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Diakonie Pirna startet neue Pflegeberatung

An einem zentralen Ort kann man sich jetzt kostenlos zum Thema Pflege informieren – ein Angebot, dass es in dieser Form bislang nicht gab.

Von Thomas Möckel
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Diakonie-Vorstand Tobias Oertel, Marianne Heimann, Pflegeberater Jörg Tändler (v.l.): Der Bedarf an Pflegeberatung ist groß.
Diakonie-Vorstand Tobias Oertel, Marianne Heimann, Pflegeberater Jörg Tändler (v.l.): Der Bedarf an Pflegeberatung ist groß. © Norbert Millauer

Marianne Heimann, 87, hat viele Jahre in Dohna gewohnt. Doch mit dem fortschreitenden Alter fielen ihr die langen Wege zum Arzt oder zum Supermarkt nicht mehr so leicht wie früher. Schweren Herzens zog sie fort, fand aber eine andere, gute Heimstatt. Marianne Heimann lebt seit einiger Zeit schon eigenständig in einer Wohnung des betreuten Wohnens der Diakonie auf der Pirnaer Gartenstraße. „Hier werde ich gut betreut und umsorgt“, sagt sie.

Eine Frage aber beschäftigte sie schon seit geraumer Zeit: Was, wenn meine Pfleger mal verhindert sind? Wer springt dann ein, um mich zu versorgen? Um sich dazu beraten zu lassen, musste Marianne Heimann gar nicht weit gehen. Die Auskunft gab es im selben Haus, in dem sie wohnt.

Die Diakonie Pirna hat im Haus Gartenstraße 30 eine neue Pflegeberatung gestartet, das dazugehörige Büro ist seit Mitte März offiziell in Betrieb. „Wir haben Rahmen, Raum und Struktur geschaffen und dann einfach losgelegt“, sagt Diakonie-Vorstand Tobias Oertel, „weil der Bedarf sehr groß ist.“ Auf diese Weise entstand ein Angebot, was es in dieser Form – einrichtungs- und trägerübergreifend – bislang noch nicht gab.

Zentraler Ort für gebündelte Angebote

Wenn Fragen zum Thema Pflege auftauchten, berieten zwar die Mitarbeiter in den einzelnen Einrichtungen zu ihren Spezialgebieten, doch ein einheitlicher Überblick über alles fehlte bisher. Ein solcher sei laut Oertel aber ungemein wichtig. Denn viele Menschen seien oft ratlos, wenn sie mit dem Thema Pflege konfrontiert werden.

Häufig gehe es bei den Ratsuchenden – Betroffene oder Angehörige – anfangs gar nicht um die reine Pflege, sondern eher um Vorstufen wie Essen auf Rädern oder anderen Hilfsangebote, um die Bedürftigen zu unterstützen. „Daher war es unser Ziel, einen innerstädtischen, zentralen Ort zu finden und dort die Beratungsangebote zu bündeln“, sagt Oertel.

Auf diese Weise sollten auch die Mitarbeiter in den Pflegeheimen und anderen Einrichtungen entlastet werden. Denn sie berieten in der Regel zusätzlich zu ihren üblichen Diensten. Aber gerade beim Thema Pflege gibt es auch komplexe Probleme und Lösungen, die einen großen Zeitaufwand erfordern. „Da braucht es speziell geschultes Personal, was sich ausschließlich damit beschäftigt“, sagt Oertel.

Die Beratung ist kostenlos

Diese Aufgabe hat Pflegeberater Jörg Tändler übernommen, seit Januar bei der Diakonie beschäftigt. Der 57-Jährige hatte zuvor lange als Pflegedienstleiter in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet. „Ich fühle mich hier richtig wohl und freue mich, dass ich auf dem neuen Posten meine bisherigen Erfahrungen einbringen kann“, sagt Tändler.

Jeden Donnerstag jeweils von 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr bietet er einen Sprechtag ohne Anmeldung an, an den anderen Tagen finden die Gespräche nach vorheriger Terminvereinbarung statt. Falls notwendig, macht Tändler bei Ratsuchenden auch Hausbesuche. „Es gibt ja auch Menschen, die nicht mehr so mobil sind, um zu uns zu kommen“, sagt er.

Die Beratung ist generell kostenlos und steht jedem offen. Zudem ist das Angebot trägerübergreifend – gesucht wird stets das passende Angebot, egal, ob es nun bei der Diakonie, beim DRK, bei der Caritas oder irgendeinem anderen Träger ist.

Der Ratsuchende steht im Mittelpunkt

Denn im Vordergrund steht stets der Ratsuchende. „Die Klientensicht ist das Wichtigste“, sagt Tändler, „wir versetzten uns dann immer in denjenigen hinein und ergründen, was er möchte und was wir ihm anbieten können.“ Und der Vorteil an der trägerübergreifenden Beratung: Der Pflegeberater kann auf diese Weise ein großes Netzwerk aufbauen und das Beste für den Ratsuchenden herausfiltern.

Allerdings geht die Diakonie mit der neu geschaffenen Stelle ein großes finanzielles Risiko ein. „Denn dieses Angebot kostet uns Geld, und zwar nur uns“, sagt Oertel. Die Beratungsleistung finanziert die Diakonie selbst, öffentliche Gelder gibt es dafür keine.

Doch laut Oertel wolle man sich diese Stelle leisten, gehe es doch darum, das Beste für die Ratsuchenden zu finden. Denn der Bedarf an einer Pflegeberatung steige ständig, zumal derzeit der Bedarf an Pflege größer ist als das Angebot. Und in diesem Sinne geht auch Tändler voll in seiner neuen Aufgabe auf. „Es ist ein schönes Gefühl, jemandem konkret zu helfen“, sagt er, „das ist sehr befriedigend.“

Kontakt: Diakonie-Pflegeberatung, Gartenstraße 30, Pirna, [email protected], Telefon 03501 5854140