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Alarmstufe Rot an der Marienkirche

Zwei Gymnasiasten tauchen das Pirnaer Gotteshaus in der Altstadt in besonderes Licht - um auf eine missliche Situation aufmerksam zu machen.

Von Daniel Förster
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Jonas Hellmuth und Florentin Aehnelt, angestrahlte Marienkirche: Die Veranstaltungsbranche ist wirtschaftlich in Not.
Jonas Hellmuth und Florentin Aehnelt, angestrahlte Marienkirche: Die Veranstaltungsbranche ist wirtschaftlich in Not. © Daniel Förster

Irgendwie sah Pirnas Silhouette in der Nacht zum 23. Juni anders aus als sonst. Ein Gebäude stach beim Blick auf das Altstadt-Panorama unweigerlich ins Auge: die Stadtkirche St. Marien.

Plötzlich war Rot die vorherrschende Farbe am Kirchplatz. Zwei Gymnasiasten hatten das Gotteshaus für mehrere Stunden bis zum frühen Morgen unübersehbar in dieses Licht getaucht.

Mit der Aktion "Alarmstufe Rot" wiesen diesmal ein 17- und ein 19-Jähriger auf die Not und auf die wirtschaftlich angespannte, schwierige Situation der stark eingeschränkten Veranstaltungsbranche in der Corona-Krise hin.

Ihr Appell richte sich einmal mehr an Verantwortungsträger: Auch wenn derzeit Corona-Maßnahmen gelockert werden, sei dieser Wirtschaftszweig – in Deutschland der sechstgrößte - am längsten von den Auswirkungen der Krise betroffen. Nicht wenigen fehle eine Perspektive, zumal sie große Teile ihres Umsatzes eingebüßt hätten.

Aus der Kirche auf die Bühne

In der Elbestadt waren Jonas Hellmuth (19) aus Dohma und Florentin Aehnelt (17) aus Pirna diesmal die einzigen Akteure, die sich an der bundesweiten "Night of Light" beteiligten. Zum zweiten Mal in der Corona-Krise hatten Initiatoren überregional dazu aufgerufen, Bauwerke in Deutschland und Europa nachts von 22 bis 1 Uhr rot anzustrahlen.

Die jungen Männer haben sich vor mehr als zwei Jahren zunächst während ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Kirchenbezirk Pirna zusammengetan. Dort begannen sie, Veranstaltungen wie Jugendgottesdienste, Rüstzeiten, die Church-Night in Pirna oder das Jugendfest in Eschdorf technisch zu betreuen.

Ein Höhepunkt war der Gottesdienst-Livestream zu Heilig Abend im Dezember 2020. Bis heute erweiterten sie ihr Know-how in Sachen Licht- und Tontechnik immer mehr, setzen bei Shows Laser ein und haben ein Bühnenequipment angeschafft. Mittlerweile würden sie auch "außerhalb der Kirche" angefragt.

In der Pandemie selbstständig gemacht

Nahezu mit Beginn der Corona-Krise gründeten die beiden mit ihrer "HebA Event und Lasertechnik" im April vergangenen Jahres als Zweierteam ihr eigenes Unternehmen. Mit ihrem Namen als auch mit ihrem Konzept wollen sie sich abheben. "Heb" stehe im Schottischen für "nicht" und das "A" für "schon hundertmal gemacht".

Auch wenn sie Neulinge in dem Geschäft seien und zunächst noch ihr Abitur ablegen, spürten sie die dramatische und für viele noch immer existenzbedrohende Lage. Gern würden sie mehr machen und durchstarten.

Wie bei den meisten Veranstaltungstechnikern sei das neu angeschaffte Equipment viel zu lange ungenutzt. Mit zwölf Scheinwerfern und Strahlern setzten sie nun erstmal ein stummes, leuchtendes Zeichen an der Marienkirche.