chancen schätzt er nicht besonders groß ein.

Die bisherige DESG-Präsidentin Stefanie Teeuwen war Anfang November aufgrund mangelnden Rückhalts in der Verbandsspitze und den Landesverbänden überraschend zurückgetreten. Als weiterer Kandidat auf das vakante Amt gilt bisher bloß Rietzke. „Das ist an mich herangetragen worden, von der Sache her möglich und steht im Raum“, sagte der Dresdner am Dienstag auf SZ-Nachfrage. (dpa)