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Pieschener wollen Fähre ins Ostragehege

Die Stadt soll nun prüfen, ob eine Verbindung möglich ist. Dabei könnte sie auf Probleme stoßen.

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© André Wirsig

Von Sarah Grundmann

Ganz nah und doch so fern: Vom Pieschener Elbufer aus scheint das Ostragehege fast greifbar und ist trotzdem – gerade mit öffentlichen Verkehrsmitteln – nur mit viel Zeitaufwand zu erreichen. Diskussionen um neue Verbindungen gibt es deswegen schon lange. Eine zusätzliche Elbbrücke kommt wegen zu hoher Kosten und städtebaulicher Probleme nicht infrage. Aber was ist mit einer Fähre? Relikte von Anliegern sind noch vorhanden. Denn bis in die 1990er-Jahre schipperte bereits ein Boot. Das könnte bald wieder so sein.

„Ich denke, wir sind uns alle einig, dass eine Querung jedweder Art zwischen Pieschen und dem Ostragehege sinnvoll ist. So könnte das Pieschener Grünflächendefizit ausgeglichen werden, außerdem gibt es im Ostragehege Sportplätze sowie -schulen“, sagt Stadtrat Vincent Drews (SPD), der am Dienstagabend einen Antrag seiner Fraktion im Pieschener Ortsbeirat vorstellte. Die fordert vom Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), dass dieser die Einrichtung einer Fähre prüft. Unter anderem soll die Vereinbarkeit mit dem Natur- und Hochwasserschutz geklärt werden. Außerdem soll auch ermittelt werden, wie viele Fahrgäste die Verbindung nutzen würden.

Bis das Boot dann zwischen dem Ballhaus Watzke und der Friedrichstadt schippert, wird aber noch Zeit vergehen. Allein die naturfachliche Prüfung dauert in etwa ein Jahr. „Damit die Fähre wirklich realisiert werden kann, brauchen wir aber vor allem genauere Informationen. Mögliche Hindernisse müssen vorher ausgeräumt werden“, sagt Stadtrat Drews. „Dieser Antrag ist dafür ein wichtiger Schritt.“ Das sahen auch die Pieschener Ortsbeiräte so, beim Thema Fähre waren sie sich fraktionsübergreifend einig wie nur selten:

Einstimmig nahmen sie den Antrag an. Allerdings noch mit einigen Ergänzungen. So soll auch die Möglichkeit einer Brücke noch einmal geprüft werden, obwohl Stadtplaner Matthias Pfeil im Februar dieses Jahres erläuterte, warum verschiedene untersuchte Varianten nicht möglich sind. Außerdem wünschen sich die Ortsbeiräte auch, dass die Möglichkeiten eines barrierefreien Zugangs zu den Anlegern sowie für einen Probebetrieb getestet werden. „Ich freue mich über die Ergänzungen der Ortsbeiräte. So kann der Antrag auch im Stadtrat eine möglichst breite Mehrheit bekommen“, so Drews. Auch die Stadt steht einer Einrichtung positiv gegenüber.

„Mit einer Fährverbindung könnten die stark verdichteten Stadtteile Pieschen und Mickten, die selbst nur begrenzte Grünflächen haben, an den Naturraum angeschlossen werden. Damit wäre eine deutliche Aufwertung der Wohn- und Lebensqualität verbunden“, antwortet Hilbert auf eine Anfrage der SPD. „Auch für das Ostragehege entstünden zusätzliche Entwicklungspotenziale.“ Außerdem wäre die Einrichtung einer Fähre mit 1,7 Millionen Euro und jährlichen Betriebskosten von rund 800 000 Euro deutlich günstiger als der Bau einer Brücke. Hier liegt die günstigste Variante bei zwölf Millionen Euro.

Trotzdem gibt es auch Probleme: So befinden sich in dem Areal verschiedene Natur- und Artenschutzgebiete. Außerdem wird es sich bei der Fähre voraussichtlich um ein Minusgeschäft handeln. Schätzungen der Verkehrsbetriebe, die nach den Kirchentagen 2011 probeweise eine Fähre eingesetzt hatten, gehen von täglich rund 140 Fahrgästen aus. So könnten jährlich nur 11 000 Euro eingenommen werden. 1992 war die bestehende Verbindung bereits wegen zu geringer Nachfrage eingestellt worden.