Merken

Pfarrer nehmen Abschied

Nach 23 Jahren verlassen Michael und Maria Ramsch die Kirchgemeinde Steinigtwolmsdorf für eine neue Aufgabe. Das gab es vorher nie.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Steinigtwolmsdorf. Im weitläufigen Gelände des Pfarrhauses Steinigtwolmsdorf lauschen Michael und Maria Ramsch dem Zwitschern der Vögel. Momente wie dieser werden bald zu den schönen Erinnerungen an ihre Zeit im Oberland gehören. Denn das Pfarrerehepaar verlässt die vertraute Umgebung, in der sich beide sehr wohlgefühlt und ihre drei Kinder groß gezogen haben. Am Sonntag werden sie in einem festlichen Gottesdienst um 14 Uhr verabschiedet und bald eine neue Aufgabe im Kirchspiel Gröditz übernehmen. Einige Tränen werden fließen, ist sich Maria Ramsch sicher.

23 Jahre war ihr Mann Seelsorger in Steinigtwolmsdorf. Dass ein Pfarrer so lange bleibt, sei nicht mehr üblich, erklärt er. Für die 1 200 Gemeindeglieder ist es dennoch ein Novum, dass ihr Pfarrer woandershin wechselt. Beide Vorgänger gingen in den Ruhestand. Ramsches, die noch 15 Jahre zu arbeiten haben, waren sich einig. Auch weil die Kinder im Alter von 24, 21 und 19 Jahren eigene Wege gehen. „Der Zeitpunkt ist günstig, noch einmal etwas Neues anzufangen“, sagen die beiden 51-Jährigen. Die erste Erschrockenheit in der Kirchgemeinde sei einem großen Verständnis gewichen. Ausdruck des engen Verhältnisses zum Kirchenvorstand, wie sie finden. Mit dem haben beide über Jahre gut zusammengearbeitet und Einiges bewegt.

Beide kommen aus Pfarrersfamilien

Maria Ramsch ist in Dresden geboren, wuchs in Radeberg auf. Michael Ramsch stammt aus Radebeul. Beide kommen aus Pfarrersfamilien. Begegnet sind sie sich auf dem Kirchlichen Proseminar in Moritzburg. Von da aus ging es für sie zum Studium nach Leipzig und zur ersten Stelle als Pfarrerin in Wurzen, während er Bausoldat wurde, dann ebenfalls in Leipzig studierte. Danach kam Michael Ramsch als evangelischer Pfarrer nach Steinigtwolmsdorf. Maria Ramsch folgte ihrem Mann in die Oberlausitz. „Wenn man einmal hier ist, lernt man die Gegend lieben“, sagt dieser und schließt ausdrücklich den Menschenschlag mit ein.

Maria Ramsch, zwischenzeitlich Pfarrerin in Neukirch, blieb der Kinder wegen einige Jahre zu Hause. „Auf dem Dorf wird eine Pfarrersfrau gebraucht“, sagt sie. Für all das, was das Gemeindeleben außerhalb der Kirche ausmacht. Zum Beispiel Kinder- und Gemeindefeste im Gelände des denkmalgeschützten Pfarrhauses, wo der Holzbackofen unter freiem Himmel nicht bloß zum Anschauen steht. Martinsfest und manch anderes führte Michael Ramsch in Steinigtwolmsdorf ein. Die Sanierung von Dach, Fassade und Turm der Kirche fällt ebenfalls in seine Amtszeit. „Es kommt ja nicht so oft vor, dass man die Turmkugel öffnen, reingucken und wieder befüllen darf“, sagt er. Daran wird er gern zurückdenken. Ebenso wie an den Blick vom Fuchsberg auf die Kirche.

Berufliche Chance und privater Gewinn

Vor einem Jahr fragte sie Pfarrer Albrecht Ehrler aus dem Kirchspiel Gröditz, ob sie sich einen Wechsel vorstellen könnten. Der Gedanke gefiel ihnen. Im Herbst bewarben sie sich auf die Ausschreibung der Landeskirche. Als einzige Interessenten. Im Advent predigten sie zur Probe und wurden einstimmig berufen. Für beide eine berufliche Chance und ein privater Gewinn.

Seit Jahren teilten sie sich in Steinigtwolmsdorf eine Stelle, im Kirchspiel Gröditz werden es anderthalb sein. Er als Pfarrer für Purschwitz, Kleinbautzen, Baruth, sie als Pfarrerin für Weißenberg und Kotitz.

Dem Gottesdienst am Sonntag sehen sie mit gemischten Gefühlen entgegen. Ihre letzte Amtshandlung in Steinigtwolmsdorf ist das nicht. Michael Ramsch tauft noch zwei Kinder, seine Frau bereitet für Mitte Juli eine Trauung vor, die seit einem Jahr angemeldet ist. Der 30. Juni ist ihr letzter Arbeitstag. Vier Tage später rollt der Möbelwagen. Am 10. Juli werden sie im Gottesdienst in die neuen Ämter eingeführt. Die Vertretung in Steinigtwolmsdorf hat der Neukircher Pfarrer Jörg Briesovsky.