Pirna: Das ist für den CSD am Wochenende geplant

Schon mal jetzt ist klar: Am 9. Juli wird es laut in der Pirnaer Altstadt. Dann nämlich wird der Christopher Street Day (CSD) bunt und schrill gefeiert, den der gleichnamige Verein in Pirna organisiert. Das Motto ist gut gewählt: "Akzeptanz ist Herzenssache". "Denn Akzeptanz gegenüber anderen muss im Herzen anfangen und nicht im Kopf, also mit dem Gefühl und nicht mit dem Verstand", ist CSD-Vorsitzender Christian Hesse überzeugt. Zwei Jahre musste der CSD in Pirna wegen Corona aussetzen.
Buntes Showprogramm und Demokratiemeile
Nein, nicht die bekannte Dragqueen aus dem Hamburger Kiez, Olivia Jones, kommt nach Pirna. Dafür aber die Ladys Mataina und Brigitte, die aus Berlin anreisen, um den CSD humorvoll und in bester Travestie-Manier zu moderieren. Erstere ist in Pirna keine Unbekannte; sie trat bereits beim CSD 2019 auf und rockte die Bühne. Außerdem im Programm: Nea Marten, die Sängerin kommt aus Thüringen. Die Tanzschule Pötschke-Nebl bietet den Zuschauern eine Tanzrevue.
Etwas anrüchiger wird es bei Sexy-Car-Wash. Leicht bekleidete Damen Herren werden ein schmutziges Auto wieder zum Blitzen wienern. Abends heizt die Band Aquario aus Leipzig ein. Wer gute Gespräche oder den Austausch sucht, ist ebenfalls nicht falsch beim CSD Pirna. Denn die Veranstalter organisieren in diesem Jahr wieder die Demokratiemeile. Diese wird westlich des Rathauses aufgebaut. "Vereine und Parteien aus der queeren Community präsentieren sich auf der Meile mit Informationsständen. Es geht um Aufklärung und Akzeptanz ", erläutert Christian Hesse.
Regenbogenflagge wird auf Halbmast gehisst
Um 13 Uhr wird die große Party von Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke sowie von der sächsischen Justizministerin Katja Meier (Die Grünen) eröffnet. Meier hatte sich selber geoutet. Eigentlich sollte die Regenbogenflagge sowie die Transgenderflagge bereits am 4. Juli vor dem Rathaus gehisst werden. Doch das ist diesmal anders. "Vor dem Rathaus hängen aktuell die ukrainische Nationalflagge sowie die Peace of Freedom Flagge. Wir fanden, wenn jetzt noch unsere Fahnen dazukämen, wäre der Mix zu groß und würde die Passanten eher verunsichern", erklärt der CSD-Vorsitzende. So ganz will man aber dennoch auf ein Flaggenzeichen am 9. Juli nicht verzichten. Eine Regenbogenflagge wird anlässlich des CSD gehisst. Allerdings auf Halbmast. Damit will der Pirnaer Verein ein Zeichen für die Opfer des Anschlages in Oslo setzen, der sich im Juni im Vorfeld der dortigen Queer Pride ereignete. Ein Attentäter feuerte Schüsse auf die Gäste einer Schwulenbar ab und tötete dabei zwei Menschen, viele wurden verletzt.
Sicherheitskonzept wurde mit Polizei abgesprochen
Leider blieb es auch bei dem CSD Pirna nicht immer friedlich. Vor einigen Jahren wurden dem Verein die Plane der Bühne auf dem Markt aufgeschlitzt. Es entstand ein erheblicher Sachschaden. Außerdem entfernten Unbekannte einige Banner, die damals in der Innenstadt auf den CSD hinweisen. Der Verein hat jetzt ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet und dieses mit der Polizei abgesprochen. Unter anderem wurde ein Sicherheitsdienst beauftragt, der bereits in der Nacht von Freitag auf Sonnabend die große Bühne auf dem Marktplatz kontrolliert.
"Es ist traurig, dass so etwas nötig ist", bedauert Hesse. Er rechnet mit vielen Besuchern und hofft, dass die Zahl vom CSD 2019 getoppt werden kann. Damals kamen rund 4.500 Gäste nach Pirna, um bei bestem Wetter ausgelassen zu feiern. "Wir mussten zwei Jahre aussetzen wegen Corona, ich denke, jetzt wollen viele es mal wieder so richtig krachen lassen", so Christian Hesse. Auch das 9-Euro-Ticket würde vermutlich zahlreiche Gäste nach Pirna ziehen. Generell rät der Verein mit dem ÖPNV anzufahren, da die Parkplatzsituation in der Pirnaer Altstadt sehr beengt ist.
CSD finanziert sich durch Fördermittel
Unter anderem erhalten die Organisatoren für die Veranstaltung Fördermittel aus dem Topf "Partnerschaft für Demokratie", sagt Hesse. Bei der Stadtverwaltung Pirna hat der Verein keinen Antrag auf Förderung gestellt. Das Rathaus unterstützt aber den CSD, indem der Marktplatz kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Auch die öffentlichen Toiletten im Stadthaus dürfen von den Besuchern genutzt werden und sind während der Party zugänglich. Spätestens um Mitternacht wird der CSD beendet.
Weitere Pläne des Vereins CSD Pirna in diesem Jahr
Mit dem CSD im Juli ist nicht Schluss. Zahlreiche Veranstaltungen soll es noch in dem Vereinszentrum Q 43 in der Langen Straße in diesem Jahr geben. "Wir wollen verstärkt Queerkids und Transkids ansprechen, sie für einen Austausch zusammenbringen und sie in ihrer Lebensweise bestärken. Viele Jugendliche im Landkreis treten an uns heran und berichten, dass sie wenig Akzeptanz in der Schule und ihrem Freundeskreis finden", sagt Christian Hesse.
Kleines Lexikon der Schwulen- und Lesbenszene:
- queer - englische Bezeichnung für schwul.
- LGBT ist eine aus dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung
für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender. Zunächst kam im Englischen
LGB auf - als Zusammenschluss von Personen mit den entsprechenden
sexuellen Orientierungen im Kampf gegen Diskriminierungen.
- Dragqueen - Mann, der in künstlerischer oder humoristischer Praktizierung von Travestie durch Aussehen und Verhalten eine Frau darstellt.
- Pride ist ein englischer Begriff, der aus der amerikanischen Lesben- und Schwulenbewegung stammt und international übernommen wurde. Er beschreibt den selbstachtenden und damit stolzen Umgang mit der eigenen sexuellen Identität. Stolz wird dabei im Sinne eines gegenüber anderen gezeigten Selbstwertgefühls verwendet, das heißt, so zu sein, wie man ist, sich nicht vor anderen verstecken oder sich für andere verstellen zu wollen und gegebenenfalls für seine Rechte einzutreten.
Der Christopher Street Day (CSD) ist ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag der Homo-, Bi- und Transsexuellen sowie der Transgender. Der CSD ist eine Demonstration und Feier gegen Diskriminierung und für Gleichstellung, Akzeptanz und Toleranz. Der CSD findet in den Sommermonaten Juni bis August in ganz Deutschland in ca. 50 Städten statt. Die größten CSDs gibt es in Köln, Berlin und Stuttgart. Der CSD 2002 in Köln hatte mit 1,2 Millionen Besuchern mehr Menschen auf die Straße gebracht als der Rosenmontagsumzug.