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Pilz bedroht die Babisnauer Pappel

Am Wahrzeichen soll ein großer Ast eingekürzt werden – das kommt auch einem Nachbarn zugute.

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© Andreas Weihs

Von Yvonne Popp

Babisnau. Einen Großteil ihrer Blätter hat die Babisnauer Pappel in diesem Herbst schon verloren. Gut zu sehen ist nun der Spanngurt, mit dem einer der Hauptäste an einem jüngeren, dafür aber kräftigeren Ast fixiert ist. Diese Maßnahme dient zur Sicherung des Hauptastes, denn dieser ist morsch, heißt es beim Landesverein Sächsischer Heimatschutz.

Ein Ast ist bereits mit einem Spanngurt fixiert worden. In den nächsten Wochen soll die Säge angesetzt werden.
Ein Ast ist bereits mit einem Spanngurt fixiert worden. In den nächsten Wochen soll die Säge angesetzt werden. © Andreas Weihs

Schon 210 Jahre krönt die Babisnauer Pappel einen der schönsten Aussichtspunkte Dresdens. Von Gutsbesitzer Johann Gottlieb Becke als Grenzmarke seiner Ländereien in Babisnau gepflanzt, hat sie in all den Jahren so einigen Stürmen getrotzt und dabei schon einen Teil ihrer Krone verloren. Nun aber macht dem alten Baum ein Pilz zu schaffen.

Der sogenannte Schwefelporling gehört zu den Baumpilzen, die das Holz ihres Wirts zersetzen. Bevorzugt befällt er ältere Eichen, aber auch Laubbäume, deren Holz einen dunklen Kern aufweist, wie zum Beispiel die Kirsche. Über eine beschädigte Stelle in der Rinde dringt er in den Baum ein und höhlt ihn dann mit der Zeit von innen aus. Da dabei die wasser- und nährstoffführenden Bahnen lange unberührt bleiben, wirkt der Baum auch nach außen lange gesund. Über kurz oder lang sorgt der Schwefelporling jedoch für das Absterben des Baumes.

Gefahr für Besucher

An diesem Punkt ist die Babisnauer Pappel aber noch nicht. „Noch kann sie sich gegen den Pilz zur Wehr setzen“, sagt Steffen Ruhtz vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz, dem der Baum gehört. Tun müsse man aber trotzdem etwas. „Denn der Verein hat eine Verkehrssicherungspflicht“, sagt Ruhtz weiter. Damit der morsche Ast nicht bei einem Sturm zusätzlich geschädigt wird und dann womöglich auf Besucher herabstürzt, soll er noch in diesem Jahr um zwei Drittel eingekürzt werden.

Der Babisnauer Pappel schadet der Eingriff nicht. Im Gegenteil. Baumexperte und Gutachter Volker Ebert weiß aus langjähriger Erfahrung, dass solche Kürzungen gerade alten Bäumen helfen. „Sie bringen auch gewichtsmäßig eine Entlastung“, erläutert er. Der Baum habe dann wieder Kraft, sich zu erholen.

Mit den Bäumen, so sagt Ebert, sei es wie mit den Menschen. Einmal in die Jahre gekommen, benötigen auch sie Pflege und Unterstützung. Dabei habe die Babisnauer Pappel mit ihren 210 Jahren schon ein biblisches Alter erreicht, betont er. Wie alt die genetisch reine Schwarzpappel noch werden kann, vermag der Experte nicht zu sagen, da diese Baumgattung in unserer Gegend sehr selten ist. Deshalb gibt es auch keine Referenzwerte.

Aber nicht nur die historische Pappel bedarf Pflege. Auch die junge Pappel, die 2006 daneben – quasi als Ersatz – angepflanzt wurde, muss nun unterstützt werden. Aus einem Ast der Babisnauer Pappel gezogen, neigt sie sich inzwischen um 15 Grad. Zeitgleich mit der Kürzung des alten Baumes soll auch der junge Baum begradigt werden. Dazu muss er eingerüstet, eingespannt und vorsichtig in die richtige Position gezogen werden.

Bis er wieder gerade steht, kann es mehrere Jahre dauern. „Daneben wird sich das Einkürzen des Astes an der alten Pappel auch positiv auf die junge auswirken“, sagt Volker Ebert. Denn genau dieser sei es, der den jungen Baum bedränge und somit dessen schiefes Wachstum begünstige. Und auch hier zieht der Baumexperte Parallelen zum alltäglichen Leben. „Es ist wie in einer Familie. Die Jungen sollen sich durchsetzen, ohne die Alten dabei zu verletzten und umgekehrt sollen die Alten der Entwicklung der Jungen nicht im Wege stehen“, philosophiert er mit einem Schmunzeln.

Ebert hat zu beiden Maßnahmen mit dem Heimatschutzverein schon seit Längerem Gespräche geführt. Als Eigentümer der Pappel muss dieser sein Okay geben. Gutachten und Kostenvoranschlag liegen vor. „Viele Helfer, wie die Mitglieder des Vereins „Goldene Höhe“, haben ehrenamtliche Hilfe zugesichert, aber das Material kostet Geld“, erklärt Baumexperte Ebert. Wie Steffen Ruhtz hofft auch er nun, dass die Arbeiten an den Bäumen noch vor Silvester über die Bühne gehen. „Zum Jahreswechsel ist immer viel los am Aussichtspunkt“, sagt er. „Es wäre von Vorteil, wenn dann alles sicher ist.“

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