Kein Führerschein im Lockdown

Lächelnd steht Daniela Neubert neben ihrem weißen Auto. Eigentlich könnte sie jetzt einsteigen und losdüsen, aber wegen der Pandemie würde sie die Straßen damit im wahrsten Sinne des Wortes unsicher machen. Im August hat die 42-Jährige bei der Fahrschule Adler in Pirna ihre Fahrschulausbildung begonnen. Knapp drei Monate später kam der Lockdown und die frisch gebackene Fahrschülerin musste ihre Ausbildung abbrechen. Nun sitzt sie auf dem Trockenen und weiß nicht, wann sie ihren Führerschein wird machen können.
Fahrschüler mitten in Ausbildung gestoppt
"Eigentlich hatte ich geplant, im Januar meinen Führerschein zu haben," sagt Daniela Neubert. Die Theorieprüfung hatte sie bereits bestanden und die Fahrstunden zur Hälfte absolviert, als der bundesweite Lockdown ihrer Ausbildung ein Ende setzte. Im Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme der Agentur für Arbeit hat sie angefangen, ihren Führerschein zu machen. Er sollte ihr helfen auf dem Arbeitsmarkt, auf dem mobil und flexibel sein zunehmend wichtiger werden, wenn man einen Job sucht. Nun kann sich die alleinerziehende Mutter nicht wie ursprünglich geplant bewerben und muss weiter Arbeitslosengeld in Anspruch nehmen. Ein unangenehmer Zustand für sie. "Ohne Führerschein ist man abhängig von anderen."
Ihr Schicksal ist kein Einzelfall. Für viele vor allem jüngere Menschen ist ein Führerschein beispielsweise für die Berufsausbildung unverzichtbar. Allein in der Fahrschule Adler wurden über 100 Fahrschülerinnen und Fahrschüler mitten in der Vorbereitung auf die Führerscheinprüfung gestoppt.
Gültigkeit der Theorieprüfungen verlängert
Die Pandemie bringt gleich mehrere Probleme mit sich. Für viele Fahrschüler, die während der Fahrstunden gestoppt wurden, bedeutet das eine massive Trainingslücke. Durch die fehlende Fahrpraxis fangen sie wieder beinahe bei Null an. "Ich denke, ich werde ungefähr 20 Fahrstunden brauchen," sagt Neubert auf die Frage, wie lange es dauert, bis sie wieder ihr altes Fahrniveau erreicht. Bei 40 bis 50 Euro pro Einheit wird das teuer.
Eine weitere Sorge sind die Theorieprüfungen. Gemäß der alten Regelung muss die praktische Fahrprüfung spätestens ein Jahr nach dem Bestehen der theoretischen absolviert werden, andernfalls verliert sie ihre Gültigkeit. Fahrschüler können jedoch aufatmen, denn angesichts der Situation wurde diese Frist auf eineinhalb Jahre verlängert.
Demonstrieren für die Fahrschulen
Nichtsdestotrotz liegt es im Interesse von Schülern und Ausbildern, sobald wie möglich wieder in den Fahrschulbetrieb zu starten. Fahrlehrer Thomas Adler, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Pirna, hat dazu bereits offene Briefe an Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos) und an Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) geschrieben. Zusätzlich war er mit etlichen anderen Fahrlehrern aus dem Freistaat in der Nähe des Landtags für ihre Forderungen demonstrieren. Wirkung gezeigt haben seine Bemühungen jedoch kaum. Die Fahrschulen bleiben vorerst weiter geschlossen.
Wartezeiten für Neuanmeldungen
Für Daniela Neubert und die anderen Fahrschülerinnen und Fahrschüler bleibt damit weiter ungewiss, wie sie zu ihrem Führerschein kommen. "Ich wünsche mir sehr, dass es endlich weitergeht," so Neubert. Immerhin steht sie ganz oben auf der Warteliste. Gegenüber Sächsische.de sagte Adler, dass Neuanmeldungen mit Wartezeiten von mindestens einem halben Jahr rechnen müssen, bis sie mit den Theoriestunden anfangen können.
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