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Pillnitzer fordert Entschuldigung von Schlösserchef

Von einer „Geiz-ist-geil-Mentalität“ spricht Christian Striefler in einem MDR-Beitrag zum Park.

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© Norbert Neumann

Von Kay Haufe

Der Beitrag beginnt mit malerischen Aufnahmen von Schloss und Park Pillnitz. In der MDR-Reihe „Der Osten – entdecke, wo du lebst“ zeichnet die Autorin Nanina Bauer ein umfassendes Bild über die barocke Anlage, schildert die Mühen der Restauratoren und Gärtner sowie die Schäden, die das Hochwasser 2002 anrichtete. Zu Wort kommt im Beitrag, der am 31. Juli um 20.45 Uhr ausgestrahlt wurde und noch in der Mediathek zu sehen ist, auch der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten gGmbH, Christian Striefler. Darin verrät er nicht nur, dass er vor 24 Jahren seine Frau in der katholischen Schlosskapelle Pillnitz geheiratet hat. Angesprochen auf den Parkeintritt, der seit 2013 erhoben wird, stellt Striefler die Frage, was jedem Einzelnen Kultur wert ist: „Sagt er: ,Das ist mir nichts wert`, dann soll er seine Geiz-ist-geil-Mentalität verfolgen. Sagt er: ,Kultur ist mein Lebenselixier‘, dann wird er die Diskussion über die paar Euro (Parkeintritt, d.R.) als kleinlich empfinden.“

Für ein ehemaliges Mitglied der Bürgerinitiative gegen den Parkeintritt waren Strieflers Äußerungen unerträglich, geradezu schmerzlich. Restaurator Jochen Flade hat deshalb einen offenen Brief an Christian Striefler geschrieben, den er auch an die Sächsischen Landtagsfraktionen und die Dresdner Stadtratsfraktionen sowie die Sächsischen Finanz-, Kultur- und Wissenschaftsministerien geschickt hat. Darin fordert Flade eine öffentliche Entschuldigung Strieflers. „Ich fühle mich von dessen Äußerungen diffamiert“, sagt der Denkmalpfleger.

Bis heute habe der Schlösserchef nicht verstanden, dass sich die Bürgerinitiative dagegen engagiert habe, dass mit dem Parkeintritt ein einzigartiges Zusammenspiel von Landschaft, Kunst und Kultur, das Jahrhunderte so existierte, willkürlich getrennt wird. Denn der Park liege inmitten von Pillnitz, nicht abseits. Sieben von neun Parktoren seien jetzt aber fast acht Monate geschlossen, tägliche Wege nur noch über Umwege möglich. „Das Schlimmste für mich ist aber, auf welchem Niveau der Schlösserchef die unterschiedlichen Ansichten zum Eintritt in die Öffentlichkeit trägt“, sagt Flade. Unter anderem sage der Schlösserchef im Beitrag sinngemäß, dass Kultur nichts wert sei, wenn sie nichts koste. Das sieht der Restaurator ganz anders. Kultur habe einen Bildungsauftrag, diese Bildung sei heute nötiger denn je und dürfe nicht in Geld umgerechnet werden. „Aber es war in allen bisherigen Gesprächen mit Herrn Striefler spürbar, dass er nicht gewillt ist, die Sichtweise des anderen zu verstehen oder es zumindest zu versuchen“, sagt Flade.

Genau mit solchen Äußerungen wie der „Geiz-ist-geil-Mentalität“ werde Politikverdrossenheit provoziert, sagt SPD-Stadträtin Kristin Sturm. Der Bürger fühle sich von Politik und Staat im Stich gelassen und nicht gehört. „Das macht mich wahnsinnig, wie Einzelne die Bemühungen von Kommunalpolitikern zunichtemachen“, sagt Sturm. Der Elbhang-Ortsverein habe die Bürgerinitiative stets unterstützt, der Eintritt in den Park sei aber Landes-Sache.

Christian Striefler antwortet auf SZ-Anfrage, dass er im Fernsehbeitrag nicht die Mitglieder der Bürgerinitiative, deren Motivation oder gar Herrn Flade persönlich gemeint habe. Diese Motivation könne und wolle Striefler nicht bewerten oder beurteilen. Im Interview sei es um die Angemessenheit der Höhe von drei Euro pro Tag für den Parkeintritt gegangen. Der Hauptforderung der Bürgerinitiative nach genereller Zugänglichkeit des Parks sei vonseiten des Schlösserbetriebes seit 2016 mit einer einfachen elektronischen Lösung entsprochen (eine Jahreskarte für zehn Euro, d.R.). Weiter schreibt der Schlösserland-Geschäftsführer, dass er es bedauere, dass sich Herr Flade durch den Beitrag verletzt fühle.

Dieser hat sich jedoch sehr direkt angesprochen gefühlt, was sein fünfseitiger offener Brief belegt. Wenn jemand das Thema Schlosspark-Eintritt primär auf das Monetäre reduziere, dann müsse sich Striefler nach Ausstrahlung des Films diesen Vorwurf gefallen lassen.

Im Pillnitzer Park ist dieses Jahr vom 26. März bis 4. November Eintritt zu zahlen. Früher mussten die Besucher erst ab 1. April und nur bis Oktober bezahlen. Zudem stieg 2017 der Preis von zwei auf drei Euro für ein Tagesticket im Park. Die Besucherzahl ist indes im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr gesunken.