Berlin.Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hat Verständnis dafür, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland Schreckschusswaffen und Reizgassprays zulegen. „Viele Bürger fühlen sich zunehmend unsicher. Jeder Gesetzestreue sollte in der Lage sein, sich selbst, seine Familie und seine Freunde zu schützen“, so Petry in einem Gespräch mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
„Wir alle wissen, wie lange es dauert, bis die Polizei, gerade in dünn besiedelten Gebieten, zum Einsatzort gefahren kommt“, sagte sie. Der Staat habe sein Gewaltmonopol stellenweise verloren. Eine Verschärfung des Waffenrechts lehnte Petry kategorisch ab. Dies würde „die anständigen Bürger treffen – und nicht diejenigen, die sich Waffen im Darknet beschaffen“.
Vertreter von CDU und Grünen warfen Petry daraufhin „Wildwest“-Denken vor und betonten, es sei Sache des Staates, für Sicherheit zu sorgen. CDU-Vize Thomas Strobl kritisierte: „Offenbar will Frau Petry, dass der Staat kapituliert und die Bürgerinnen und Bürger sich selbst in Wild-West-Manier schützen“, sagte Baden-Württembergs Innenminister. „Der Staat hat für die Sicherheit der Menschen zu garantieren.“
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warf Petry vor, sie schüre fahrlässig Ängste und hetze gegen Staat und Polizei. „Waffen gehören nicht in die falschen Hände“, erklärte Göring-Eckardt in Berlin. „Wir leben doch nicht im Wilden Westen.“ Wo Polizisten fehlten, müssten Beamte eingestellt werden: „Das stärkt das Sicherheitsgefühl der Menschen und nicht Waffen für alle,wie es Frau Petry offenbar will.“
Fakt ist: Immer mehr Bürger besorgen sich einen kleinen Waffenschein, wie er für das verdeckte Führen von zugelassenen Schreckschusspistolen, Pfefferspray und Reizgas nötig ist. Im ersten Halbjahr 2016 stieg die Zahl solcher Bescheinigungen um 49 Prozent auf rund 402 000, so das Bundesinnenministerium. Im ersten Halbjahr 2015 waren lediglich 269 899 kleine Waffenscheine registriert gewesen. Mehr erlaubnispflichtige scharfe Waffen hat sich die Bevölkerung aber nicht zugelegt – deren Zahl ist leicht gesunken. (dpa/epd)