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Peepshow nach der Babypause

Für die Bautzener Schauspielerin Anna-Maria Brankatschk startet die Saison mit „Big Brother“ im Alpenpanorama.

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© Theater

Von Irmela Hennig

Bautzen. Blutbesudelt sterben – das wäre der Traumpart der Bautzener Schauspielerin Anna-Maria Brankatschk. Immerhin, einmal wurde sie in einem Stück schon mit einer Schere angestochen. Aber mehr Drama gab es bislang nicht.

Und bei ihrem nächsten Auftritt, der ersten Schauspiel-Premiere am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in der neuen Spielzeit, wird es eher unblutig zugehen. „Holzers Peepshow“ kommt ab 7. September auf die Bühne des Großen Hauses. Vor einem gemalten Alpenpanorama und einem riesigen Fenster werden die Mimen auf einer schiefen Ebene eine Bauernfamilie geben. Eine mit wirtschaftlichen Sorgen und einer schrägen Idee. Familie Holzer wird Touristen Einblick in ihren Alltag gewähren und sich dafür bezahlen lassen – so eine Art „Big Brother“, nur ohne Container. Im Stück des Schweizer Autors und Journalisten Markus Köbeli gehen die fünf Familienmitglieder aber bald über das bloße Vorführen ihres Lebens hinaus und fangen an, sich dem Publikumsgeschmack anzupassen. Das verändert die eigene Welt, die scheinbar heile.

Anna-Maria Brankatschk wird die Rolle von Tochter Anna übernehmen. Wie in der sorbischen Version des Stückes, das bereits Premiere hatte. Sie selbst kann es sich nicht vorstellen, sich derart ins Leben hineinschauen zu lassen und dafür Geld zu nehmen. „Skurril“, findet das die junge Oberlausitzerin, die erst vor Kurzem Mutter geworden ist. Als Schauspielerin in einer Stadt wie Bautzen werde man zwar schon erkannt. „Aber man kann doch entscheiden, wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt.“ Also, wie viel tatsächlich Privates man von sich preisgibt.

Wenn Menschen sie auf der Straße ansprechen, freut sich Anna-Maria Brankatschk allerdings. Zum Beispiel, als sie nach der Babypause wieder am Theater zu sehen war und die Leute ihr sagten: „Schön, dass sie wieder da sind.“ Oft werde sie auch einfach gegrüßt von Menschen, die sie gar nicht kenne. „Aber ich grüße immer zurück. Das hat mir meine Mama beigebracht. Sie hat immer gesagt: Grüße zurück, es könnten Theatergänger sein.“

Mutter ist stolz

Mutter Janina Brankatschk hat selbst viele Jahre lang am Theater in Bautzen gearbeitet. „Sie wollte nicht, dass ich Schauspielerin werde. Aber heute ist sie stolz“, erzählt Anna-Maria Brankatschk. Auch ihr Bruder Mirko hat den Beruf gewählt. Einen, der nicht wirklich familienfreundlich sei. Das merkt die Künstlerin jetzt, wenn es darum geht, Zeit für die kleine Tochter zu haben und trotzdem regelmäßig bei Proben und Auftritten eben auch am Abend oder am Wochenende auf der Bühne zu stehen. Aber es sei machbar.

Bei den Holzers im Premierenstück ist von „Familie“ nicht mehr so viel übrig. Die Eltern reden kaum noch miteinander. Jeder habe seine persönlichen Sehnsüchte. Ein richtiges Miteinander gebe es nicht. Und doch müssen die Holzers einen Weg finden, Familie zu spielen. Das biete dem Publikum schon viel zum Lachen, meint Anna-Maria Brankatschk. Eine Komödie ist „Holzers Peepshow“ aber nicht, schätzt Theatersprecherin Gabriele Suschke. „Eher eine Satire.“ Eine, bei der man auch nachdenken könne – über sorbische Kultur beispielsweise. Wie sehr müsse die sich dem Wunschdenken von Touristen anpassen? Wie sehr könne sie sich weiterentwickeln und verändern.

Für die Sorbin Anna-Maria Brankatschk sind viele Vorstellungen über das Sorbische Vorurteile. „Alle Sorben sind katholisch, spießig und tragen Tracht.“ Das stimme nicht. Es gebe Traditionen wie das Osterreiten, auf die auch junge Menschen bestehen. Vieles andere wandle sich, werde modernisiert.

Für Anna-Maria Brankatschk haben aber auch Klassiker ihren Reiz –nicht nur die blutigen. Am meisten freut sie sich dieses Jahr auf ihren Auftritt in einer Kultoperette: „Im weißen Rössel“.

Premieren in Bautzen

Holzers Peepshow: 7. September, 19.30 Uhr

Der Besuch der alten Dame: 28. September

Sergej: 30. September

Der Räuber Hotzenplotz: 7. Oktober

Im weißen Rössel: 23. November

Die Weihnachtsschmiede im Wald: 25. November

Das Herz eines Boxers: 14. Dezember

Über Lang oder Kurz: 10. Februar

Böhmisches Paradies: 15. Februar

Die Eisbären: 1. März

Die Orestie: 26. April

So war das!: 1. Juni

Sonnenallee: 20. Juni

Tag der offenen Tür und 15 Jahre Burgtheater feiert die Bühne am 9. September, ab 11 Uhr, bei freiem Eintritt im Burgtheater.

Kartentelefon: 03591 584 270

Terminauswahl, Änderungen möglich