Neuer Laden Pirna: Die Mischung macht's

Bei einem Bummel durch Pirnas Altstadt kann man allerhand entdecken. Zum Beispiel einen leeren Laden. Der gefällt einem dann so, dass man ihn spontan mietet, obwohl man noch gar nichts zum Verkaufen hat, nicht mal eine Idee. Gibt's doch nicht? Doch. Genau so war es bei Susanne Tränkner. Inzwischen hat sie eine Idee und der Laden ist offen. Nicht immer, aber das ist Teil des Konzepts.
Man müsste mal. Wie oft sagt man das. Susanne Tränkner sagte sich das auch und dachte an einen Laden. Ein befreundeter Maler sagte das. Ein Winzer, eine Glasbläserin, ein Porzellanmaler, sie alle dachten, ein Lädchen zum Verkaufen dessen, was sie schaffen, wäre schön. Nun ist aller Wunsch in Erfüllung gegangen. Susanne Tränkner verkauft nun das alles und hat ihren Laden deshalb passend "Sue's Mixture", also Susannes Mischung, genannt. Hier gibt es "Kunstfertiges & Feinen Wein", wie es am Schaufenster zu lesen ist.
Der Wein ist aus Brandenburg aus einem renaturierten Tagebau und eine Überraschung. Die Leinentücher hat sie gezielt gesucht, im Gegenteil zu den Glasbläserarbeiten, die eher sie gefunden haben. Auch Bilder hängen an einer Wand. Nur die Flipflops aus Stahl sind nicht nur unanziehbar, sondern auch unverkäuflich, weil Dekoration. Alles, was Susanne Tränkner anbietet, ist nichts Lebensnotwendiges und nichts, was schlecht wird. Lebensmittel zu verkaufen, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen. Der Aufwand dafür wäre viel zu groß. Außerdem: "Ich kaufe nur ein zum Verkaufen, was ich auch selbst gebrauchen kann und mir gefällt."
Geordnete Mischung im "Räumchen"
Die ersten Kunden waren schon da und sind froh, mal was anfassen zu dürfen. Die Männer kommen gucken, die Frauen sind die, die was Schönes kaufen, was man nicht unbedingt braucht, sagt Susanne Tränkner. Wein zum Beispiel, der zwischen 12 und 18 Euro kostet und in einem Weinkäfig lagert, den Susanne Tränkner mit einem Freund aus Hessen geholt haben. Da war er völlig verrostet und sie haben ihn mit Bürstchen gesäubert.
Der Laden, den sie ihr Räumchen nennt, ist klein. Er bietet eine geordnete Mischung, die noch etwas Platz hat. Für Räucherkarzeln zum Beispiel. Auf deren Hersteller im erzgebirgischen Neudorf ist Susanne Tränkner auf einer ihrer Motorradtouren gestoßen. Das Räumchen und Susanne Tränkner bilden schon jetzt eine Einheit. Die Tür steht offen, sie sitzt an dem kleinen Tisch und erledigt Schreibarbeiten auf dem Laptop. Hier hat sie sich verwirklicht, sagt sie.
Durch Selbstständigkeit geerdet
Die 54-Jährige geht es gelassen an. Das kann sie sich leisten, weil die Miete nicht so hoch ist, sie eine Podologie-Praxis in Dippoldiswalde hat und der Laden ihr Hobby ist. "Wenn ich den Druck hätte, damit Geld verdienen zu müssen, hätte ich es nicht gemacht", sagt sie. Die Praxis hat sie seit 2007 und behält sie auch weiterhin. Zwei Nachmittage in der Woche und den Sonnabend ist sie nun im Laden. Sie wohnt in Dresden-Lockwitz, arbeitet in Dippoldiswalde und hat nun ihren Laden in Pirna. Ein Dreieck, das sich in verschiedener Hinsicht gut organisieren lässt. Sie hat ihr neues Hobby nicht gezielt gesucht, wohl aber, noch einmal etwas anderes machen zu wollen - und das in Pirna, das war klar.
Sie ist trotz aller Ideen sehr realistisch. Es ist grade die wohl denkbar schlechteste Zeit, einen Laden zu eröffnen, noch dazu auf der Barbiergasse mit der Baustelle, sagt sie. Doch sie ist durch ihre bisherige Selbstständigkeit schon "sehr geerdet", sagt Susanne Tränkner. "Ich kann rechnen und weiß, es wird lange dauern."