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Pfefferkuchen-Punsch kommt an

Katrin Hantsche aus Großröhrsdorf hat besondere Spezialitäten kreiert. Auch die Marktstände sind Eigenproduktion.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Mit zwei Glühpunschtöpfen fing alles an. Die stellte Katrin Hantsche vor ihrem damaligen Kindermodengeschäft in Pulsnitz zum ersten Pfefferkuchenmarkt auf. Dort drin brodelte nicht irgendein Getränk, sondern Pfefferkuchenpunsch. Eine Neuheit damals. Und die Geschäftsfrau verrät: „Wir haben viel mit Gewürzen experimentiert.“ Die Kindermoden sind längst Geschichte. Dafür bringt sie den Punsch schon seit einigen Jahren sogar auf dem Dresdner Striezelmarkt in großem Stil unter die Leute. Und verkauft auch Pulsnitzer Pfefferkuchen. Die Pfefferkuchentradition habe es ihr schon immer angetan.

Mit einer Kunststoffkiste bahnt sich Katrin Hantsche an dem Abend den Weg durchs Gedränge zu ihrem Striezelmarktstand. Dort braucht ihre Tochter Nicole dringend Nachschub an Pulsnitzer Pfefferkuchenpunsch. Die Großröhrsdorferin schlüpft durch die Hintertür in ihr Sternhaus – einen der größten und gewiss schönsten Glühweinstände auf dem Markt. In dem man auch noch gemütlich und geschützt an der Theke sitzen kann – und Glühwein schlürfen. Das feste Dach überm Kopf genießt das Publikum an dem Abend gern. Denn vor den Türen regnet es Bindfäden. In Strömen fließen auch heiße Getränke. Natürlich auch Pfefferkuchenpunsch. Durch die Menschentraube ist kaum ein Durchkommen bis zum Tresen. Den Glühwein gibt’s zum Pulsnitzer Pfefferkuchenmarkt und auf dem Striezelmarkt. An ihren anderen Ständen verkauft die Großröhrsdorferin Pulsnitzer Pfefferkuchen.

Zum 26. Mal auf dem Striezelmarkt

Dem Striezelmarkt ist die Geschäftsfrau aber schon viel länger treu. Zum 26. Mal sei sie dabei, quasi seit der politischen Wende in der DDR. In der Euphorie damals entstand auch die Idee, in den Handel einzusteigen und ein Geschäft für Kindersachen zu eröffnen. Pfefferkuchenpunsch und Sternhütte waren da noch Zukunftsmusik. Die ist wie alle ihre Marktstände Eigenbau aus Fichten- und Kiefernholz. Sie habe ja im ersten Leben, vor der Wende, etwas richtiges gelernt, Maschinenbau. Wie viele Sterne sie für die Sternhütte ausgesägt habe, das könne sie gar nicht mehr sagen, so Katrin Hantsche. Aber nicht nur die geben der Hütte den Namen: Der Grundriss ist ein Achteck. Werden die Türen ausgestellt, dann sieht die Hütte von oben wie ein Stern aus. Die Chefin räumt aber ein, dass vor allem ihr Mann Uwe in der Großröhrsdorfer Werkstatt steht. Und manchmal auch der Tischler ran muss, wenn die Zeit knapp ist. Das Gelände in Großröhrsdorf werde inzwischen zu klein für ihr Geschäft: „Wir brauchen mehr Platz“, sagt Katrin Hantsche. Denn inzwischen laufen bei ihr die Fäden für eine florierende Pfefferkuchen-Event-Gastronomie – wie sie es nennt – zusammen. 80 Prozent des Jahresumsatzes bringen allerdings die Monate von September bis Dezember. Bis zu zwölf eigene Stände habe sie manchmal parallel am Start. Derzeit sind es insgesamt sechs: in Leipzig, Chemnitz und Dresden. Ein Team von 34 Leuten wirbelt hier. In der Sternhütte schenken sie allein zehn Sorten Glühwein und 40 Cocktails aus. Im Trend liege auch Schokolade mit Milch. Seit diesem Jahr sogar mit Pfefferkuchenaroma. Derzeit hat Katrin Hantsches Arbeitstag 20 Stunden. 6 Uhr morgens geht‘s los, erzählt sie. Da wird der Transporter gepackt. Gegen Mitternacht ist daheim Kassensturz und Bestellungen müssen raus. Vor um 2 ist in diesen Tagen an Schlaf nicht zu denken“, sagt die 48-Jährige und wirkt trotzdem nicht ein bisschen müde.

Jedes Jahr wird was Neues gebaut

Eine ganz falsche Vorstellung sei es aber, dass es zwischen Januar und August nichts zu tun gebe, stellt die Geschäftsfrau klar. Bis der Striezelmarkt am Heiligen Abend schließt, ist Katrin Hantsche sowieso auf Achse. Danach werde es aber nicht allzu viel Weihnachtsruhe geben. Die Stände müssen abgebaut und eingelagert werden. Abrechnungen warten, das Geschäftsjahr und vor allem die Weihnachtswochen müssen aufgearbeitet und das kommende Jahr geplant werden. Später werden die Stände in der Werkstatt runderneuert und neue Ideen entwickelt. „Es geht immer viel kaputt und wird geklaut.“ Laternen verschwinden, die Deko. So wird bald wieder geschliffen, gestrichen, gesägt, ausgebessert, ergänzt und an neuen Ideen gebastelt. Dieses Jahr waren es die Papierkorbtische draußen vor den Hütten am Striezelmarkt. Denn knapp ist dort meistens beides. In der Kombination schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe und spart Platz. „Wir bauen jedes Jahr etwas Neues.“ Die Sternhütte bekomme zum Beispiel einen neuen Tresen zur nächsten Saison. Auch der Vertrieb von Pfefferkuchen läuft übers Jahr. Der von Punsch in Flaschen soll nun ausgebaut werden. Den gab’s bisher nicht. Durch die Insolvenz der Lichtenberger Firma Schmieder sei sie kurzfristig zur Suche nach einem neuen Partner gezwungen gewesen. Das ist die Obstkelterei Heide in Siebenlehn. Die soll den Gewürztrunk nun auch in Flaschen abfüllen.

Wie viele Liter Glühgetränke pro Jahr durch durstige Kehlen rinnen, damit hält sich die Großröhrsdorferin lieber bedeckt. Bei dem Andrang an der Sternhütte auf dem Striezelmarkt wohl etliche. Dennoch sei der Umsatz dieses Jahr durchwachsen. Nicht nur wegen des Wetters. Es sei der allgemeine rückläufige Trend gewesen, selbst beim Oktoberfest in München, weiß Katrin Hantsche. Noch bleiben ihr zwei Tage auf dem Striezelmarkt. Der schwarze Transporter steht schon bereit zur Abfahrt vor dem Haus in Großröhrsdorf. Zuerst geht es nach Siebenlehn Punsch holen. Pfefferkuchenpunsch natürlich.